| Diamond League-Finale Zürich

Christin Hussong und Johannes Vetter landen diamantenen Doppelschlag

Mit Siegen im Speerwurf beim Diamond League-Finale in Zürich sicherten sich Christin Hussong und Johannes Vetter am Donnerstag vor 20.000 Zuschauern 30.000 US-Dollar Prämie, einen Diamanten sowie eine Wild Card für die WM im kommenden Jahr. Aus zahlreichen weiteren Spitzenleistungen ragte der Stabhochsprung heraus.
Jan-Henner Reitze

Mit großen Hoffnungen waren Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) und Johannes Vetter (LG Offenburg) zu den Olympischen Spielen nach Tokio gereist. Im Finale teilten die beiden das enttäuschte Schicksal des 9. Platzes und damit das Aus im Vorkampf. Beim Diamond League-Finale in Zürich (Schweiz) bewiesen die beiden am Donnerstag, dass diese Leistungen nicht ihren Fähigkeiten entsprachen und sie das Zeug haben, bei internationalen Top-Wettkämpfen ganz oben zu stehen. Ihre Speere flogen wie gewünscht und es gab endlich einen Grund zum Jubeln, auch wenn die 30.000-US-Dollar Siegprämie dennoch kein olympisches Edelmetall ersetzen können. Eine Wild Card für die WM im kommenden Jahr bringt immerhin ein Stück Planungssicherheit.

Mit 64,20 Metern setzte sich Christin Hussong in Durchgang drei an die Spitze des Feldes. Nachdem die Konkurrenz diese Weite nicht mehr übertreffen konnte und die Europameisterin noch einen Versuch hatte, gelang sogar noch eine Steigerung auf 65,26 Meter. „Ich denke, das war meine bisher beste Saison, abgesehen von Olympia“, erklärte die 27-Jährige. „Aber ich habe mein inneres Gleichgewicht wiedergefunden. Ich habe allen gezeigt, was ich drauf habe. Auch hier vor dieser Kulisse meinen Saisonabschluss inklusive Ehrenrunde zu haben, war eine tolle Sache.“ Weltmeisterin Kelsey-Lee Barber (Australien; 62,68 m) wurde Zweite.

Julian Weber macht als Zweiter DLV-Doppelsieg perfekt

Johannes Vetter kratzte mit 89,11 Metern wieder an der 90-Meter-Marke. „Ich bin sehr zufrieden, ich wusste, dass diese Weite in mir steckt“, so der Weltmeister von 2017. „Außer bei Olympia habe ich in dieser Saison bei allen Wettkämpfen die Bestweite erzielt. Ich bin stolz auf diese Stabilität. Niemand außer mir kann 95 Meter werfen. Mit den Herstellern der Beläge bin ich in Kontakt gekommen. Ich möchte mich für gleiche Bedingungen und Chancen für alle einsetzen.“

Als Zweiter mit Saisonbestleistung von 87,03 Metern machte Julian Weber (USC Mainz) den DLV-Doppelsieg perfekt. Diese Konstellation hatte es in den vergangenen Jahren häufiger gegeben, in diesem Sommer auch wegen der Verletzungsprobleme von Thomas Röhler (LC Jena) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim) allerdings noch nicht.

Spitzenhöhen im Stabhochsprung

Spektakuläre Leistungen bekamen die begeisterten Zuschauer im Letzigrund im Stabhochsprung geboten. Die Flugshow bei den Männern krönte Armand Duplantis (Schweden) mit einem Sprung über 6,06 Meter. Der Weltrekordler und Olympiasieger scheiterte erst dreimal an der neuen Rekordhöhe von 6,19 Metern. 5,93 Meter überwandten auch der zweitplatzierte Weltmeister Sam Kendricks (USA) und der unter neutraler Flagge startende Timur Morgunov als Dritter.

Als dritte Frau in der Freiluft-Geschichte des Stabhochsprungs flog die unter neutraler Flagge startende Anzhelika Sidorova über eine Höhe mit einer fünf vor dem Komma. Die Olympia-Zweite meisterte nach 4,96 Metern im ersten Versuch, anschließend im dritten Anlauf 5,01 Meter. Höher ist im Freien nur Yelena Isinbayeva inklusive ihres Weltrekordes von 5,06 Metern gesprungen. Mit 5,00 Metern war zuletzt die US-Amerikanerin Sandi Morris im Jahr 2016 dieser Höhe am nächsten gekommen. In der Halle kommt Jenn Suhr (USA) mit der größten dort jemals übersprungenen Höhe von 5,03 Metern noch zu den Fünf-Meter-Springerinnen dazu. Olympiasiegerin Katie Nageotte (USA) scheiterte in Zürich dreimal an ihrer Anfangshöhe von 4,57 Metern.

Die nächste Topweite im Dreisprung lieferte Olympiasiegerin Yulimar Rojas (Venezuela), die mit 15,48 Metern bis auf 19 Zentimeter an ihren Weltrekord herankam. Sie hat damit auch gute Chancen auf die Sonderprämie, die in jeder Disziplingruppe (Sprint, Lauf, Hürden, Sprung, Wurf) bei Frauen und Männern an die jeweils herausragenden Akteure der Saison vergeben werden soll. Auch bei den Männern setzte sich im Dreisprung mit 17,70 Metern der Olympiasieger Pedro Pichardo (Portugal) durch.

Timothy Cheruiyot gelingt Revanche

Timothy Cheruiyot (Kenia) gelang es über 1.500 Meter im Vergleich zu Olympia, den Spieß umzudrehen. In 3:31,37 Minuten konnte er Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:31,45 min) diesmal knapp hinter sich lassen. Bei den Frauen setzte sich wie schon bei Olympia die Kenianerin Faith Kipyegon (3:58,33 min) durch und bezwang abermals Sifan Hassan (Niederlande; 3:58,55 min).

Die 30.000-US-Dollar Siegprämie über 3.000 Meter Hindernis der Frauen sicherte sich die Kenianerin Norah Jeruto (9:07,33 min), die als Siegerin von Eugene (USA) in 8:53,65 Minuten schon die schnellste Zeit des Jahres gelaufen war. Bei den Olympischen Spielen war die 25-Jährige nicht am Start.

Die Olympia-Medaillengewinnerinnen Hyvin Kiyeng (Kenia; 9:08,55 min) und Courtney Frerichs (USA; 9:08,74 min) liefen diesmal in umgekehrter Reihenfolge im Vergleich zu Tokio auf die Ränge zwei und drei. Olympiasiegerin Peruth Chemutai (Uganda; 9:20,16 min) kam nur als Siebte ins Ziel. Noch schwerer war das Rennen für Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), die in 9:32,69 Minuten Neunte wurde.

Christine Mboma läuft wieder U20-Weltrekord

Ihr herausragendes Niveau bestätigte die Dreifach-Olympiasiegerin von Tokio im Sprint Elaine Thompson-Herah (Jamaika) bei ihrem 100-Meter-Sieg in 10,65 Sekunden, mit denen sie deutlich vor Dina Asher-Smith (Großbritannien, 10,87 sec) und Ajla del Ponte (Schweiz; 10,93 sec) lag. Bestleistungen sprinteten dahinter Daryll Neita (Großbritannien; 10,93 sec) und Mujinga Kambundji (Schweiz; 10,94 sec). Über 200 Meter steigerte die Olympia-Zweite Christine Mboma (Namibia) ihren U20-Weltrekord um zwei weitere Hundertstel auf 21,78 Sekunden und lag damit knapp vor der Jamaikanerin Shericka Jackson (21,81 sec).

Bei den Männern besiegte der Olympia-Zweite Fred Kerley (USA; 9,87 sec) über 100 Meter knapp den Olympia-Dritten André de Grasse (Kanada; 9,89 sec). Über 200 Meter musste sich das Duo dem Olympia-Zweiten Kenneth Bednarek (USA; 19,70 sec) geschlagen geben, der sich auf die längere Sprintstrecke konzentrierte. Olympiasieger André de Grasse (19,72 sec) wurde wieder mit nur zwei Hundertsteln Rückstand auf Platz zwei verwiesen, Fred Kerley lief als Dritter 19,83 Sekunden.

Karsten Warholm und Femke Bol ungefährdet, Rekorde im Hürdensprint

Über 400 Meter Hürden stürmte Weltrekordler Karsten Warholm (Norwegen; 47,35 sec) einmal mehr vorne weg. Am nächsten dran war der Brasilianer Alison dos Santos (47,81 sec). Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 49,08 sec) gelang noch einmal ein gutes Rennen, das mit Rang fünf belohnt wurde, für den es immerhin noch 2.500 US-Dollar Preisgeld gab. Bei den Frauen blieb Siegerin Femke Bol (Niederlande; 52,80 sec) zum vierten Mal in diesem Jahr unter 53 Sekunden und hielt die US-Amerikanerin Shamier Little (53,35 sec) in Schach.

Hürdensprinterin Tobi Amusan (Nigeria) verbesserte den Afrika-Rekord ihrer Landsfrau Glory Alozie aus dem Jahr 1998 um zwei Hundertstel auf 12,42 Sekunden. Ihren Landesrekord der Niederlande aus Paris (Frankreich) steigerte Nadine Visser als Zweite noch einmal von 12,58 Sekunden auf 12,51 Sekunden. Mit starken 69,20 Metern holte sich Diskus-Olympiasiegerin Valarie Allmann (USA) auch den Diamond League-Titel, vor Sandra Perkovic (Kroatien; 67,22 m).

Im Vorprogramm außerhalb der Diamond League-Wertung lief Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 51,69 sec) bis auf vier Hundertstel an ihre Bestleistung über die Stadionrunde heran. Dabei musste sie auf den letzten Metern nur die Norwegerin Amalie Iuel vorbei ziehen lassen, die in 51,64 Sekunden Landesrekord lief. Luke Campbell (Eintracht Frankfurt; 49,80 sec) und Vereinskollege Joshua Abuaku (50,42 sec) belegten beim Sieg des Briten Efekemo Okoro (49,34 sec) über 400 Meter Hürden die Plätze zwei und drei.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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