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Sporthilfe-Wahl: Oliver Koletzko und der volle Fokus für den perfekten Sprung

Oliver Koletzko, U20-Europameister 2021 im Weitsprung, ist mit vier weiteren Athletinnen und Athleten für die Sporthilfe-Auszeichnung "Juniorsportler:in des Jahres" nominiert. Eine Auszeichnung, die schon sportlichen Größen wie Franziska van Almsick (Schwimmen), Laura Dahlmeier (Biathlon) oder Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul zuteilwurde. Was sollte man über das Talent, Oliver Koletzko, wissen – leichtathletik.de verrät es Ihnen!
Stefanie Naumann

Die Bundesjugendspiele, aufmerksame Lehrer, die sein Talent entdeckten und schließlich Eltern, die den damals Neunjährigen in seinem ersten Leichtathletik Verein, der SG Anspach, anmeldeten – dass Oliver Koletzko seinen Weg in die Leichtathletik finden würde, war naheliegend. Schließllich waren auch seine aus Polen stammenden Eltern früher selbst aktiv. Der Vater als Mittelstreckenläufer und die Mutter als Mehrkämpferin.

Seit nunmehr drei Jahren fokussiert sich der Athlet vom Wiesbadener LV fast ausschließlich auf den Weitsprung, und das sehr erfolgreich: So konnte er bei seinem ersten internationalen Wettkampf überhaupt – der U20-EM in Tallinn (Estland) – direkt die Goldmedaille gewinnen. „Das war mein bisher emotionalstes Erlebnis mit dem Sport. Anfang der Saison, als ich die 7,90 Meter gesprungen bin, war da auch Freude, aber die EM war einfach nochmal spezieller. Bei einer ersten internationalen Meisterschaft mit einer Goldmedaille rauszugehen, ist schon ein Traum. Das ist ein Erlebnis, auf das man immer aufbauen kann!“ 

Hinzu kommen bereits viele nationale Erfolge: zu Buche stehen für den 18-Jährigen bereits ein dritter Platz bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, die Titel sowohl der U18- als auch der U20-Meisterschaften 2020 und 2021 und nicht zuletzt auch der Titel der Deutschen U20-Hallenmeisterschaften 2020.

Faszination Weitsprung

Fragt man Oliver Koletzko, was ihn an seiner Disziplin am meisten fasziniert, muss er nicht lang überlegen: „Weitsprung ist technisch sehr anspruchsvoll. Für mich ist es die Ästhetik, die man im Sprung mit Kraft und Geschwindigkeit kombiniert. Wenn man von außen die verschiedenen Sprungstile sieht, das hat mich einfach am meisten gepackt, sowohl beim Zuschauen als auch beim selbst Ausprobieren.“

Faszination und das Talent, schnell zu laufen, reichen allein jedoch nicht aus, um eine so erfolgreiche Saison abzuliefern. Das richtige Training bei seinem Trainer Peter Rouhi und die Disziplin, sich gegen den eigenen Schweinehund durchzubeißen, wenn es hart wird, haben seinen Worten nach ebenfalls zu dem Erfolg beigetragen. Zudem „das mentale Dasein im Wettkampf und Training. Wirklich immer voll dabei zu sein und das nicht nur körperlich“, beschreibt er seine vielleicht größte Stärke.

Fokus im Training und der richtige Lebensstil…

…sind die Dinge, die Oliver Koletzko seiner Meinung nach in diesem Jahr so stark gemacht haben. Fokussiert sei er schon immer gewesen, aber als er gemerkt habe, das Ganze laufe in Richtung U20-EM und weiteren internationalen Wettkämpfen, entschied er sich bewusst, noch mehr auf eine gesunde Ernährung zu achten und seinen Lebensstil komplett nach dem Sport auszurichten. „Mich in den Sport einzulesen und verschiedene Sachen zu recherchieren, das hat mich vor allem im Wettkampf-Fokus weit gebracht“, erklärt er.

Passend dazu liest gerade das Buch „Peak Perfomance“ von Brad Stulberg und Steve Magness auf seinem Nachtschrank. „Das ist ein Buch darüber, wie das richtige Mindset Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen erfolgreich werden lässt. Aus dem Buch habe ich zum Beispiel auch meine kalte Dusche“, erzählt er von einem seiner Wettkampfrituale und ergänzt: „Die Hintergründe des menschlichen Denkens interessieren mich wirklich.“

Der Mensch hinter dem Weitspringer

Oliver Koletzko besucht die 12. Klasse der Adolf-Reichwein-Schule in Neu-Anspach (Hessen) und gesteht, dass „die dauerhafte Kombination aus Schule und Sport nicht immer leicht ist“. 2023 wird er an dieser Schule sein Abitur ablegen, und bis dahin sieht sein Tagesablauf wie folgt aus: Lange Schultage gefolgt von beinah täglichem Training und anschließendem Lernen oder Hausaufgaben. Viel Zeit lässt dieser Plan nicht für weitere Aktivitäten.

Wenn er gerade nicht trainiert oder bei der Physiotherapie ist, liest oder zeichnet er gern. Außerdem hat Oliver Koletzko das Puzzeln für sich entdeckt: „Das bringt einen in eine gute Stimmung, ist entspannend.“ Darüber hinaus ist es ihm sehr wichtig, an Wochenenden nach dem Training auch ein bisschen mit Freunden unterwegs zu sein, die gar nichts mit dem Sport zu tun haben, einfach „um den Kopf auch mal vom Sport ein bisschen wegzubringen“, unterstreicht er.

Ivan Pedroso und LeBron James

Inspirieren lässt sich Oliver Koletzko gleich von mehreren sportlichen Vorbildern. „Da gibt es verschiedene Kategorien, in die man das unterteilen kann. In Richtung Technik ist es Iván Pedroso. Für mich war das einer der Athleten mit der besten Technik."

Fernab der Leichtathletik fasziniert ihn der Basketball-Star LeBron James. „Die Tatsache, dass man trotz bescheidener Ausgangsbedingungen groß rauskommen kann – quasi vom Tellerwäscher zum Millionär, ist beeindruckend“ erzählt er und unterstreicht nochmals: „Das ist meiner Meinung nach ein Mindset, das im Sport wirklich wichtig ist.

Wenn er seinen Vorbildern eine Frage stellen könnte, welche wäre das? „Mich interessiert immer der Punkt, der Menschen oder Athleten erfolgreich gemacht hat, weil es da immer die unterschiedlichsten Geschichten gibt. Damit meine ich nicht das Training, weil jeder Körper anders ist und jeder Athlet anders trainiert, sondern ob es ein bestimmter Abschnitt des Lebens war oder ähnliches“, beschreibt Koletzko sein Interesse.

Außerhalb des Sports schaue er besonders zu seinen Eltern auf, „weil meine Eltern einen Großteil dazu beigetragen haben, dass ich heute da stehe, wo ich stehe. Die Eltern sind meiner Meinung nach immer Menschen, zu denen man aufschauen kann, weil sie etwas aus ihrem Leben gemacht und sich alles hart erarbeitet haben. Das ist für mich eine Eigenschaft, die man auch in sein eigenes Leben mit einbeziehen sollte.“

Wiesbaden – Cali – München?

Noch steht Oliver Koletzko ganz am Anfang seiner sportlichen Karriere, die er nach der Schule zunächst mit einem Berufsweg verknüpfen will, der ihm Freiraum für den Sport lässt. „Im Vordergrund stehen da entweder die Polizei oder die Bundeswehr, weil das mit dem Sport immer sinnvoll ist und es mich auch so interessiert“, erzählt er. Sollte er studieren, dann vermutlich Sportwissenschaft oder Architektur: „Da könnte ich mich auch in Zukunft sehen!“

Die nächsten sportlichen Ziele hat der Hesse dabei schon fest im Blick: „Allgemein ist das langfristige Ziel natürlich an den Olympischen Spielen teilzunehmen! Und in naher Zukunft ist das Ziel, mich für die U20-WM in Cali zu qualifizieren und da eine Medaille mitzunehmen“, erklärt er selbstbewusst und schiebt noch hinterher: „Sofern es möglich ist, möchte ich natürlich bei der Heim-EM in München 2022 mitspringen. Das wäre ein Traum.“

Juniorsportler:in des Jahres

Stimmen Sie noch bis zum 23. Oktober 2021 für die jungen Talente ab!

Mehr: Sporthilfe-Wahl: Sarah Vogel auf den Spuren sportlicher Größen

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