| Disziplin-Check

HINDERNIS MÄNNER | Hochklassiger DM-Showdown und Abschied von Martin Grau

Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider 2021 aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainer:innen der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: Hindernislauf der Männer.
Svenja Sapper

INTERVIEW MIT DEM LEITENDEN BUNDESTRAINER WERNER KLEIN

Das ist 2021 passiert

Zum ersten Mal führt der WM-Teilnehmer von 2019 Karl Bebendorf (Dresdner SC) die deutsche Bestenliste über 3.000 Meter Hindernis an – und das mit der schnellsten Zeit eines Deutschen seit 2012. Sein neues Niveau zeichnete sich bereits früh in der Saison ab: Nach einem Abstecher zu den Mittelstrecken in der Hallensaison, der ihm eine Hallen-EM-Teilnahme über 1.500 Meter in Torun (Polen) einbrachte, startete Bebendorf Anfang Mai mit schnellen 5:27,20 Minuten über 2.000 Meter Hindernis in die Freiluftsaison. Zwei Wochen später legte er beim Anhalt Meeting in Dessau 5:25,64 Minuten nach – lediglich neun Hundertstel über dem deutschen Rekord über diese international nur im U18-Bereich gelaufene Strecke.

Zwei Tage später rückte dann der nächste Hindernisläufer ins Rampenlicht: Der U23-Europameister von 2019 Frederik Ruppert (SC Myhl LA) drückte seinen Hausrekord beim Pfingstsportmeeting in Rehlingen um gleich 15 Sekunden nach unten auf schnelle 8:28,28 Minuten und eroberte damit die Spitze der deutschen Jahresbestenliste.

Zum Showdown kam es schließlich bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig – ein für nationale Titelkämpfe untypisch schnelles Rennen, das den Top Vier allesamt persönliche Bestleistungen einbrachte. In 8:23,28 Minuten konnte sich Bebendorf vor Ruppert (8:25,27 min) durchsetzen und damit zum dritten Mal in Folge triumphieren. Mit Jens Mergenthaler (SV Winnenden; 8:29,49 min) blieben erstmals seit 1998 drei Athleten bei Deutschen Meisterschaften unter der 8:30-Minuten-Marke.

Über seine Weltranglistenposition gelang es Karl Bebendorf als einzigem DLV-Athleten, sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren. In der japanischen Hauptstadt war nach dem Vorlauf Endstation. Für den Traum von einer Olympiateilnahme gekämpft hatte auch der Erfurter Martin Grau (LC Top Team Thüringen), der ein Jahrzehnt den Hindernislauf in Deutschland mitbestimmt hatte und 2019 noch bei den Weltmeisterschaften am Start gewesen war. Nach Platz sieben bei den Deutschen Meisterschaften und einem letzten Normversuch in Nizza (Frankreich) verabschiedete sich der 29-jährige frühere Universiade-Sieger aus dem Leistungssport und wagt einen Neustart im hohen Norden: In Hamburg wird er sich auf sein duales Studium der Angewandten Informatik konzentrieren.

In der U20 hinterließ den besten Eindruck Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg): Der zu diesem Zeitpunkt noch 17-Jährige belegte Rang fünf über 3.000 Meter Hindernis bei den U20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland) und holte sich in Rostock über 2.000 Meter Hindernis auch den deutschen Meistertitel der Altersklasse U20. Ins Finale von Tallinn eingezogen war auch der Karlsruher Florian Zittel; er erreichte den elften Rang, ebenso wie Nick Jäger (TSV Penzberg) eine Woche zuvor bei den U23-Europameisterschaften, die an selber Stätte ausgetragen wurden.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
U20-EM –  5. Platz: Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg), 11. Platz: Florian Zittel (LG Region Karlsruhe)
U23-EM –  11. Platz: Nick Jäger (TSV Penzberg)
Olympische Spiele –  – 

Unser "Ass des Jahres" 

Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898)
Olympia-Teilnehmer
Schnellste deutsche Zeit seit 2012
Deutscher Meister

Unser "Talent des Jahres"

Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg)
5. Platz bei der U20-EM
Deutscher Jahresbester der U20 (3.000 Meter Hindernis)
Deutscher U20-Meister (2.000 Meter Hindernis)

Die deutschen Top Ten 2021

Zeit Athlet Jahrgang Verein
8:23,28 min Karl Bebendorf 1996 Dresdner SC 1898
8:25,27 min Frederik Ruppert 1997 SC Myhl LA
8:29,49 min Jens Mergenthaler 1997 SV Winnenden
8:30,63 min Patrick Karl 1996 TV Ochsenfurt
8:34,25 min Martin Grau 1992 LC Top Team Thüringen
8:38,98 min Velten Schneider 1999 VfL Sindelfingen
8:39,82 min Nick Jäger 1999 TSV Penzberg
8:40,08 min Konstantin Wedel 1993 LG Telis Finanz Regensburg
8:42,60 min Tim Stegemann 1992 LC Top Team Thüringen
8:42,85 min Lennart Mesecke 1997 LG Nord Berlin

Statistik – Das sagen die Zahlen 

Das deutsche Top-Niveau: 3.000 Meter Hindernis

Jahr < 8:27,00* Schnitt Top 3 Schnitt Top 5 Schnitt Top 10
2005  1 8:28,06 8:32,11 8:38,57
2006  – 8:34,51 8:36,83 8:46,74
2007  1 8:29,93 8:35,49 8:45,19
2008  1 8:34,41 8:41,75 8:50,96
2009  1 8:36,79 8:44,61 8:51,53
2010  1 8:34,14 8:40,31 8:46,47
2011  1 8:39,11 8:43,70 8,49,28
2012  1 8:33,88 8:38,47 8:46,44
2013  1 8:36,63 8:41,19 8:47,73
2014  2 8:31,42 8:37,34 8:44,29
2015  – 8:38,66 8:41,47 8:45,84
2016  – 8:37,38 8:38,88 8:43,33
2017  – 8:36,77 8:40,76 8:44,69
2018 1 8:30,37 8:32,17 8:40,77
2019 1 8:30,90 8:35,36 8:39,90
2020  – 8:36,30 8:38,46 8:46,84
2021  2 8:26,01 8:28,58 8:34,73

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 8:22,37 (F. Ghirmai) 8:04,95 (Vroemen/NED) 17,42 7:55,51 (Shaheen/OAT) 26,86
2006 8:33,76 (F. Ghirmai) 8:09,53 (Tahri/FRA) 24,23 7:56,32 (Shaheen/OAT) 37,34
2007 8:22,23 (F. Ghirmai) 8:05,75 (Mohammed/SWE) 16,48 7:58,80 (Koech/KEN) 23,43
2008 8:26,66 (F. Ghirmai) 8:08,96 (Mekhissi/FRA) 18,71 8:00,57 (Koech/KEN) 26,09
2009 8:26,18 (S. Uliczka) 8:01,18 (Tahri/FRA) 25,00 7:58,85 (Kemboi/KEN) 27,33
2010 8:25,39 (S. Uliczka) 8:02,52 (Mekhissi/FRA) 23,87 8:00,90 (K.Kipruto/KEN) 24,49
2011 8:26,43 (S. Uliczka) 8:02,09 (Mekhissi/FRA) 24,34 7:53,64 (K.Kipruto/KEN) 32,79
2012 8:22,93 (S. Uliczka) 8:10,90 (Mekhissi/FRA) 12,03 7:54,31 (Koech/KEN) 28,62
2013 8:23,57 (S. Uliczka) 8:00,09 (Mekhissi/FRA) 23,48 7:59,03 (Kemboi/KEN) 24,54
2014 8:24,39 (M. Grau) 8:03,23 (Mekhissi/FRA) 21,16 7:58,41 (Birech/KEN) 25,98
2015 8:31,55 (M. Grau) 8:18,38 (Kowal/FRA) 13,17 7:58,83 (Birech/KEN) 32,72
2016 8:35,93 (P. Karl) 8:08,15 (Mekhissi/FRA) 27,78 8:00,12 (C. Kipruto/KEN) 35,81
2017 8:31,95 (T. Stegemann) 8:14,67 (Mekhissi/FRA) 17,18 8:01,29 (Jager/USA) 30,26
2018 8:26,18 (M. Grau) 8:16,97 (Mekhissi/FRA) 9,21 7:58,15 (El Bakkali/MAR) 27,97
2019 8:26,79 (M. Grau) 8:05,23 (Bedrani/FRA) 21,56 8:01,35 (C. Kipruto/KEN) 25,44
2020 8:33,64 (T. Stegemann) 8:13,43 (Bedrani/FRA) 20,21 8:08:04 (El Bakkali/MOR) 25,60
2021 8:23,28 (K. Bebendorf) 8:11,17 (Bedrani/FRA) 12,11 8:07,12 (Kigen/KEN) 16,16

Das fällt auf:  

  • Deutschlands Top-Athleten sind in der Breite gut aufgestellt: Zum ersten Mal seit 2014 unterboten zwei Läufer den Schwellenwert* von 8:27,00 Minuten. Und auch die Durchschnittswerte der Top Drei, Fünf und Zehn sind schnell wie nie zuvor seit Einführung der Disziplin-Checks auf leichtathletik.de.
  • Auch der Abstand zur Weltspitze ist kleiner geworden: Die Weltjahresbestleistung von Benjamin Kigen aus Kenia ist zwar langsamer, als es die Weltbesten häufig in früheren Jahren waren, doch mit ihren starken neuen Bestzeiten sind auch Karl Bebendorf und Frederik Ruppert näher an die internationalen Spitzenathleten herangerückt.
  • Jens Mergenthalers erstes Jahr als Hindernisläufer war ein voller Erfolg: In seinem erst zweiten Rennen unterbot er direkt 8:30 Minuten und holte sich Bronze bei den Deutschen Meisterschaften.
  • Auch Patrick Karl (TV Ochsenfurt) konnte als Vierter in Braunschweig seine Bestzeit um eine Sekunde steigern.
  • Der Vorjahresschnellste Tim Stegemann (LC Top Team Thüringen) belegt dieses Jahr in der deutschen Rangliste nur Platz neun.
  • Zum dritten Mal in Folge führt der Franzose Djilali Bedrani die europäische Jahresbestenliste an. Auch für ihn endeten die Olympischen Spiele bereits nach dem Vorlauf. 
  • Die olympischen Medaillen holten sich Soufiane El Bakkali aus Marokko, Lamecha Girma aus Äthiopien und Benjamin Kigen.

leichtathletik.TV-Clips:

3.000 Meter Hindernis

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen

* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024