| Rezension

Buchprojekt von Katharina Bauer: Wie Yoga Herz und Seele stärken kann

Deutsche Hallenmeisterin. Team-Europameisterin. Teilnehmerin bei Hallen-EM und WM. Und nun auch Autorin! Stabhochspringerin Katharina Bauer hat ihre persönlichen Erlebnisse und die Zeit der Corona-Pandemie dafür genutzt, um gemeinsam mit Yoga-Lehrerin Christine Bielecki in dem Buch "Yoga für ein starkes Herz" ihre Erfahrungen mit der heilenden Kraft der Yoga-Praxis niederzuschreiben. Sie will damit auch anderen wieder Mut, Inspiration und Hoffnung geben.
Stefanie Naumann

Die Leichtathletik ist aus dem Leben von Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) schon seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken. Das Stabhochspringen entdeckte die Athletin bereits im Alter von 13 Jahren für sich und fand Gefallen an dem Gefühl zu fliegen.

Die Besonderheit ihrer Karriere: Sie ist eine der wenigen Sportlerinnen und Sportler weltweit, die ihre Sportart auf Hochleistungsniveau mit einem implantierten Defibrillator ausüben – der ihr im Fall der Fälle das Leben retten soll. Katharina Bauer kam nämlich mit einem erhöhten Risiko für den plötzlichen Herztod zur Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass sie schon früh eine sehr enge Bindung zu ihrer „Alarmglocke“ entwickelte.

Buch basiert auf einschneidenden persönlichen Erfahrungen

Ihr Herz schlug zu Beginn etwa 5.000- bis 6.000-mal häufiger als das Herz gesunder Menschen. Das steigerte sich im Laufe der Zeit bis auf 18.000 Mal. Nach mehreren erfolglosen Eingriffen, die die Ursprünge der Extraschläge hervorbringen sollte, entdeckte sie schließlich Yoga und Meditation für sich. Um den Defibrillator kam Bauer dennoch nicht mehr herum und das Wort „Karriereende“ stand plötzlich im Raum.

Die Athletin machte das Festhalten am Leistungssport zu einer Frage der Perspektive: „Ich habe einfach diesen Herzfehler, ob ich damit auf der Couch liege, spazieren gehe oder Spitzensport betreibe ist egal. Es macht keinen Unterschied. Da habe ich mir gedacht, dann kann ich auch Leistungssport weitermachen, das macht mich zumindest glücklich und limitiert mich nicht in meinem Leben“, unterstreicht die Deutsche Hallenmeisterin von 2018.

Der Austausch mit einigen Mentalcoaches sowie tägliche Selbstheilungsreisen halfen ihr dabei, den neuen Begleiter in ihrem Körper willkommen zu heißen. Sie versuchte mit Mentaltraining unendliche Dankbarkeit für ihr Herz und ihre Gesundheit zu empfinden und konnte so ihre Extraschläge nach der Implantation auf 2.800 herunter regulieren. Auch zur Verwunderung ihrer Herzspezialisten.

Selbstheilung mit Yoga und Meditation

Als Katharina Bauer 2014 zum TSV Bayer 04 Leverkusen wechselte, begann eine enge Zusammenarbeit mit der Sportwissenschaftlerin und Yogalehrerin Barbara Plaza. Von der ehemaligen Hochspringerin lernt sie sämtliche Grundlagen, die Hintergründe zu den Yogaübungen und wie eine aktive Regeneration funktioniert. Aus diesem Lehrer-Schüler-Verhältnis sei inzwischen eine sehr enge Freundschaft entstanden, erzählt die Stabhochspringerin.

„Yoga ist aus meinem Leben gar nicht mehr wegzudenken. Ich meditiere jeden Tag fast 45 Minuten und praktiziere Atemübungen. Ich nutze das als Regeneration nach dem Training“, sagt sie heute und ergänzt: „Das Schöne ist: Mein Trainer Leszek Klima hat inzwischen auch gemerkt, wie gut das tut, und integriert Yoga sogar ins Training".

Von der Matte an den Schreibtisch

Zu Beginn dieses Jahres hat Katharina Bauer nun sogar ein Buch veröffentlicht, dass sich dem Thema Yoga und Herzgesundheit widmet. Wie genau kam es zu dem Buch-Projekt „Yoga für ein starkes Herz“? „Für mich ist Schreiben ein gewisses Tool der Verarbeitung. Ich hatte schon vorher angefangen meine Lebensgeschichte runterzuschreiben und dachte mir, vielleicht entwickelt sich daraus ja mal eine Buchidee.“

Katharina Bauer und ihre Co-Autorin Christine Bielecki kannten sich bereits vorab aus einem Trainingslager. Die Idee, die Themen Yoga und Herz miteinander zu verbinden, lag auf der Hand. Mit der Corona-Pandemie kam der perfekte Zeitpunkt, das ganze Projekt zu konkretisieren. Sportanlagen und Hallen waren gesperrt und die Zeit wollte sinnvoll genutzt werden. „Nachdem wir einen Verlag gefunden hatten, der begeistert war, haben wir das Projekt innerhalb von vier Monaten umgesetzt. Inzwischen fehlt die intensive Zeit des Schreibens sogar ein bisschen“, blickt Katharina Bauer zurück.

Den Menschen etwas weitergeben

„Für ein Buch, welches auch Leute inspirieren soll, brauchst du einen ruhigen Ort – den habe ich hier in Leverkusen mit meiner Wohnung direkt in der Natur“, erzählt sie und beschreibt den Entstehungsprozess: „Es war auch eine spannende Reise, zu sehen wie ein Buch entsteht. Von der Idee und dem Brainstorming über das Aufsetzen der Verträge bis zum Ablauf der Publikation. Da war das riesen Know-how von Tine super hilfreich!“

Es ging den beiden Autorinnen gar nicht darum, das große Geld zu verdienen oder um die Anzahl der verkauften Exemplare. Ganz klar im Fokus stand es, den Menschen etwas weitergeben zu können. Und für Katharina Bauer das Besondere an der ganzen Sache: „Wir haben es geschrieben. Klar, gab es nochmal ein Lektorat, aber die Endfassung steht genauso, wie wir es geschrieben haben – das ist schön!“

Auch erfahrene Yogalehrer können noch etwas lernen

Die Buchautorinnen sind mehr als zufrieden mit dem Interesse an ihrem Werk: „Einen Tag vor Erscheinungsdatum war es online komplett ausverkauft und es musste schon nachbestellt werden. Und dann auch noch ein Bestseller! Die zweite Auflage ist raus, die Dritte wird bereits gedruckt, also es läuft unwahrscheinlich gut!“ berichtet Katharina Bauer. Sogar ihre erste Buchlesung in Wiesbaden vor Publikum hat sie mit Bravour gemeistert. „Da kamen auch die Yogalehrer zu mir und meinten, sie hätten wirklich nochmal was gelernt.“

Und nicht nur die moderne Aufmachung des Buches kommt bei den Leserinnen und Lesern gut an: „Dass der Inhalt nochmal vielen Menschen Kraft und Hoffnung gibt, wenn sie das lesen, das ist ja letztendlich der Mehrwert, den wir uns erhofft haben. Dass die Menschen nochmal mehr Dinge hinterfragen und sich bewusst machen."

Gesteigertes Interesse in der Leichtathletik

Auch in der Leichtathletik spürte Katharina Bauer in den vergangenen Jahren eine Veränderung: „Ich finde schon, dass die Leute im Moment sehr offen für Yoga sind. Am Anfang wurde das eher belächelt. Klar wird da auch versucht, mit irgendwelchen Tools viel Geld zu verdienen, aber unterm Strich braucht es nur deine Matte und los geht’s“, beschreibt sie die offensichtliche Einfachheit der Yogapraxis.

„Schön, dass sich jetzt auch Sportler und Trainer öffnen und hinterfragen: Was tut es Gutes? Zum Beispiel Vorbeugen von Verletzungen, die Anregung regenerativer Prozesse, zur Innenschau kommen oder die Konzentration zu fördern. Es gibt so viele positive Aspekte vor allem im Leistungssport“, hebt die Athletin hervor und ergänzt: „Wir sind immer in diesem Wettbewerbsmodus, stehen unter Druck und haben Stress. Und beim Yoga bist du bei dir auf deiner Matte und es gibt keine Vergleiche untereinander, wer die Übung jetzt besser macht. Du lernst einfach deinen Körper nochmal besser kennen und du lernst, besser auf seine Signale zu hören“, so die WM-Teilnehmerin von 2019.

Momentan ist Katharina Bauer nicht nur in den Medien eine gefragte Athletin zum Thema Herzgesundheit und Yoga. Auch andere Sportlerinnen und Sportler holen sich Ratschläge von ihr. „Ich kann mich da zum Beispiel gut mit Bo Kanda Lita Baehre unterhalten, der ist da sehr reflektiert und ich gebe ihm des Öfteren Bücher von mir oder schicke ihm mal Podcasts. Ich habe generell nur noch Menschen in meinem Leben, die mir guttun, die keine 'Energie-Vampire' mehr sind. Ich freue mich über die Resonanz von anderen, dass sie bewusst auf mich zukommen und mal nachfragen“, berichtet sie aus ihrem Trainingsalltag.

"Es existieren so viele Dinge, die wir nicht greifen können"

Und wenn schon von anderen Buchempfehlungen die Rede ist – das sind Katharinas Bauers Top Drei zu den Themen Selbstheilung, Innenschau und dem Verstehen der eigenen Geschichte:

  1. The Secret (Rhonda Byrne)
  2. Selbstheilung – gesund aus eigener Kraft (Clemens Kuby)
  3. Heilung im Licht (Anita Moorjani)

Die Stabhochspringerin findet: Viel häufiger sollten Menschen neue Dinge einfach ausprobieren und abwarten, ob sich im positiven Sinne etwas verändere. Und falls nicht, dann habe man ja trotzdem nichts verloren. Aber: „Menschen brauchen immer für alles Beweise. Es existieren so viele Dinge um uns herum, die wir nicht greifen können, die aber trotzdem da sind. So ist es auch beim Yoga“, sagt sie.

In ihrem Buch werden konkrete Yogasequenzen und Mediationstechniken sowie Atemübungen präsentiert, die alle ein Ziel haben: das Herz in seiner Funktionsweise zu schützen und zu unterstützen. Darüber hinaus wird sehr anschaulich erklärt, was alle über das wichtigste Organ des menschlichen Körpers wissen sollten. Außerdem finden sich Informationen darüber, warum uns dauerhafter Stress schadet, wie eine herzgesunde Ernährung gestaltet werden kann und was zum Beispiel unter dem „Broken-Heart-Syndrom“ zu verstehen ist.

Das Buch:

Christine Bielecki und Katharina Bauer: „Yoga für ein starkes Herz. Mit den richtigen Übungen, Meditation und Atemtechniken die Herzgesundheit fördern“. Riva Verlag (19,99 Euro). ISBN: 978-3-7423-1612-7

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