| Interview der Woche

Alina Reh: „Nur noch diesen Hügel hoch, dann gibt’s ne Medaille“

Alina Reh (SCC Berlin) war mit Team-Silber und Einzel-Bronze am Wochenende erfolgreichste deutsche Teilnehmerin der Aktiven bei der Cross-EM in Dublin. Am Ende eines schwierigen Jahres hat sich die 24-jährige Läuferin von der Schwäbischen Alb auf der internationalen Ebene zurückgemeldet und für die kommende Saison 2022 viel Motivation geschöpft.
Ewald Walker

Alina Reh, Glückwunsch zu Ihrem großartigen Erfolg in Dublin. Sind Sie rundherum zufrieden oder hatten Sie sich sogar noch mehr erwartet?

Alina Reh:

Nach den letzten zwei Jahren hatte ich meine Erwartungen nicht zu hoch angesiedelt und nie mit einer Medaille gerechnet. Allein die Teammedaille hatten wir ins Auge gefasst.

Schildern Sie uns doch mal den Rennverlauf von Dublin aus Ihrer Sicht.

Alina Reh:

Zu Beginn ging vorne die Post richtig ab, ich bin eher defensiv angelaufen. An den Hügeln habe ich gemerkt, dass ich da Boden gut machen kann und bin dann immer besser ins Rennen reingekommen.

Wann haben Sie gespürt, dass es eine Medaille werden könnte?  

Alina Reh:

Als ich so 800 Meter vor dem Ziel an Konstanze vorbeigelaufen bin, dachte ich: Jetzt kann es eine Medaille werden. Am letzten Hügel, der mich an meine Trainingsstrecke zuhause in Dornstadt erinnerte, dachte ich: Nur noch diesen Hügel hoch, dann gibt's ne Medaille.

Wie würden Sie die Strecke von Dublin von der Schwierigkeit einordnen?

Alina Reh:

Die Strecke war an einigen Stellen schon etwas tief, was mir entgegen kam, sie war aber insgesamt gut zu belaufen, auch weil sie nicht so eckig war wie in Pforzheim. Zudem war die Stimmung in Dublin mit über 7.000 Zuschauern sehr gut. Die Iren können schon Cross feiern.

Damit war Dublin ein guter Abschluss einer schwierigen Saison?

Alina Reh:

Nein, das war für mich der Beginn einer neuen Saison. Ich bin mental wieder auf der Höhe, nachdem ich 2021 viele negative und traurige Erlebnisse hatte. Die Zeit in Berlin war für mich sehr traurig. Dann kam die Verletzung, mein Großvater, der mir viel bedeutet hat, ist gestorben, die Corona-Zeit – da hat mich sehr viel gedrückt in diesem Jahr. Ich wusste: Ich gehöre auf die Schwäbische Alb, zu den Menschen, zur Natur, und habe meinen Berlin-Trip im Sommer beendet. Das Jahr war traurig, aber auch lehrreich für mich.

Ihre Gefühlslage hat sich mit Dublin wieder geändert?

Alina Reh:

Ja, ich spüre mit zwei Medaillen im Gepäck sehr viel Genugtuung und bin endlich wieder mal ganz zufrieden. 

Welche Planung haben Sie für die nächste Zeit beziehungsweise das kommende Jahr?    

Alina Reh:

Ich werde Ende der Woche die Deutschen Cross-Meisterschaften in Sonsbeck laufen. Nach Weihnachten geht’s für zwei Wochen nach Monte Gordo in Portugal unter anderem mit Hanna Klein. Ich möchte in der Halle voraussichtlich in Karlsruhe und in Leipzig zwei Rennen bestreiten. Nach dem Start in die Freiluft-Saison bei den Deutschen 10.000 Meter-Meisterschaften in Pliezhausen stehen die Europameisterschaften in München im Fokus. Noch offen ist, ob ich mit meinem Trainer Jürgen Kerl auch die WM in Eugene einbauen werde.

Wie sehen die nächsten Wochen über Weihnachten aus?

Alina Reh:

Ich werde jetzt wieder auf meine Laufstrecken auf der Alb zurückehren, wobei ich sehr viel intuitiv entscheide, wo ich laufe. Ich laufe oft einfach los und lass mich irgendwo hintreiben. Nach Weihnachten werde ich gelegentlich mit den Langlauf-Ski unterwegs sein. Und zwischendurch stehe ich im REWE-Laden meiner Mutter, was mir sehr viel Befriedigung verschafft, denn: Schaffe isch was Schön's.

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