| Olympische Spiele 2021

Kristin Pudenz wirft den Diskus zu Überraschungssilber

Diskuswerferin Kristin Pudenz hat am Montag bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) die Silbermedaille gewonnen. Mit 66,86 Metern gewann die Potsdamerin die erste olympische Medaille für Deutschland in dieser Disziplin seit 25 Jahren. Den Titel holte sich die US-Amerikanerin Valarie Allman mit 68,98 Metern.
Alexandra Dersch

Olympische Spiele 2021 kompakt

Diesen Wettkampf wird Kristin Pudenz (SC Potsdam) in ihrem Leben nicht mehr vergessen. Bei ihren ersten Olympischen Spielen überhaupt ließ sich die Diskuswerferin weder vom strömenden Regen, noch von der Weltklasse-Konkurrenz schocken, sondern rief auf den Punkt ihr volles Vermögen ab und schleuderte den Diskus auf 66,86 Meter. Bestleistung. Olympisches Silber.

Die Deutsche Meisterin begann bereits stark. Im zweiten Versuch brachte sie sich mit 65,34 Metern auf Kurs. Schon damit lag sie auf einem Medaillenplatz. Doch dann musste der Wettkampf aufgrund eines starken Regengusses kurzzeitig unterbrochen werden. Die Wasserschlacht im Diskusring wurde auch zu einer Nervenschlacht. Wer konnte seine Aufregung unter diesen Bedingungen am besten zügeln? Wer hielt die Anspannung trotz der Zwangspause hoch?

Auf den Punkt in Bestform

Kristin Pudenz zeigte in dieser Situation, wie sehr sie in den letzten Jahren gewachsen ist. Von einer guten, aber nicht herausragenden Werferin, hin zu einer Athletin von Weltformat. Denn nach der Pause drehte die Potsdamerin erst richtig auf. 66,86 Meter im fünften Durchgang – so weit hatte sie den Diskus bislang nicht fliegen gelassen. Eine Weite, an der sich auch so große Namen wie Weltmeisterin Yaime Perez (Kuba; Platz drei mit 65,72 m) oder Doppel-Olympiasiegerin Sandra Perkovic (Kroatien) die Zähne ausbissen. Der Athletin, die diese Disziplin bald ein ganzes Jahrzehnt dominiert hatte, blieb in Tokio mit 65,01 Metern nur der vierte Platz.

Nur die US-Amerikanerin Valarie Allman war an diesem Tag nicht zu schlagen für Kristin Pudenz. Der Shootingstar dieses Jahres schockte die Konkurrenz bereits im ersten Durchgang mit einem Wurf auf 68,98 Meter.

Gutes Mannschaftsergebnis

Die letzte olympische Medaille für die deutschen Diskus-Frauen hatte Ilke Wyludda 1996 geholt. 25 Jahre später glänzt Kristin Pudenz mit Silber.

Die beiden weiteren DLV-Starterinnen in diesem Finale fanden sich abschließend auf den Plätzen acht und neun wieder. Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) schleuderte bei ihrer Olympia-Premiere den Diskus auf 62,02 Meter, Claudine Vita (SC Neubrandenburg) belegte mit 61,80 Metern den neunten Rang.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Kristin Pudenz (SC Potsdam):
Ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Mal gucken, wie lange das dauert. Für mich war das Ziel, die Top Acht zu schaffen. Eine Bestleistung zu werfen hatte ich mir auch vorgenommen. Aber dass es für eine Silbermedaille reicht, hätte ich nie gedacht. Ich habe dieses Jahr schon 66,31 Meter geworfen. Auf einer Segelwiese, und im Stadion ist das ja immer noch mal etwas anderes. Deswegen macht es mich umso stolzer, dass ich heute zeigen konnte, dass ich das drauf habe. Ich hatte das Glück, dass mein zweiter Versuch vor der Regenunterbrechung schon weit war und ich auf dem dritten Platz war. Ich habe versucht ruhig zu bleiben und die Pause auch zum Runterkommen zu nutzen. Der dritte Versuch war dann schon wieder ganz gut. Da wusste ich: Du hast die Pause gut verkraftet. Jetzt: Alles oder nichts.25 Jahre seit der letzten deutschen Olympiamedaille? Das wusste ich gar nicht, dass das so lange her ist! Das ist natürlich wahnsinn, dass ich in diese Reihe eintrete. Das Gefühl ist einfach gerade unbeschreiblich!

Claudine Vita (SC Neubrandenburg)
Ich wusste, dass die Konkurrenz stark ist. Ich habe natürlich gezittert und habe gehofft, dass ich mit ein bisschen Glück doch drin bleibe. Es hat nicht sollen sein, aber ich bin trotzdem stolz, dass ich bei den Olympischen Spielen einen neunten Platz gemacht habe. In der Regenpause wussten wir nicht, wie es weiter geht, es gab leider wenige Infos, aber das Kampfgericht hat gut reagiert, indem es uns nicht der Gefahr ausgesetzt hat, dass wir uns verletzen. Die Unterbrechung war ungünstig für mich. Aber wir hatten alle die gleichen Bedingungen. Dass ich mich im dritten Versuch trotzdem noch gesteigert habe, freut mich. Die letzten zwei Wochen waren nicht so einfach für mich, da ich ein bisschen mit dem Rücken zu tun hatte. Die Physios haben mich wieder aufgepäppelt, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Als ich die Quali geschafft habe, war das schon ein Wow-Moment für mich. Meine langfristige Planung ist, dass ich irgendwann auch eine Medaille bei Olympischen Spielen gewinnen möchte. Kristin Pudenz ist auf dem besten Weg dorthin, und das freut mich sehr für sie. Ich bin die Jüngste hier, und in drei Jahren habe ich ein gutes Alter, um da vorne eine Rolle zu spielen.
 

Olympische Spiele 2021 kompakt

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