| 2021 in Schlagzeilen

Das Leichtathletik-Jahr im Rückspiegel (I)

Wieder geprägt von Corona, aber auch den nachgeholten Olympischen Spielen in Tokio. Das Leichtathletik-Jahr 2021 war ereignisreich. Wir haben es in Schlagzeilen zusammengefasst.
Jan-Henner Reitze

JANUAR

Besser kann ein Jahr nicht beginnen: Hürdensprinterin Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) ist Mutter einer Tochter. Keine fünf Monate später wird die 32-Jährige schon wieder in Dessau im Wettkampf auf der Bahn stehen. Um zurück zu alter Form zu finden, wird sie sich dann aber doch nochmal mehr Zeit nehmen.

Die Corona-Beschränkungen bestimmen den Alltag. Die Bundesregierung verlängert den Lockdown. Es wird nicht das letzte Mal sein. Training ist für Leistungssportler damit weiter nur unter eingeschränkten Bedingungen möglich, für alle anderen gar nicht.

Der für Mitte April inklusive DM geplante Hannover-Marathon wird abgesagt. Auch die Mehrkampf-DM in der Halle fällt Corona zum Opfer.

US-Hürdensprinterin Brianna McNeal wird ihren Olympiasieg in Tokio (Japan) nicht wiederholen können. Wegen des Vorwurfs der Manipulation einer Dopingprobe wird sie zuerst suspendiert und später für fünf Jahre gesperrt.

Im ersten Prozess seit der Einführung des Anti-Doping-Gesetzes wird ein Erfurter Arzt wegen jahrelangen Blutdopings zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. 

Als erster Dreispringer der Geschichte übertrifft  Hugues Fabrice Zango aus Burkina Faso mit 18,07 Metern in Aubière (Frankreich) in der Halle die 18-Meter-Marke und stellt damit den ersten von zahlreichen Weltrekorden des Jahres auf.

Ohne Zuschauer, aber dafür übertragen im Online-Stream so lautet die Formel für die traditionellen Hallenmeetings in Deutschland. Den Anfang macht das  Indoor Meeting Karlsruhe mit einem pfeilschnellen 60-Meter-Sprint der Britin Dina Asher-Smith (7,08 sec) und einer Flugshow von Stabhochspringer Renaud Lavillenie (Frankreich; 5,95 m) sowie einem 400-Meter-Sieg von Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,61 sec).

Nur zwei Tage später meistert der schwedische Weltrekordler Armand Duplantis in Düsseldorf 6,01 Meter im Stabhochsprung. Als Zweiter steigert sich Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf 5,86 Meter. Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) steigt mit 6,74 Metern ins Olympia-Jahr ein.

Wieder Babyglück. Kugelstoßer David Storl (SC DHfK Leipzig) bricht den Wettkampf in Rochlitz ab, da seine Frau das zweite gemeinsame Kind zur Welt bringt. Sportlich wird der zweimalige Weltmeister im Sommer wegen Rückenproblemen nicht in Erscheinung treten können.

FEBRUAR

Wegen der Corona-Lage muss auch die für Anfang März in Sonsbeck geplante Cross-DM abgesagt werden.

Der DLV gibt personelle Änderungen im Trainerteam bekannt. Unter anderem wird Elke Bartschat Chef-Bundestrainerin Nachwuchs, der Hallen-Europarekordler im Weitsprung Sebastian Bayer übernimmt als Bundestrainer den Hürdensprint der Frauen.

Die Hallen-DM kann trotz Corona stattfinden. Gesundheits- und Ordnungsamt der Stadt Dortmund genehmigen das Hygienekonzept.

Auch beim ISTAF Indoor in Berlin setzt sich Malaika Mihambo (6,77 m) im Weitsprung durch. Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; 7,26 sec) meldet sich als Zweite über 60 Meter zurück. 

87,27 Meter und das Anfang Februar. Es deutet sich an: Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) hat auch dieses Jahr einiges drauf.

Hochspringerin Blanka Vlasic (Kroatien) verkündet das Ende ihrer Karriere. Die 37-Jährige hatte eigentlich noch einmal Anlauf in Richtung Tokio nehmen wollen, anhaltende Verletzungssorgen ließen das aber nicht zu.

Deutscher Rekord und Titel. Mit seinen 6,52 Sekunden über 60 Meter krönt Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) die Hallen-DM in Dortmund. Ansonsten gibt es einige Überraschungen: Bei den Frauen sprintet Amelie-Sophie Lederer (LG Stadtwerke München; 7,12 sec) auf und davon. Alexandra Plaza (LT DSHS Köln, 1,86 m) und Jonas Wagner (Dresdner SC; 2,28 m) triumphierten im Hochsprung, Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau; 1:47,63 min) über 800 Meter und Lokalmatador Henrik Krause (LG Olympia Dortmund; 47,03 sec) über 400 Meter.

Um für den Olympiasommer endlich wieder fit zu werden, wechselt Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz-Emmerich (TV Wattenscheid 01) zu Trainer Rüdiger Harksen. Die 29-Jährige möchte nichts unversucht lassen, ihre Verletzungsprobleme hinter sich zu lassen. Später im Jahr wird sie noch das Olympia-Aus und schließlich das Ende ihrer Karriere verkünden.

Der DLV nominiert 50 Athleten für die Hallen-EM in Torun (Polen).

Bei ihrem ersten 10.000-Meter-Rennen auf der Bahn läuft Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) in Austin (USA) in 31:01,71 Minuten deutschen Rekord und zur Olympianorm.

MÄRZ

Im Vereinssport geht wegen Corona immer noch gar nichts. In einem offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel fordert der organisierte Sport eine Perspektive.

Bei der Hallen-EM in Torun verpasst Malaika Mihambo (6,88 m) Weitsprung-Gold nur knapp und gewinnt Silber, genau wie Kevin Kranz (6,60 sec) über 60 Meter hinter dem späteren 100-Meter-Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs (Italien; 6,47 sec). Über Bronze im Dreisprung und die Steigerung auf 14,52 Meter jubelt Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen). Den dritten Platz und damit das Podest erklimmen auch Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge; 19,04 m) im Kugelstoßen, Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:20,07 min) über 1.500 Meter und Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 17,01 m) im Dreisprung der Männer.

Die Hallen-EM hat unangenehme Nachwirkungen. Immer mehr Corona-Infektionen unter Athleten verschiedener Nationen werden bekannt. Auch das DLV-Team ist betroffen.

Der Weltverband World Athletics gibt bekannt, dass einzelne russische Athleten bei Olympia in Tokio ein Startrecht unter neutraler Flagge bekommen können.

Auch Japan ist von Corona betroffen. Deshalb ist die Entscheidung gefallen, dass bei Olympia keine Zuschauer aus dem Ausland dabei sein dürfen. Es soll eine vorläufige sein.

Nach 13 Kilometern ist Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) bei seinem Marathon-Debüt in Dresden schon auf sich allein gestellt. Bei windigen und kühlen Bedingungen rennt er dennoch zu 2:10:48 Stunden. Trotz dieser beeindruckenden Leistung ist der damals 26-Jährige selbst skeptisch, dass dies für einen Olympiastartplatz reicht. Er soll Recht behalten.

Nur anderthalb Wochen bevor einige Athleten dort die Olympianorm angreifen wollen, muss der Veranstalter des Hamburg-Marathons bekannt geben: Das Rennen fällt wegen Corona aus.

APRIL

Schon wieder eine Absage: Auch 2021 wird es keine U18-EM geben. Geplant war, diese in Rieti (Italien) nachzuholen.

Immerhin ein Lichtblick. In Hamburg können zwar keine Marathonläufer auf die Jagd nach der Olympianorm gehen. Enschede (Niederlande) und das Flughafengelände springen kurzfristig als alternativer Austragungsort ein. Eine Woche später als der ursprünglich geplante Renntermin.

Ein gewisser Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) überrascht bei der DM im Straßengehen in Frankfurt in 3:43:44 Stunden über 50 Kilometer. Eine Steigerung um fast acht Minuten und ein Name, den man sich merken sollte.

Richard Ringer (LC Rehlingen) wollte eigentlich in Hamburg seinen Marathon-Start bei Olympia klar machen. Er weicht nach Siena (Spanien) aus und steigert sich auf 2:08:49 Stunden. Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal) muss Tokio dagegen abhaken und kommt nicht ins Ziel.

100-Meter-Weltmeister Christian Coleman (USA) verpasst die Olympischen Spiele. Der Internationale Sportgerichtshof CAS lehnt die Berufung gegen eine Sperre wegen verpasster Doping-Kontrollen größtenteils ab. Die Sperre wird zwar verkürzt, läuft aber erst nach Tokio aus.

DLV-Präsident Jürgen Kessing wird beim digitalen Verbandstag mit mehr als 90 Prozent im Amt bestätigt.

Mit Sieg und Bestzeit (2:25:59 h) macht beim Marathon in Enschede Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) ihr Olympia-Ticket klar. Auch Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin; 2:27:03 h) und Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel; 2:28:02 h) liefern starke Zeiten ab, die aber nicht mehr für eines der drei Tokio-Startplätze reichen.

Die 90 Meter sind gefallen. Johannes Vetter schleudert seinen Speer zum Wettkampfauftakt des Sommers zu Hause in Offenburg auf 91,50 Meter und sagt hinterher: "Ich fange gerade erst an."

MAI

Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin; 32:55,96 min) und Nils Voigt (TV Wattenscheid 01; 28:11,31 min) sichern sich in Mainz die DM-Titel über 10.000 Meter. 

Zwei überraschende Titel für die Hürden-Mixed-Staffel des DLV sowie die Männer über 4x200 Meter bringt die Staffel-WM in Chorzów (Polen). Mindestens genauso wichtig: Das 4x400-Meter-Quartett der Frauen und die Sprintstaffel der Männer über 4x100 Meter lösen das Olympia-Ticket.

Die beiden nächsten 90er von Johannes Vetter (LG Offenburg) beim Winterwurf Europacup in Split (Kroatien). Der Speerwurf-Weltmeister von 2017 erzielt 91,12 Meter. Auch Kugelstoßerin Sara Gambetta (SV Halle) überzeugt mit 18,86 Meter und siegt. Eine Steigerung, die lange hatte auf sich warten lassen.

Im Amateursport geht wegen Corona noch immer nichts. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) starten eine Online-Petition. Die Forderung lautet: Vereinstraining wieder zulassen.

In 11,12 Sekunden gelingt Sprinterin Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) in Mannheim ein hoffnungsvoller Start in den Sommer nach vielen Verletzungsproblemen. Letztlich wird der Körper aber wieder ein vorzeitiges Saisonende einfordern.
 
Vor allem die späteren Olympia-Starter Clemens Prüfer (SC Potsdam; 67,41 m) und David Wrobel (SC Magdeburg; 67,30 m) im Diskuswurf überzeugen bei den Halleschen Werfertagen. Bei den Frauen ist Kristin Pudenz (SC Potsdam; 66,31 m) weiter in der Erfolgsspur, die sich noch versilbern wird.

Von der Team-EM der Geherinnen und Geher in Podebrady (Tschechische Republik) bringen die DLV-Männer Silber im Wettbewerb über 50 Kilometer und Bronze im Wettbewerb über 20 Kilometer mit nach Hause.

Mit 94,20 Metern in Ostrava (Tschechische Republik) haut Johannes Vetter den nächsten Raketen-Wurf raus.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig dürfen Zuschauer dabei sein. Das Land Niedersachsen stimmt dem zu.

Deutscher Rekord und Silber bei der Hallen-EM im Winter hatten Hoffnung auf eine starke Sommersaison für Sprinter Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) gemacht. Daraus wird nichts. Eine Oberschenkelverletzung verhindert Rennen im Olympia-Sommer.

Norwegen ist vorsichtig in Sachen Corona und gibt die in Bergen geplante Austragung der U23-EM zurück. Kurze Zeit später erklärt sich Tallinn (Estland) bereit, als Ausrichter einzuspringen. Dort wird auch die U20-EM ausgetragen.

Bei der Team-EM in Chorzów landet die Mannschaft des DLV auf Rang vier. Eindrucksvoller sind die 69,19 Meter, die Christin Hussong mit ihrem Speer erzielt und die 96,29 Meter von Johannes Vetter. Deutlicher können Ambitionen auf eine Olympia-Medaille nicht ausgedrückt werden. Leider läuft es in Tokio dann ganz anders.

Je nach Bundesland darf das Vereinstraining nach dem Corona-Lockdown Stück für Stück wieder anlaufen.

Der spätere Zehnkampf-Olympiasieger Damian Warner (Kanada; 8.995 Punkte) kratzt schon beim traditionellen Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) an der 9.000-Punkte-Marke. Die DLV-Zehnkämpfer kommen wie das ganze Jahr über nicht richtig in Schwung. Die Steigerung von Siebenkämpferin Vanessa Grimm (Königsteiner LV) auf 6.316 Punkte wird für ein Olympia-Ticket reichen.

JUNI

Prominente Absagen vor der DM in Braunschweig: Läuferin Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) kuriert noch Rückenprobleme aus und Johannes Vetter verzichtet wegen Oberschenkel-Problemen vorsichtshalber auf einen Start.

Nach Jahren voller Zweifel stürmt Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) in Braunschweig zu den Titeln über 100 Meter (11,14 sec) und 200 Meter (23,15 sec) der Frauen. Ein Befreiungsschlag. Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 3:34,64 min) rennt Meisterschaftsrekord über 1.500 Meter. Stabhochsprung-Aufsteiger Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,80 m) springt zu seinem ersten nationalen Titel. Einen Comeback-Versuch muss Thomas Röhler (LC Jena) im Speerwurf vorzeitig abbrechen. Der Olympiasieger von Rio de Janeiro (Brasilien) ist noch nicht wieder fit. Tokio wird ohne ihn stattfinden.

Die Olympia-Organisatoren geben die endgültigen Corona-Verhaltensregeln für Teilnehmer und Betreuer bekannt. Dazu zählen tägliche Test und Maskenpflicht. Bei Verstößen drohen Geldstrafen, Disqualifikation bis hin zur Ausweisung aus Japan.

Der Kampf um die Olympia-Qualifikation geht auf die Zielgerade. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) verabschiedet sich aus diesem Wettstreit. Ein Knorpelschaden im Knie hatte ihn schon vorher ausgebremst.

Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), Ruth-Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg) und Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) sichern dem DLV durch 3:13,57 Minuten in Regensburg einen Olympia-Startplatz für die Mixed-Staffel.

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; 8.184 Punkte) gewinnt das Mehrkampf-Meeting in Ratingen. Im Siebenkampf triumphiert die Kanadierin Georgia Ellenwood (6.314 Punkte).

Bei Katharina Trost (LG Stadtwerke München) geht der Olympia-Plan auf. In Chorzów bleibt die 800-Meter-Läuferin in 1:58,68 Minuten erstmals unter zwei Minuten. Das Ticket nach Tokio ist sicher.  

Hochklassige Leistungen am laufenden Band bei den US-Trials in Eugene: Dazu zählen unter anderem der Weltrekord über 400 Meter Hürden von Sydney McLaughlin (51,90 sec), die 19,52 Sekunden über 200 Meter von Weltmeister Noah Lyles oder die 80,31 Meter von Hammerwerferin DeAnna Price, die als zweite Frau der Geschichte die 80 Meter übertrifft. 

Der Nominierungszeitraum für Olympia endet.

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