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DISKUSWURF FRAUEN | Kristin Pudenz gelingt der große Wurf

Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider 2021 aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainerinnen und Bundestrainern der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: Diskuswurf der Frauen.
Martin Neumann

INTERVIEW MIT DEM LEITENDEN BUNDESTRAINER SVEN LANG

Das ist 2021 passiert

Dauerregen, ein nasser Ring und eine daraus resultierende längere Wettkampfunterbrechung sind normalerweise nicht leistungsfördernd für Werfer. Gleich ob sie Kugel, Diskus oder Hammer möglichst weit weg befördern wollen. Ganz anders bei Kristin Pudenz am 2. August im Olympiastadion von Tokio.

Die 28-Jährige hatte schon vor der Regenunterbrechung auf Rang drei des olympischen Finals gelegen. Doch im fünften Versuch gelang der Potsdamerin der ganz große Wurf. Mit 66,86 Metern warf sie die Ein-Kilo-Scheibe 55 Zentimeter weiter als jemals zuvor. Nur die überragende Valarie Allman (USA; 68,98 m) kam an diesem Tag weiter. Das Sensations-Silber für Kristin Pudenz und das absolute Highlight der deutschen Diskuswerferinnen 2021 war perfekt. Es war die erste Olympia-Medaille der deutschen Diskuswerferinnen seit Ilke Wyluddas Olympiasieg 1996 in Atlanta.

Erste Gratulanten zur unverhofften Medaille waren in Tokio Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg), die sich mit den Plätzen acht und neun achtbar schlugen. Drei deutsche Diskuswerferinnen bei den Olympischen Spielen unter den Top Ten gab’s letztmals 1988 in Seoul. Hinter dem Tokio-Trio schafften drei weitere deutsche Diskuswerferinnen im zurückliegenden Jahr 61 Meter oder mehr. Eine breite Basis für die kommenden Aufgaben ist also gelegt.

Die Hoffnungen auf den dritten Olympia-Start nach 2012 und 2016 musste Nadine Müller (SV Halle) früh begraben. Eine Rückenverletzung bremste die Olympia-Vierte von 2012 aus. Eine deutlich angenehmere Pause legte Anna Wierig (SC Magdeburg) ein. Die Olympia-Neunte von London wurde 2021 zum ersten Mal Mutter.

Ohne Medaille kam der deutsche Nachwuchs von den U20- bzw. U23-Europameisterschaften in Tallinn nach Hause. Pia Northoff (TV Wattenscheid 01) als Fünfte der U20-EM und Antonia Kinzel (SSV Ulm 1846) als U23-EM-Sechste schlugen sich trotzdem achtbar.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
U20-EM 5. Platz Pia Northoff (TV Wattenscheid 01)
U23-EM 6. Platz Antonia Kinzel (SSV Ulm 1846)
Olympische Spiele 2. Platz Kristin Pudenz (SC Potsdam) 8. Platz Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen)
9. Platz Claudine Vita (SC Neubrandenburg)

Unser "Ass des Jahres"

Kristin Pudenz (SC Potsdam)

Olympia-Zweite 2021
Deutsche Meisterin 2021
Beste deutsche Diskuswerferin 2021

Unser "Talent des Jahres"

Antonia Kinzel (SSV Ulm 1846)

6. U23-EM 2021
Deutsche U23-Meisterin 2021
 

Die deutschen Top Ten 2021

Weite Name Jahrgang Verein
66,86 m Kristin Pudenz 1993 SC Potsdam
64,25 m Claudine Vita 1996 SC Neubrandenburg
64,03 m Marike Steinacker 1992 TSV Bayer Leverkusen
63,75 m Shanice Craft 1993 SV Halle
62,65 m Julia Harting 1990 SCC Berlin
61,29 m Julia Ritter 1998 TV Wattenscheid 01
57,96 m Nadine Müller 1985 SV Halle
57,88 m Antonia Kinzel 2000 SSV Ulm 1846
55,02 m Jule Gipmann 2001 SV Viktoria Goch
54,68 m Charleen Zoschke 1999 Eintracht Frankfurt

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Diskuswurf Frauen

Jahr > 61,20* Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  1 62,65 61,52 58,67
2006  1 62,63 60,81 58,50
2007  3 64,43 62,06 58,90
2008  1 61,16 60,27 58,31
2009  2 62,06 61,04 58,36
2010  2 62,87 61,01 58,12
2011  1 62,54 61,41 59,36
2012  4 65,50 64,12 61,73
2013  3 65,69 63,55 60,96
2014  4 66,55 64,94 61,55
2015  6 65,95 65,05 61,66
2016  5 66,65 65,36 61,23
2017  6 64,70 64,18 60,95
2018  5 63,69 63,07 60,04
2019  6 65,18 64,40 60,81
2020  2 63,32 61,87 57,89
2021  6 65,05 64,31 60,84

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 66,56 (F. Dietzsch) 66,81 (Cechlová/CZE) 0,25 66,81 (Cechlová/CZE) 0,25
2006 68,51 (F. Dietzsch) 68,51 (F. Dietzsch) 0,00 68,51 (F. Dietzsch) 0,00
2007 68,06 (F. Dietzsch) 68,06 (F. Dietzsch) 0,00 68,06 (F. Dietzsch) 0,00
2008 61,81 (S. Rumpf) 67,89 (Yatchenko/BLR) 6,08 67,89 (Yatchenko/BLR) 6,08
2009 63,43 (N. Müller) 65,40 (Sadova/RUS) 1,97 66,40 m (Li/CHN) 2,97
2010 67,78 (N. Müller) 67,78 (N. Müller) 0,00 67,78 (N. Müller) 0,00
2011 66,99 (N. Müller) 67,96 (Perković/CRO) 0,96 67,98 (Li/CHN) 0,98
2012 68,89 (N. Müller) 69,11 (Perković/CRO) 0,22 69,11 (Perković/CRO) 0,22
2013 66,69 (N. Müller) 68,96 (Perković/CRO) 2,30 68,96 (Perković/CRO) 2,30
2014 67,30 (N. Müller) 71,08 (Perković/CRO) 2,78 71,08 (Perković/CRO) 2,78
2015 66,14 (A. Rüh) 70,08 (Perković/CRO) 3,94 70,65 (Caballero/CUB) 4,51
2016 68,49 (J. Fischer) 70,88 (Perković/CRO) 2,39 70,88 (Perković/CRO) 2,39
2017 65,76 (N. Müller) 71,41 (Perković/CRO) 5,65 71,41 (Perković/CRO) 5,65
2018 65,15 (C. Vita) 71,38 (Perković/CRO) 6,23 71,38 (Perković/CRO) 6,23
2019 66,64 (C. Vita) 68,58 (Perković/CRO) 1,94 69,39 (Perez/CUB) 2,75
2020 65,58 (K. Pudenz) 65,93 (Perković/CRO) 0,36 70,15 (Allmann/USA) 4,57
2021 66,86 (K. Pudenz) 70,22 (van Klinken/NED) 3,36 71,16 (Allmann/USA) 4,30

Das fällt auf

  • Kristin Pudenz gewinnt nach 25 Jahren mit Silber wieder eine olympische Medaille für die deutschen Diskuswerferinnen. Die bis dato letzte Medaille gewann Olympiasiegerin Ilke Wyludda 1996 in Atlanta.
  • Auch Claudine Vita und Marike Steinacker schafften es ins Olympia-Finale und belegten die Plätze acht und neun.
  • Die Durchschnittsweiten der besten deutschen Diskuswerferinnen haben sich auf Vor-Corona-Niveau stabilisiert.
  • Nadine Müller und Anna Wierig konnten nicht in den Kampf um die Olympia-Tickets eingreifen. Nadine Müller musste die Saison aufgrund von Rückenproblemen abbrechen, Anna Wierig wurde zum ersten Mal Mutter.
  • Gleich zwei Werferinnen übertrafen 2021 die 70-Meter-Marke: Olympiasiegerin Valarie Allman (USA; 71,16 m) und die Niederländerin Jorinde van Klinken (70,22 m).
  • Sechs deutsche Werferinnen übertrafen in diesem Sommer die 61-Meter-Marke. Das verspricht für 2022 erneut enge Entscheidungen im Rennen um die WM- und EM-Tickets.
  • Die Deutsche U23-Meisterin Antonia Kinzel konnte sich 2021 deutlich verbessern und schnuppert bereits an der 60-Meter-Marke.

leichtathletik.TV-Clips

Diskuswurf

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Marathon/Straße folgt im Dezember
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer
Weitsprung Frauen
Weitsprung Männer
Dreisprung Frauen
Dreisprung Männer
Stabhochsprung Frauen
Stabhochsprung Männer
Kugelstoßen Frauen
Kugelstoßen Männer

* Als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017

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