| Olympische Spiele 2021

Tokio Tag 4 | Hassan startet Triple-Mission, Pudenz holt erste Medaille für DLV-Team

Diskuswerferin Kristin Pudenz hat am Montag, dem vierten Tag der Leichtathletik-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan), die erste Medaille für das DLV-Team geholt. Mit 66,86 Metern holte sich die Potsdamerin die Silbermedaille. Im Weitsprung-Finale kämpfte Vize-Europameister Fabian Heinle mit seinem Körper, über 100 Meter Hürden schrieb Jasmine Camacho-Quinn Geschichte und Sifan Hassan startete über 5.000 Meter ihre Triple-Mission.
Alexandra Dersch mit dpa

Olympische Spiele 2021 kompakt

Es ist die erste Deutsche Medaille in dieser Disziplin seit 1996: Diskuswerferin Kristin Pudenz aus Potsdam überraschte am Montag mit Silber bei den Olympischen Spielen in Tokio. Die 28-Jährige landete am Montag mit der persönlichen Bestleistung von 66,86 Metern im fünften Versuch auf dem zweiten Platz. Nach ihrem Silber-Coup vergoss Pudenz, die in diesem Jahr immer wieder Probleme mit der Achillessehne hatte, Tränen des Glücks.

Pudenz bescherte den deutschen Diskuswerferinnen zudem die erste Medaille seit dem Gold-Wurf von Ilke Wyludda 1996 in Atlanta. Olympiasiegerin im von einer rund einstündigen Regenunterbrechung beeinträchtigten Wettbewerb wurde die US-Amerikanerin Valarie Allman (68,98 m). Auf Rang drei kam Yaime Perez aus Kuba (65,72 m).
Die Leverkusenerin Marike Steinacker wurde mit 62,02 Metern Achte. Claudine Vita aus Neubrandenburg verpasste den Endkampf der besten acht Diskuswerferinnen als Neunte (61,80 m).

Sifan Hassan startet Triple-Mission

Fabian Heinle (VfL Stuttgart) wurde im olympischen Weitsprung-Finale mit 7,62 Metern Zwölfter. „Ich habe mehr gegen meinen Körper gekämpft als gegen die Gegner“, berichtete der Stuttgarter. Nach dem EM-Titel im Freien und der Halle sprang Miltiadis Tentoglou im letzten Versuch zur olympischen Goldmedaille. Im letzten Versuch sprang der Grieche auf 8,41 Meter, vor dem weitengleichen Kubaner Juan Miguel Echevarria, der im dritten Versuch ebenfalls 8,41 Meter verbucht hatte, aber verletzt nichts mehr entgegensetzen konnte. Im Vergleich der zweitbesten Versuche blieb ihm daher die Silbermedaille. Bronze ging ebenfalls nach Kuba in Person von Michael Masso (8,21 m).

Sifan Hassan hat ihr Triple-Gold-Projekt mit dem Olympiasieg über 5.000 Meter erfolgreich gestartet. Die 28 Jahre alte Niederländerin gewann in 14:36,79 Minuten vor der Olympia-Zweiten von 2016, Helen Obiri aus Kenia (14:38,36 min). Bronze sicherte sich die Äthiopierin Gudaf Tsegay (14:38,87 min). Nur zwölf Stunden zuvor hatte Hassan ihren 1.500-Meter-Vorlauf in 4:05,17 Minuten gewonnen – trotz eines Sturzes vor der letzten Runde und nach einer fulminanten Aufholjagd. Am Freitag will sie das zweite Gold über 1.500 Meter gewinnen und am Samstag über 10.000 Meter den dritten Olympiasieg feiern.

Hindernis-Gold für Marokko

Über die 1.500 Meter zog Caterina Granz (LG Nord Berlin) ins Halbfinale ein. „Ich glaube, ich hatte unheimlich Glück, ich habe einfach das schnellste Rennen erwischt!, sagte sie nach guten 4:06,22 Minuten. Gar nicht ins Rennen fand dagegen die Tübingerin Hanna Klein. Nach 4:14,83 Minuten musste sie sich nach dem Vorlauf verabschieden und rätselte im Anschluss über die Ursachen. „Ich habe mich schon beim Warmmachen und die Tage zuvor nicht gut gefühlt“, sagte sie.

Über 3.000 Meter Hindernis beendete der Marokkaner Soufiane El Bakkali die kenianische Lauf-Dominanz. Der Vierte von Rio de Janeiro 2016 triumphierte nach einem selbstsicheren Endspurt in 8:08,90 Minuten. Seit 1984 hatten die Kenianer auf dieser Distanz stets Gold gewonnen, 1976 und 1980 boykottierten sie die Spiele. Bester Läufer aus dem ostafrikanischen Land war Benjamin Kigel (8:11,45) als Dritter. Silber ging an den Weltjahresbesten Lamecha Girma aus Äthiopien in 8:10,38 Minuten.

Der 25 Jahre alte El Bakkali war WM-Zweiter 2017 und WM-Dritter 2019 und absolvierte in dieser Saison vor seinem Olympiasieg nur zwei Rennen. Nicht dabei war Weltmeister und Rio-Goldmedaillengewinner Conseslus Kipruto, der in einen Kriminalfall verwickelt ist und nicht für Kenias Team nominiert wurde.

Carolina Krafzik trotzt dem Regen

Für die deutsche 400-Meter-Hürden Meisterin Carolina Krafzik war im Olympia-Halbfinale Endstation. In starken 54,95 Sekunden wurde die 26-jährige Sindelfingerin in ihrem Lauf Vierte. „Ich habe gesagt: Irgendwann zahlt sich das doofe Regenwetter in Deutschland aus. Es war schon arg, die Bahn war extrem nass“, sagte Krafzik nach dem Lauf, der im strömenden Regen stattfand. „Man muss es so nehmen, wie es kommt. Man kann nicht jeden Tag persönliche Bestzeit laufen.“ Bei ihrem nationalen Titelgewinn in Braunschweig war sie in 54,89 Sekunden so schnell wie noch nie gelaufen.

Am schnellsten waren die zwei amerikanischen Topfavoritinnen: Weltrekordlerin Sydney McLaughlin rannte die Stadionrunde in 53,01 Sekunden, Olympiasiegerin und Weltmeisterin Dalilah Muhammad benötigte 53,30 Sekunden.

Lisa Marie Kwayie im Halbfinale

Über 200 Meter gab  es im Vorlauf eine Zitterpartie für die Berlinerin Lisa Marie Kwayie. In 23,14 Sekunden zog sie über die Zeitregelung in die nächste Runde ein. Im Halbfinale war in 23,42 Sekunden aber kein Weiterkommen mehr möglich. Von Krämpfen geplagt musste sich im Vorlauf bereits Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannhein, 23,41 sec) verabschieden.

Eine Glanzzeit legte 100-Meter-Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah im Halbfinale hin. Zwei Tage nach ihrem Goldtriumph gewann die 29-jährige Jamaikanerin ihren Lauf über 200 Meter in 21,66 Sekunden. Der Weltrekord der 1998 gestorbenen Florence Griffith-Joyner (USA) steht bei 21,34 Sekunden. Mitfavoritin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) gewann ihr Rennen in 22,13 Sekunden. Sie hatte über 100 Meter Silber geholt. Christine Mboma aus Namibia empfahl sich mit 21,97 Sekunden für den Medaillenkampf – so schnell war noch nie eine 18-Jährige über 200 Meter.

Deutschlands bester Hammerwerfer Tristan Schwandke erfüllte sich mit seinem Start in Tokio einen Kindheitstraum. Für den Werfer aus Hindelang war das Finale aber außer Reichweite. „Mit den Würfen bin ich zufrieden, aber die letzten Körner haben gefehlt, da konnten keine Riesenweiten rauskommen“, meinte der Neunte seiner Qualifikationsgruppe nach 73,77 Metern.

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