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Luis Brandner: Staffel-Gold der U23-EM bringt Motivationsschub

Gold mit U23-Europarekord: Luis Brandner war Teil der DLV-Sprinstaffel, die bei der U23-EM in Tallinn den Titel holte. Als im Juli Sprinter Julian Reus und Geher Jonathan Hilbert zu den Olympischen Spielen verabschiedet wurden, wurde Brandner im Steigerwaldstadion für seine Medaille geehrt. Sie ist für den 20-Jährigen Antrieb dafür, bald selbst auch in der A-Nationalmannschaft durchzustarten.
Sandra Arm / sb

Die Medaille war ein schöner Blickfang. Da schauten selbst seine Sprint-Trainer Gerhard Jäger und Tobias Schneider ganz genau hin. Für ihren Schützling war es bereits die dritte internationale Medaille. Bei der U18-WM 2017 in Nairobi (Kenia) gab es Bronze über 200 Meter, ein Jahr später mit der DLV-Sprintstaffel Bronze bei der U20-WM in Tampere (Finnland). Luis Brandner (LC Top Team Thüringen) zeigte sich über sein Goldstück mehr als erleichtert. Gerade auch nach einem schwierigen Saisoneinstieg mit der einen oder anderen kleinen Muskelverletzung, die ihn beispielsweise bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig ausbremste. „Das Team in Erfurt und ich wussten, wenn man den kleinen Schalter findet, dass ich schmerzfrei laufen kann, dann kann es wieder bergauf gehen.“

Und es ging bergauf. Bestätigt fühlte sich Luis Brandner mit dem 200 Meter-Titel bei der U23-DM in Koblenz sowie der Nominierung für einen Staffeleinsatz in Tallinn. Zwar waren die bis dahin schnellsten Konkurrenten Lucas Ansah-Peprah, Owen Ansah (beide Hamburger SV) und Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) für die Olympischen Spiele nominiert, doch der Erfurter war sich sicher: Selbst wenn sie in Tallinn dabei gewesen wären, hätte er in der Staffel eine wichtige Rolle gespielt. „Ich bin durch meine vorherigen Staffel-Einsätze relativ erfahren. Ich habe damals in Finnland schon abgeliefert. Man hat auch gesehen, dass wir trotzdem eine konkurrenzfähige Staffel in Tallinn am Start hatten. Auch wenn nicht die Allerschnellsten dabei waren. Für die Staffel war es trotzdem eine gute Konstellation“, blickt Luis Brandner zurück.

Trotz Verzögerungen vor dem Finale cool geblieben

Das Vertrauen zahlten die Jungs mit Europarekord von 38,70 Sekunden sowie dem Titel zurück. Nach dem Vorlauf hatte sich das Quartett mit Yannick Wolf (LG Stadtwerke München), Luis Brandner, Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) und dem weiteren Olympia-Starter Joshua Hartmann (ASV Köln) in die Favoritenstellung gebracht. „Wir haben läuferisch voll durchgezogen, aber die Wechsel waren noch nicht mit vollem Risiko“, erklärte Luis Brandner. Nach der ersten Runde war er für eine Einschätzung am Livestream-Mikrofon. „Man versucht relativ ruhig zu bleiben und nicht zu euphorisch zu wirken. Im Finale kann immer noch viel passieren. Wir wussten, wir sind der Favorit.“

Zwischen Vorlauf und Finale ging es zurück ins Hotel. Runterfahren. Physiotherapie, Mittagessen und Mittagsschlaf – ebenfalls wichtige Faktoren. Zurück im Stadion verzögerte sich der Start aufgrund eines Stromausfalls um eine halbe Stunde. Der Callroom-Aufenthalt wurde etwas länger, aus der Ruhe brachte sie der Vorfall nicht. Sie hatten einen klaren Plan. „Es ging im Finale darum, das Rennen sicher durchzubekommen und eine Medaille zu holen. Am besten natürlich Gold. Was wiederum nicht selbstverständlich ist, weil in der Staffel viel passieren kann“, merkt der Student der Rechtswissenschaften an. Schlussendlich klappte alles und die deutsche Staffel rannte souverän zum Titel.

Vitrine mit Gold und zweimal Bronze

Zuvor war die deutschen Frauen-Staffel erfolgreich. Gemeinsam feierten sie den Doppelerfolg auf der Rundbahn. Die Nacht wurde kurz. Am Folgetag hob der Flieger um 6 Uhr in der Früh zurück in die Heimat ab. Dort fand die Goldmedaille von Luis Brandner schnell einen Platz – in einer Vitrine, wo die WM-Bronzemedaillen nun nicht mehr allein hängen. „Ich hoffe, da kommt noch die eine oder andere Medaille dazu“, blickte Luis Brandner voraus. Zum Beispiel auf das kommende Jahr, wenn mit der Heim-EM in München und der WM in Eugene, Oregon (USA) zwei Höhepunkte anstehen. „Schauen wir mal. Das ist auf jeden Fall das nächste Ziel, bei der Heim-EM zu starten.“

Bei der Olympia-Verabschiedung in Erfurt gab er Trainingspartner Julian Reus die besten Wünsche mit auf den Weg. In drei Jahren könnte Luis Brandner an selber Stelle stehen. „Allein der Gedanke an die Olympischen Spiele ist Motivation genug“, sagt er zu seinen Ambitionen. In diesem Jahr kam der Schritt noch zu früh. „Ich bin ganz realistisch, dieses Jahr richtig einzuordnen. Ich war froh, dass es mit einem Einsatz bei der U23-EM geklappt hat. Aufgrund der ganzen Gegebenheiten waren die Olympischen Spiele in diesem Jahr für mich ein Schritt zu weit weg. Im Hinblick auf Paris bin ich sehr optimistisch, dass das klappt.“

Das ist die sportliche Zukunft, in der Gegenwart will Luis Brandner weiter angreifen. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften in Sömmerda steigerte er Mitte Juli seine Saisonbestzeit über 100 Meter auf 10,39 Sekunden. Im Vergleich mit den weiteren Athleten des starken 2000er Jahrgangs, dem auch Ansah-Peprah, Ansah und Wolf angehören, ist Brander damit in diesem Jahr die deutsche Nummer vier. In der deutschen Bestenliste belegt er über 100 Meter Platz 16, über 200 Meter (21,13 sec) Rang 15. Seine Bestzeiten konnte der Erfurter, der die 100 Meter schon als 16-Jähriger in 10,44 Sekunden gesprintet war, in diesem Jahr nicht verbessern. Ein Ziel, das mit der neuen Motivation der Staffel-Goldmedaille spätestens im Jahr 2022 wieder in Reichweite rücken soll.

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