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Weiterhin großes Interesse an Masters-Themenabenden

Als während des Lockdowns und der langen Zeit, in der keine Wettkämpfe durchgeführt werden durften, die Idee aufkam, etwas speziell für die Masters-Leichtathleten anzubieten, wo sie sich austauschen und fortbilden können, wurde der Vorschlag aufgegriffen, digitale Themenabende durchzuführen.
Eberhard Vollmer

Beim Abend zum Thema „Sprint und Sprung“ Ende Mai waren die Organisatoren überrascht von der großen Nachfrage und der regen Teilnahme. Am Donnerstag (17. Juni) fand der nächste Videotermin – nun zum Thema „Lauf und Wurf“ – statt. Und auch dieses Mal hatten sich mehr als 60 junggebliebene Athletinnen und Athleten angemeldet, um zwei Stunden Erfahrungsberichte von Gleichgesinnten und Anregungen für das eigene Training zu hören.

Auf dem Programm standen sechs Vorträge von erfolgreichen deutschen Masters-Leichtathleten, je drei aus den Disziplinblöcken Langlauf und Wurf. Hatte man vorher noch geunkt, „wenn die Läufer dran sind, schalten die Werfer ab und umgekehrt“, so stellte sich heraus, dass gerade die älteren Athleten sehr interessiert an Erfahrungen aus anderen Disziplinen sind und die Angebote intensiv verfolgten. Zum Schluss waren sich die Teilnehmer einig, dass sie einen kurzweiligen und lehrreichen Themenabend miterlebt hatten.

Den Anfang machten Langstrecklerin Monika Gippert (1961, TV Herkenrath) und der frühere Weltklasseläufer Karl Fleschen (1955) mit einem Vergleich der Trainingsmethoden früher und heute: Während Monika Gippert ihr Training mit einem Wechsel aus Dauerläufen, Stadion-Tempoläufen und Kraft- und Dehnungs-Einheiten mit fest eingeplanten Erholungsphasen vorstellte, zeigte Karl Fleschen seine Trainingsaufzeichnungen von 1977 mit großen Kilometer-Umfängen in hohem Lauftempo.

In deutlichen Kontrast dazu steht das Training der vielfachen Senioren-Weltrekordlerin Silke Schmidt (1959, mettmann-sport), die fast komplett auf Dauerläufe verzichtet. Sie hat im Laufe der Jahre immer mehr zum Intervalltraining gefunden und setzt auf extensive Intervalle über 200 Meter, 400 Meter und 1.000 Meter sowie Fahrtspiel. Das Tempo der Intervalle wird von November bis zum Saisonbeginn immer schneller. Interessant ihr „Ritual“, dass sie immer am Tag vor einem ihrer vielen Wettkämpfe fünf mal 400 Meter läuft.

Der dritte Beitrag aus dem Block Lauf ging unter die Haut, als Lidia Zentner (1953, Gazelle Pforzheim/Königsbach) berichtete, wie sie „dem Krebs davongelaufen“ ist und Jörg Valentin (1962) zeigte, dass man auch mit zwei Kniegelenk-Prothesen noch ausdauernd laufen kann. Denjenigen, die gesundheitliche Rückschläge überwinden müssen, gaben sie mit auf den Weg: „Man darf den Glauben an die Rückkehr zum Laufen nicht verlieren und muss es als einen Wettkampf betrachten, den man gewinnen will.“ Beide laufen inzwischen etwa 90 Kilometer pro Woche – natürlich in etwas langsamerem Tempo als früher.

Typische Individualisten waren die drei Werfer, die bei dieser virtuellen Themenreihe Einblicke in ihren Trainingsalltag gaben: Sie trainieren wie viele Senioren-Leichtathleten allein und profitieren von den jahrzehntelangen Erfahrungen, die sie sich erworben haben.

Der frühere Deutsche Zehnkampfmeister Norbert Demmel (1963, TSV Unterhaching) ist heute Wurf-Allrounder, den die Vielseitigkeit des Wurf-Fünfkampfs fasziniert. Während er im Winter fast ausschließlich Kraft trainiert (4 x 45 min pro Woche), rückt im Frühjahr das Techniktraining auf dem Platz in den Vordergrund. Er findet Würfe mit leichteren Gewichten motivierender und kann dabei die jeweilige Wurftechnik konzentrierter üben. Üblich sind bei ihm Einheiten mit je zwölf Würfen mit drei verschiedenen Wurfgeräten – jeweils unter Berücksichtigung von spezifischen Technik-Schwerpunkten.

Das genaue Gegenteil, nämlich Trainingswürfe mit schwereren Wurfgeräten, bevorzugt Hammerwerfer Ralf Jossa (1966, SV Herzberg). Er zählt schon seit Jahrzehnten zur nationalen Spitze und ist fasziniert davon, „Kraft in Rotation umzusetzen“. Seine Devise: „Ich klaue mit den Augen.“ Mit seiner gewaltigen Erfahrung kann er das, was er bei Konkurrenten sieht, für sein eigenes Training nutzen.

Die Teilnehmer zum Mitmachen vor dem Bildschirm aufgefordert hat die 82-jährige Rosy von Westerholt (1939, Leichtathletik Svpgg. Herten). Sie ist nach der Corona-Zwangspause wieder mit Begeisterung zurück auf dem Sportplatz und setzt auf vielseitiges Training, zu dem auch Sprint gehört. Ihr Ziel „länger beschwerdefrei bleiben und länger leben“ lässt sich nur verwirklichen mit viel körperlicher Aktivität. Ihr Schwerpunkt ist vor allem ausführliches Dehnen. Seit ein paar Jahren hat sie außerdem das Chigong entdeckt, von dem sie einige Übungen demonstrierte.

Am 1. Juli findet der nächste digitale Themenabend zur Senioren-Leichtathletik statt. Er behandelt die Themen „Medizinische Ausnahmeregelung (TUE)“ und „Gemeinsam aktiv für sauberen Sport“.

Monika Gippert und Karl Fleschen - Mittel- und Langstreckentraining früher und heute
Silke Schmidt - Warum ich beim Langstreckentraining auf Dauerläufe verzichte

Videoaufzeichnung des 3. Virtuellen Themenabends Lauf und Wurf!

 

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