| Interview der Woche

Konstanze Klosterhalfen: „Mir macht es einfach Spaß, die Geschwindigkeit zu spüren“

Ihre Passion ist das Laufen. Doch im vergangenen Jahr zwang sie eine Überlastungsreaktion in der Beckenregion zu ungewohntem Stillhalten – viel Alternativtraining und Geduld waren gefragt. Die Verletzung und ein Rückenproblem wieder im Griff, ist die Ausnahmeläuferin Konstanze Klosterhalfen spät in die Saison eingestiegen. Am Sonntag lief sie erstmals seit 771 Tagen wieder auf deutschem Boden. Im Interview der Woche wirft sie einen Blick zurück, aber vor allem auch einen voraus.
Jane Sichting

Konstanze Klosterhafen, nach 25 Monaten haben Sie erstmals wieder ein Rennen in Berlin absolviert. Wie war es für Sie zurück auf der blauen Bahn zu sein?

Konstanze Klosterhalfen:

Es war super schön hier zurück ins Stadion zu kommen. Seit dem Moment, in dem ich in Berlin gelandet bin, habe ich jede Minute genossen. Klar hätte das Rennen etwas besser sein können. Aber ich denke, für das erste 1.500 Meter-Rennen in dieser Saison ist es okay.

Sie mussten aufgrund einer Beckenverletzung sehr lange mit Wettkämpfen pausieren. Ist mit dem Becken wieder alles in Ordnung?

Konstanze Klosterhalfen:

Ja, das ist zum Glück alles ausgeheilt. Jetzt heißt es erst einmal, gesund zu bleiben. Ich hoffe, dass das dann in der nächsten Vorbereitung besser klappt.

Sie sind bekannt für Ihre große Leidenschaft am Laufen und dass es Ihnen schwerfällt, dies einmal nicht zu tun. Nun wurden Sie in Ihrem Laufdrang verletzungsbedingt ausgebremst. Wie gut sind Sie damit zurechtgekommen?

Konstanze Klosterhalfen:

Das ist mir mal mehr und mal weniger gut gelungen. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt damit umzugehen. Ich habe meinen Bewegungsdrang dann aber auf das Alternativtraining übertragen und war noch nie so viel schwimmen und Radfahren. Ich dachte schon, ich bewerbe mich in Tokio für den Triathlon (lacht). Umso schöner war es dann wieder zu laufen. Ich habe jedes Training genossen. Und das Gefühl, zurück im Wettkampf zu sein, ist einfach unbeschreiblich. Da bin ich super happy.

Neben dem Alternativtraining stand sicherlich auch viel Reha auf dem Programm, oder?

Konstanze Klosterhalfen:

Genau, ich war bei meinem Sponsor Red Bull in Österreich und da wurde ich sehr gut umsorgt und hatte jeden Tag mehrere Reha-Einheiten. Aber laufen macht dann doch mehr Spaß. Ich glaube, dass wenn man es richtig macht, auch immer stärker aus einer Verletzung wieder hervorkommen kann – vor allem mental.

Trotz der langen Auszeit sind Sie in Tokio bei den Olympischen Spielen die 10.000 Meter gelaufen und als Achte nur knapp über Ihrem deutschen Rekord geblieben. Wie haben Sie das Medienecho und die Reaktionen seitens der Fans darauf erlebt?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich hatte das Gefühl, dass meine Leistung super gut aufgenommen wurde und die Leute es auch wirklich einschätzen konnten, dass ich nur zwei Monate im Training war. Ich habe ein super positives Feedback bekommen. Das hat mich persönlich sehr berührt, dass die Menschen mitfiebern, auch wenn es mal nicht nur top läuft. Und auch mit dem achten Platz kann ich zufrieden sein. Jetzt freue ich mich auf das, was kommt und hoffe, gesund zu bleiben.

Als Läuferin bieten Sie ein unglaublich breites Spektrum an und laufen von 1.500 Meter bis 10.000 Meter sehr unterschiedlich lange Distanzen. Was ist der Grund für diese Bandbreite und warum möchten Sie sich ungern auf eine Stecke festlegen?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich kann erst einmal beruhigen – die 10.000 Meter werde ich so schnell nicht wieder laufen (lacht). Ich denke, das braucht man einfach, wenn man in der Weltspitze mitlaufen will. Da muss man eine super schnelle 800 Meter-Zeit haben – das wird auch das Ziel für die nächsten Jahre sein – und zugleich die Ausdauer von oben mitbringen. Ich war immer schon sehr ausdauerstark, an der Schnelligkeit arbeiten wir weiter daran. Mir macht es einfach Spaß, die Geschwindigkeit zu spüren. Und auch das Laufen für sich.

In knapp einer Woche wollen Sie die nächste Bestmarke knacken. Beim 20. SWT-Flutlichtmeeting in Trier (17. September) gehen Sie über 2.000 Meter an den Start. Was war Ihre Intention dahinter?

Konstanze Klosterhalfen:

Wir hatten die Überlegung noch ein schnelles Rennen zu laufen. Ich habe mich super gefreut, dass das in Trier möglich ist. Das ist ein schönes Meeting und ganz nah an zuhause dran. Ich bin jetzt mit jedem Rennen ein Stück näher an die Heimat rangekommen und meine ganze Familie kommt, meine Freunde kommen und auch meine Trainerin ist mit dabei.

Sie sprechen es bereits an: Seit April trainieren Sie unter Sonia O´Sullivan, einst selbst eine international sehr erfolgreiche Langstreckenläuferin und mit reichlich Edelmetall dekoriert. Wie ist das Arbeiten mit ihr als Co-Trainerin?

Konstanze Klosterhalfen:

Das ist etwas ganz Besonderes. Sie ist eine lebende Legende und es ist noch einmal etwas ganz Anderes, wenn man weiß, dass diejenige das alles schon einmal selbst mitgemacht hat. Es macht super viel Spaß mit ihr zu trainieren. Aber auch jetzt bei meinem Europa-Trip waren wir die ganze Zeit zusammen und ich bin ihr für ihren Input sehr dankbar.

Wie wirkt sich das auf die Arbeit mit Ihrem Headcoach Pete Julian aus?

Konstanze Klosterhalfen:

Mit ihm habe ich vor jedem Rennen noch den abendlichen Call in die USA. Ich denke, das ist eine sehr gute Mischung, die neue Trainerin und Pete dann in den USA. Er steuert das von dort aus.

Trotz der wenigen Wettkämpfe in dieser Saison haben Sie bereits wieder eine gute Form auf die Bahn gebracht. Auch beim ISTAF in Berlin stand am Ende eine Saisonbestleistung. Wie groß ist die Vorfreude auf das nächste Jahr, für das mit EM und WM gleich zwei Höhepunkte im Kalender stehen?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich kann es gar nicht erwarten, endlich wieder das Gefühl zu haben auf der Schlussgeraden noch einmal beschleunigen zu können und an der ein oder anderen Athletin vorbeigehen zu können. Das macht dann natürlich noch einmal mehr Spaß. Eine Saisonbestleistung ist auf jeden Fall etwas, worauf sich aufbauen lässt.

Gibt es auch schon konkrete Zielsetzungen für 2022?

Konstanze Klosterhalfen:

Das größte Ziel für die nächsten Jahre ist es, gesund zu bleiben. Dann kommt der Rest von alleine.

Gibt es dafür auch schon einen Fahrplan? Werden Sie eine Hallensaison bestreiten?

Konstanze Klosterhalfen:

Aktuell haben wir noch nicht so viel geplant, erst einmal geht es zu meiner Familie. Da freue ich mich sehr darauf. Aber eine Hallensaison ist gut möglich. Einfach, weil ich die letzten Jahre nicht so viele Rennen hatte.

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