| Diamond League Oslo

Bislett-Stadion steht Kopf – Karsten Warholm holt sich den Weltrekord

Vor heimischer Kulisse hat Karsten Warholm am Donnerstagabend beim Diamond League-Meeting in Oslo den Weltrekord über 400 Meter Hürden gebrochen und die Marke auf 46,70 Sekunden geschraubt. Siege feierten mit Malaika Mihambo und Christin Hussong auch zwei DLV-Athletinnen.
Jan-Henner Reitze

Die Kulisse im Bislett-Stadion war malerisch und auch Zuschauer durften am Donnerstag beim Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen) dabei sein. Ganz besonders fieberten sie dem Abschluss des Meetings entgegen: Den 400-Meter-Hürden mit ihrem Lokalhelden, dem zweimaligen Weltmeister Karsten Warholm (Norwegen). Und der machte mit seinem Gebrüll schon bei der Präsentation kurz vor dem Start klar, dass er heute Großes vorhat. Im vergangenen Jahr hatte der 25-Jährige mit 46,87 Sekunden in Stockholm (Schweden) den ältesten Männer-Weltrekord auf den Laufstrecken von Kevin Young (USA; 46,78 sec) von Olympia in Barcelona (Spanien) nur knapp verpasst.

Ganz besonders auf den ersten 200 Metern machte Karsten Warholm wieder einmal richtig Alarm. Danach war es das Publikum, das brüllte und ihn trotz schwindender Kräfte in 46,70 Sekunden zur lang ersehnten neuen Bestmarke schrie.  Nachdem der US-Amerikaner Rai Benjamin bei den US-Trails in 46,83 Sekunden noch zwischenzeitlich auf Platz zwei der Geschichte dieser Disziplin gelaufen war, machte der Norweger unmissverständlich klar, das Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan; 30. Juli bis 8. August) nur über ihn geht.

„Ich wusste, in mir steckt eine schnelle Zeit. Aber du weißt nie, wann der Moment kommt. Es ist großartig, es hier in Bislett vor tollen Zuschauern zu schaffen, inklusive meiner Familie und meinen Freunden“, so der frisch gebackene Weltrekordler. „Es war mein erstes Saisonrennen. Ich denke, es ist mehr im Tank. Vielleicht braucht es einen weiteren Weltrekord, um Olympia-Gold zu gewinnen. Es gibt so viele großartig schnelle Konkurrenten. Ich freue mich, auf ein großes Rennen.“

Südamerika-Rekord durch dos Santos, Landesrekord für Bol

Als Zweiter steigerte Alison dos Santos (Brasilien) den Südamerika-Rekord auf 47,38 Sekunden. Mit im Weltrekordrennen dabei war auch der deutsche Meister Constantin Preis (VfL Sindelfingen), der in 49,79 Sekunden Rang fünf belegte.

Bei den Frauen gelang Femke Bol die nächste Steigerung ihres niederländischen Landesrekordes um gut eine Zehntel auf 53,33 Sekunden. Damit wird die 21-Jährige bei Olympia wohl die stärkste Herausforderin der starken US-Athletinnen um die neue Weltrekordlerin Sydney McLaughlin (USA; 51,90 sec) sein.

Malaika Mihambo hält Druck im sechsten Durchgang diesmal stand

Im Diamond League-Modus der Horizontalsprünge und Würfe, in dem nach fünf Versuchen die bis dahin besten Drei im sechsten Durchgang um den Sieg kämpfen, hatte Malaika Mihamo (LG Kurpfalz) die Konkurrenz diesmal im Griff. In Florenz (Italien) hatte sich die Weltmeisterin noch Ivana Spanovic (Serbien) geschlagen geben müssen. Diesmal zeigte die DLV-Athletin in den ersten fünf Sprüngen mit 6,86 Metern wieder die beste Weite und setzte sich dann mit 6,83 Metern auch im entscheidenden Versuch durch. Ivana Spanovic wurde diesmal Zweite (Tagesbestweite: 6,66 m).

„Ich gewöhne mich an das neue Format. Auch mein Anlauf wird von Wettkampf zu Wettkampf besser“, erklärte Malaika Mihambo. „Ich komme den sieben Metern näher und bin sicher, sie werden kommen. Ich bin schnell, muss aber noch an den letzten drei Schritten vor dem Absprung arbeiten.“

Im Stabhochsprung steigerte Armand Duplantis (Schweden) den Meeting-Rekord von Tim Lobinger aus dem Jahr 1999 (6,00 m) um einen Zentimeter. Die neue Weltrekordhöhe von 6,19 Metern war dann zu hoch. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Sam Kendricks (USA; 5,91 m) und Renaud Lavillenie (Frankreich; 5,81 m).

Christin Hussong entscheidet Zentimeter-Duell für sich

Einen engen Zweikampf lieferten sich die beiden jahresbesten Speerwerferinnen. Nach fünf Durchgängen lag die Polin Maria Andrejczyk (62,67 m) knapp vor Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 62,62 m). Die deutsche Meisterin legte im für den Tagessieg entscheidenden sechsten Durchgang dann 60,95 Meter vor. Mit 60,35 Metern kam die Polin nicht ganz an diese Weite heran.

Christin Hussong freute sich über den Sieg. „Mit der Weite bin ich nicht so glücklich“, so die Europameisterin. „Im sechsten Durchgang war der Druck dann sehr groß. Das ist eine gute Vorbereitung auf Tokio.“

Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) kam nicht zum Brett und musste sich als Fünfter mit 16,45 Metern zufrieden geben. Die einzigen beiden 17-Meter-Sprünge des Abends (17,24 m; 17,23 m) lieferte Sieger Yasser Triki (Algerien).

Katharina Trost behauptet sich und kratzt an Zwei-Minuten-Marke

Bei ihrem ersten Auftritt in der Diamond League musste sich Katharina Trost (LG Stadtwerke München) stellenweise mit Ellenbogeneinsatz Platz verschaffen. Davon ließ sich die 26-Jährige aber nicht entscheidend aus dem Rhythmus bringen und bewies erneut, dass sie in der bisher besten Form ihrer Karriere ist. Als Sechste reichte es zwar knapp nicht für die nächste Zeit unter zwei Minuten. 2:00,02 Minuten sind aber die zweitschnellste Zeit der bisherigen Laufbahn. Das schnelle Rennen gewann die US-Amerikanerin Kate Grace (1:57,60 min).

Über 3.000 Meter der Männer steigerte Hallenweltmeister Yomif Kejelcha (Äthiopien) den Meetingrekord auf 7:26,25 Minuten. Nur sechs Athleten waren in der Geschichte dieser Distanz jemals schneller. Die 5.000 Meter der Frauen entschied Hellen Obiri (Kenia; 14:26,38 min) für sich. Über die Meile musste Lokalmatador Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) krankheitsbedingt absagen, damit war der Weg frei für Stewart McSweyn (Australien; 3:48,37 min), der Ozeanienrekord lief. Dahinter steigerte Marcin Lewandowski den polnischen Rekord auf 3:49,11 Minuten.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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