| Olympische Spiele 2021

Christopher Linke überzeugt in Hitze von Sapporo als Fünfter

Er rollte das Feld von hinten auf: Christopher Linke hat im olympischen Wettbewerb über 20 Kilometer Gehen nach großer Aufholjagd den fünften Platz belegt. Auch Leo Köpp überzeugte bei seinem Olympia-Debüt und Temperaturen von um die 30 Grad.
Nicolas Walter

Olympische Spiele 2021 kompakt

„Minimum die Top Acht“, hatte Christopher Linke (SC Potsdam) vor dem olympischen Wettbewerb über 20 Kilometer Gehen die Marschroute vorgegeben. Lange Zeit sah es am Donnerstagvormittag deutscher Zeit für den 32-Jährigen nicht danach aus, als könne er dieses Ziel erreichen. Doch der Potsdamer rollte das Feld von hinten auf und belegte schlussendlich in der Hitze von Sapporo in 1:21:50 Stunde einen überzeugenden fünften Platz.

„Ich habe hintenraus richtig beißen können und bin damit sehr zufrieden“, sagte Christopher Linke unmittelbar nach dem Rennen im ZDF-Interview. Zu Beginn konnte er sich mit den anderen beiden deutschen Startern Nils Brembach (SC Potsdam) und Leo Köpp (LG Nord Berlin) im vorderen Pulk aufhalten. Gut fünf Kilometer nach dem Startschuss waren die führenden Athleten dann jedoch enteilt, Christopher Linke hatte knapp 30 Sekunden Rückstand und hielt sich rund um eine Platzierung der Top 30 auf.

Bei Halbzeit hatte sich der Deutsche, der sich im Vorfeld auf die klimatischen Bedingungen mit Aufenthalten in einer Hitzekammer vorbereitet hatte, schließlich auf Position 19 vorgearbeitet. Nach und nach kämpfte er sich weiter an die Spitzengruppe heran und konnte in der letzten Runde schließlich sogar noch den Spanier Diego Garcia auf Platz fünf einfangen. „Ich dachte schon, ich bin ein alter Mann, weil die Saison nicht ganz so gut lief. Ich bin als 50. angereist und jetzt bin ich Fünfter. Nach diesem schwierigen Jahr bin ich damit sehr, sehr zufrieden.“

Massimo Stano holt sich Gold

Die Goldmedaille ging überraschend an den EM-Vierten Massimo Stano, der sich in 1:21:05 Stunde die Krone aufsetze. Zu Beginn hatte es dabei noch nicht nach einem Triumph des Italieners ausgesehen. Stattdessen hatten sich der WM-Achte Wang Kaihua (China) und der Inder Sandeep Kumar nach sieben Kilometern rund 10 Sekunden vom Verfolgerfeld abgesetzt. Bei Kilometer neun übernahm Wang Kaihua die alleinige Führungsarbeit. Doch der Vorsprung auf die sechs Mann starke Verfolgergruppe um Massimo Stano schmolz zusehends. Schließlich wurde Kaihua von ihr eingefangen.

Auf den letzten Kilometern konnte sich der Italiener von seinen ärgsten Verfolgern Koki Ikeda und Toshikazu Yamanishi (beide Japan) absetzen und somit den Olympiasieg feiern. Ikeda holte Silber (1:21:14 h), sein Landsmann Bronze (1:21:28 h).

Leo Köpp überzeugt bei Olympia-Debüt

Neben Christopher Linke zeigte mit Leo Köpp ein weiterer deutscher Athlet eine starke Vorstellung. Bei seinem Olympia-Debüt belegte der Berliner in 1:24:46 Stunde Platz 22. Auch der 23-Jährige hielt sich zwischenzeitlich weiter hinten im Feld auf, konnte sich dann aber im weiteren Verlauf nach vorne arbeiten. Lange Zeit hatte er sich dabei an den Briten Tom Bosworth gehängt, mit dem er zusammen ein letztlich effektives Renntempo fand.

Der dritte deutsche Starter im Bunde Nils Brembach konnte sich zunächst im vorderen Teil des Feldes platzieren, kam dann jedoch immer weniger gut mit den Temperaturen um die 30 Grad klar. Als 28. erreichte er schließlich in 1:26:45 Stunde das Ziel.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Christopher Linke (SC Potsdam)
Der fünfte Platz ist ein sehr großer Erfolg, weil die Saison bisher überhaupt nicht lief, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Dadurch war meine Selbsteinschätzung sehr schwer, weil ich nicht wusste, wo ich stehe, wie gut ich wirklich bin. Von daher bin ich sehr zufrieden. Im Vorfeld habe ich gesagt, eine Top Acht Platzierung ist mein Ziel, deswegen kann ich zufrieden nach Hause fahren. Auf der einen Seite ist es schade, dass es wieder keine Medaille geworden ist, aber mit der Vorbereitung wäre eine Medaille auch nicht verdient gewesen. Das muss man klar so sagen. Die größte Herausforderung war heute die Hitze. Ich habe zwischendurch gemerkt, dass ich ganz schön überhitze und ich hätte viel mehr Wasser gebraucht. Wir hatten eine Wasserstelle, an der sie uns 300 Milliliter pro Flasche gereicht haben, normalerweise kippe ich mir pro Runde einen Liter auf den Kopf und jetzt hatte ich zwei kleine Flaschen. Das war nicht ganz optimal gelöst. Die Strecke war ein schöner Rundkurs und es war gut, dass Zuschauer da waren. Dadurch hatte man immer ein paar Fixpunkte.

Leo Köpp (LG Nord Berlin)
Ich bin überwältigt vom Eindruck hier und bin mega zufrieden. Ich wusste ja zuerst gar nicht, wie gut meine Leistung war, bis mir der ZDF-Reporter gesagt hat, dass ich 22. geworden bin. Für mich war es ein Wettkampf, in dem ich alles geben und jeden überholen wollte, den ich in Sichtweite bekomme. Das habe ich gemacht, damit bin ich mehr als zufrieden. Ich habe versucht ein cleveres Rennen mit Köpfchen zu machen. Ich hatte auch Glück, dass ich den Briten Tom Bosworth gefunden habe, den ich schon kannte. Ich wusste, dass ich stärker bin und wenn ich dranbleibe, werde ich ihn im Endspurt auf jeden Fall schlagen. Gleichzeitig hat er die Erfahrung, die mir fehlt und er hat es geschafft, trotz der Hitze, sehr gleichmäßig zu gehen, sodass ich mir den Kopf völlig freihalten konnte. Ich wusste, das ist genau mein Level. Dadurch konnte ich entspannt bleiben und kraftsparend gehen. Das war ein Glückstreffer, dass ich ihn hatte.

Nils Brembach (SC Potsdam)
Einer der Hauptgründe für das Abschneiden war sicherlich die Hitze. Ich hätte gedacht, dass ich mich mit dem Vorbereitungslager mental besser auf die Hitze eingestellt hätte. Leider wurde mir dann heute doch gezeigt, dass das nicht gereicht hat. Ich hatte nach 10 Kilometern das Gefühl, als ob mir der Stecker gezogen wurde. Da ist es schwer am Ball zu bleiben und sich durchzukämpfen. Zwischenzeitlich habe ich einen Spanier gefunden, mit dem ich ganz gut mitgehen konnte und als ich mich dann von ihm lösen konnte, habe ich fünf Kilometer vor dem Ziel neuen Mut gefunden. Wenn man aber so lange schon dabei ist und 15. der Welt war, Fünfter in Europa, dann kann man mit einem 28. Platz nicht zufrieden sein.

Olympische Spiele 2021 kompakt

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