| Porträt

Masha-Sol Gelitz: Vom Rohdiamanten zu Doppelgold bei der U16-DM

Mit nur zwei Dreisprung-Wettkämpfen zur U16-Bestleistung und Doppelgold bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Hannover: Hinter Masha-Sol Gelitz liegt eine äußerst erfolgreiche Saison. Zur Leichtathletik kam das Sprung-Talent vom GSV Eintracht Baunatal jedoch nur durch Zufall.
Birte Grote

Viele Leichtathletikkarrieren beginnen im Schulsport oder bei Volksläufen. Masha-Sol Gelitz wurde auf dem Fahrrad entdeckt, genauer gesagt: Bei einer Fahrradsicherheitsprüfung in der vierten Klasse. Dort war der verkehrserziehende Polizist Holger Menne, nebenbei Leichtathletiktrainer, vor Ort, dem die Schülerin ins Auge fiel. „Ihre Art der Bewegung und ihre athletische Erscheinung veranlassten mich dazu, sie anzusprechen“, erinnert er sich. Bis Masha-Sol Gelitz dann tatsächlich zum Leichtathletiktraining in der Langenberghalle in Baunatal auftauchte, verging jedoch noch ein halbes Jahr. „Ich habe mich erst nicht allein getraut, bin dann aber mit einer Freundin gemeinsam hingegangen“, erzählt die 15-Jährige.

Von Vereinssport, der Leichtathletik und ihren vielfältigen Disziplinen hatte sie keinerlei Ahnung. „Ich habe generell nicht einmal eine andere Sportart betrieben. Deswegen war beim Training alles neu für mich.“ Dementsprechend bezeichnet Holger Menne seine Athletin von damals auch als „Rohdiamanten“. Blut geleckt hatte Masha-Sol Gelitz dann bei ihrem ersten Wettkampf, einen 60-Meter-Sprint, den sie direkt gewann. „Da stand fest, dass ich das auf jeden Fall weiter machen möchte.“ Gefördert wurde sie auch durch den Deutschen Mehrsprung-Cup.

In den Sprung- und Sprintdisziplinen ging es von Beginn an steil bergauf. Eine ganz besondere Leistung gelang ihr im Mai: Mehr als ein Jahr nach ihrem ersten Dreisprung-Wettbewerb trat sie in Wiesbaden zu ihrem erst zweiten Start in dieser Disziplin an. Gleich im ersten Versuch landete sie nur vier Zentimeter unter der nur zwei Jahre alten DLV-Bestleistung von Ruth Hildebrand (MTG Mannheim; 12,47 m). „Ich wusste im Vorfeld nicht, wo der Rekord liegt, aber im Wettkampf wurde durchgesagt, dass ich ganz dicht dran bin.“ Nach zwei ungültigen Versuchen fiel die Marke dann mit 12,57 Metern im vierten Durchgang, um im fünften Versuch mit 12,68 Metern noch einmal einen drauf zu setzen. „Im Training hatten sich eine 12-Meter-Weite schon angedeutet, aber dass es so weit geht, damit hatte ich nicht gerechnet.“

Gold im Weit- und Dreisprung

Die Krönung ihrer Saison gelang ihr nun mit zwei Meistertiteln bei der U16-DM in Hannover. Dort konnte sie mit dem Druck der Favoritin im Dreisprung gut umgehen. „Wenn man mit deutlichem Vorsprung anreist, will man natürlich auch gewinnen.“ Mit 12,25 Metern übersprang sie als einzige die 12-Meter-Marke. Etwas überraschender sei der Satz auf sechs Meter einen Tag später im Weitsprung gewesen – zumal sie in den Wettkampf mit zwei ungültigen Versuchen und Anlaufproblemen nur schwer rein fand.

„Mein Trainer hatte mir vorher schon gesagt, dass ich das schaffen kann. Aber nach dem Dreisprung-Wettkampf am Vortag kam das für mich doch etwas unerwartet. Meine Bestleistung lag vorher bei 5,75 Metern. Und dann eine sechs vorne stehen zu haben, ist schon ein Unterschied. Das ist eine besondere Zahl und fühlt sich an, als hätte ich einen großen Schritt geschafft“, erklärt sie die Bedeutung dieser Weite.

Sympathieträgerin

Ihr Trainer freut sich auch über die persönliche Entwicklung seiner Athletin: „Masha-Sol ist eine absoluter Sympathieträgerin. Sie entwickelt sich zu einer echten Persönlichkeit – auf und neben dem Platz“.

In Zukunft soll der Fokus zwar auf dem Dreisprung liegen, Weitsprung und Hürden möchte sie aber auch noch weiter machen. Das Ziel für die nächste Saison sind die U18-Europameisterschaften in Israel. „Ich mache eigentlich immer die Disziplin am liebsten, bei der es auch am besten läuft“, erklärt die Athletin, die bisher in der Saison nur dreimal und in der Vorbereitung nicht öfter als fünfmal die Woche trainiert. Besonders gern arbeite sie vor allem an der Technik. „Ich würde am liebsten bei jedem Training nur springen. Aber das geht natürlich nicht.“

Starke Trainingsgruppe

Beim GSV Eintracht Baunatal hat sie mit der Silbermedaillengewinnerin der 4x100-Meter-Staffel bei den U20-Europameisterschaften Holly Okuku und Dreispringerin Finja Krug eine starke Trainingsgruppe. „Das ist immer lustig. Wir sind gut befreundet und machen auch außerhalb des Trainings viel zusammen.“

Ein großes sportliches Vorbild hat Masha-Sol Gelitz nicht. Doch verfolgte sie gebannt vor dem Fernseher den Dreisprung-Wettkampf bei den Olympischen Spielen mit dem Weltrekord von Yulimar Rojas [Venezuela; 15,67 m]. Hier sind sich auch Trainer und Athletin einig: „Olympia ist das große Ziel.“

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