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LANGSPRINT MÄNNER | Zweiter DM-Titel für Manuel Sanders, zweimal Bronze für den Nachwuchs

Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports im Jahr 2021 schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainerinnen und Bundestrainern der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: der Langsprint der Männer.
Nicolas Walter

Das ist passiert in 2021

Im Video: Interview mit dem Leitenden Bundestrainer Sprint Ronald Stein

Das Jahr 2021 begann mit einer dicken Überraschung im 400-Meter-Sprint der Männer. Nicht etwa Favorit Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) oder Langhürden-Spezialist Constantin Preis (VfL Sindelfingen) setzten sich bei der Hallen-DM in Dortmund durch, sondern Henrik Krause von der LG Olympia Dortmund räumte überraschend den ersten Titel des Jahres ab.

Als Belohnung durfte der 24-Jährige kurz darauf auch sein internationales Debüt bei der Hallen-EM feiern. Dort schied er nach dem Vorlauf aus. Marvin Schlegel, der bei der Hallen-DM Dritter geworden war, erreichte in Torun (Polen) dagegen das Halbfinale, bei den Olympischen Spielen musste auch er jedoch bereits nach dem Vorlauf die Heimreise antreten.

Trotz dieser ausbaufähigen Leistungen auf internationalem Parkett scheint sich bei den deutschen Langsprintern etwas aufzubauen. Überraschend konnte sich beispielsweise die Staffel Ende Juni bei der letzten Olympia-Qualifikationschance ein Tokio-Ticket sichern. Auch wenn Marvin Schlegel, Luke Campbell (Eintracht Frankfurt), Jean Paul Bredau (SC Potsdam) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), der die schnellste deutsche Zeit des Jahres lief (45,74 sec) und in Braunschweig seinen zweiten DM-Titel perfekt machte, dort früh ausschieden, ordnete Sprint-Bundestrainer Ronald Stein die Olympia-Qualifikation als „ersten Schritt, um in neue Sphären vorzudringen“ ein. Schließlich waren die in Leverkusen erzielten 3:01,96 Minuten gleichbedeutend mit der schnellsten Zeit einer deutschen 4x400-Meter-Staffel seit der WM 2011 in Daegu, als 3:00,68 (Vorlauf) und 3:01,37 Minuten (Finale) gestoppt wurden.

Auch beim neu ins Leben gerufenen Mixed-Wettbewerb konnte die deutsche Staffel in Tokio gute Ansätze zeigen. Mit deutschem Rekord von 3:12,94 Minuten erreichten Marvin Schlegel, Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg) und Manuel Sanders das Finale. Dort schied das DLV-Team nach einem Sturz unglücklich aus.

Im Nachwuchsbereich gab es aus deutscher Sicht 2021 sowohl bei der U23-EM als auch bei der U20-EM eine Medaille zu bejubeln. Zweimal glänzte diese in Bronze. Nach der Disqualifikation der Niederlande rutschten Johannes Nortmeyer (USC Mainz), Kevin Joite (Dresdner SC), Ben Zapka (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Langhürden-Spezialist Emil Agyekum (SCC Berlin) bei der U23-EM auf Rang drei vor, bei der U20-EM waren Jan Lukas Schröder (TV Viktoria 1894 Dielheim), Max Tank (LC Rehlingen), Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) und Okai Charles (Königsteiner LV) erfolgreich.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
Hallen-EM  –   – 
World Relays  –  – 
U20-EM Bronze 4x400 m (Schröder, Tank, Skupin-Alfa, Charles)  – 
U23-EM Bronze 4x400 m (Nortmeyer, Joite, Zapka, Agyekum)  – 
 
Olympische Spiele  –  Finale 4x400 m Mixed dq. (Schlegel, Schwab, Gonska, Sanders)

Unser "Ass des Jahres"

Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)

Deutscher Meister
Jahresschnellster (45,74 sec)

Unser "Talent des Jahres"

Okai Charles (Königsteiner LV)

Jahresschnellster in der U20 (47,30 sec)
Deutscher U20-Meister
Bronzemedaillen-Gewinner mit der 4x400-Meter-Staffel bei der U20-EM

Die deutschen Top Ten 2021

400 Meter

Zeit Name Jahrgang Verein
45,74 sec Manuel Sanders 1998 LG Olympia Dortmund
45,91 sec Marvin Schlegel 1998 LAC Erdgas Chemnitz
46,10 sec Jean Paul Bredau 1999 SC Potsdam
46,53 sec Johannes Trefz 1992 TSV Gräfelfing
46,75 sec Tobias Lange 1993 TSV Bayer 04 Leverkusen
46,77 sec Torben Junker 1993 TV Wattenscheid 01
46,82 sec Marc Koch 1994 LG Nord Berlin
46,96 sec Kevin Joite 2000 Dresdner SC 1898
47,02 sec Emil Agyekum 1999 SCC Berlin
47,10 sec Arne Leppelsack 1999 TSV Gräfelfing

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 400 Meter

Jahr =/< 45,40* Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  46,12 46,27 46,65
2006  –  45,72 45,80 46,10
2007  –  45,65 45,91 46,29
2008  –  45,65 45,81 46,03
2009  –  45,94 45,99 46,27
2010  –  46,08 46,23 46,43
2011  –  46,03 46,17 46,41
2012  –  46,14 46,27 46,54
2013  –  45,79 46,01 46,40
2014  –  45,95 46,14 46,53
2015  –  46,05 46,14 46,33
2016  –  46,01 46,14 46,44
2017  –  46,00 46,18 46,51
2018  –  45,82 45,91 46,34
2019  –  46,08 46,18 46,46
2020  –  45,98 46,23 46,68
2021  –  45,92 46,21 46,57

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 45,80 (S. Kirch) 44,56 (Benjamin/GBR) 1,24 43,93 (Wariner/USA) 1,87
2006 45,47 (K. Gaba) 44,91 (Djhone/FRA) 0,56 43,62 (Wariner/USA) 1,85
2007 45,44 (B.Swillims) 44,46 (Djhone/FRA) 0,98 43,93 (Wariner/USA) 1,99
2008 45,57 (S. Kirch) 44,60 (Rooney/GBR) 0,97 43,75 (Merritt/USA) 1,82
2009 45,88 (K. Gaba) 44,74 (Bingham/GBR) 1,14 44,06 (Merritt/USA) 1,82
2010 45,92 (K. Gaba) 44,71 (J. Borlee/BEL) 1,21 44,13 (Wariner/USA) 1,79
2011 45,56 (T. Schneider) 44,74 (K. Borlee/BEL) 0,82 44,35 (Merritt/USA) 1,21
2012 45,97 (E. Krüger) 44,43 (J. Borlee/BEL) 1,54 43,94 (James/GRN) 2,03
2013 45,72 (D. Gollnow) 44,73 (J. Borlee/BEL) 0,99 43,74 (Merritt/USA) 1,98
2014 45,63 (K. Gaba) 44,71 (Rooney/GBR) 0,92 43,74 (James/GRN) 1,89
2015 45,96 (A. Gladitz) 44,45 (Rooney/GBR) 1,51 43,48 (van Niekerk/RSA) 2,48
2016 45,94 (A. Gladitz) 44,48 (Hudson-Smith/GBR) 1,46 43,03 (van Niekerk/RSA) 2,91
2017 45,81 (J. Trefz) 44,74 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,62 (van Niekerk/RSA) 2,19
2018 45,70 (J. Trefz) 44,63 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,61 (Norman/USA) 2,09
2019 45,86 (M. Sanders) 44,77 (Re/ITA) 1,09 43,45 (Norman/USA) 2,41
2020 45,80 (M. Schlegel) 45,05 (Warholm/NOR) 0,75 44,91 (Robinson/USA) 0,89
2021 45,74 (M. Sanders) 44,48 (Bonevacia/NED) 1,26 43,85 (Ross/USA) 1,89

Das fällt auf:

  • Das Durchschnittsniveau der Top Drei, Fünf und Zehn hat sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 leicht verbessert. Nur fünf Mal war der Wert der Top Drei seit Beginn der Aufzeichnungen auf leichtathletik.de besser.
  • Mit Randolph Ross kommt zum vierten Mal in Folge der schnellste Läufer des Jahres aus den USA.
  • Olympiasieger wurde jedoch ein Mann von den Bahamas: Steven Gardiner war in Tokio nicht zu stoppen. Auch bei den Frauen ging der Titel an die Bahamas, es gewann Shaunae Miller-Uibo.
  • Der Vorjahresschnellste des vergangenen Jahres landete 2021 nur auf Rang 28 in der weltweiten Jahresbestenliste: Der US-Amerikaner Justin Robinson blieb in diesem Jahr über 45 Sekunden (2020: 44,91 sec).
  • Schnellster Europäer war in diesem Jahr der Niederländer Liemarvin Bonevacia. 44,48 Sekunden bedeuten die schnellste Zeit in Europa seit 2015.
  • Weltrekordhalter Wayde van Niekerk (Südafrika) bestritt in diesem Jahr so viele Rennen wie seit seiner Verletzung 2018 nicht mehr. An seine alte Form konnte er bisher jedoch noch nicht anknüpfen.

leichtathletik.TV-Clips zum Langsprint

400 Meter

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen

* als Referenzwert dienen die WM-Normen des Jahres 2017

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