| 2021 in Schlagzeilen

Das Leichtathletik-Jahr im Rückspiegel (II)

Wieder geprägt von Corona, aber auch den nachgeholten Olympischen Spielen in Tokio. Das Leichtathletik-Jahr 2021 war ereignisreich. Wir haben es in Schlagzeilen zusammengefasst.
Jan-Henner Reitze

JULI

Wegen verpasster Doping-Kontrollen darf nach einer Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof CAS auch Salwa Eid Naser (Bahrain) nicht an den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) teilnehmen, bei der WM 2019 hatte sie noch als 400-Meter-Weltmeisterin in 48,14 Sekunden überrascht.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nominiert das endgültige DLV-Team für Tokio. Die 90 Athleten werden von Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Speerwurf-Favorit Johannes Vetter (LG Offenburg) angeführt.

Bei den Olympia-Wettbewerben dürfen auch keine einheimischen Zuschauer dabei sein. Das entscheiden die Veranstalter wegen der Corona-Lage. Vorher waren schon ausländische Zuschauer ausgeschlossen worden.

Bei der U23-EM in Tallinn (Estland) räumt das DLV-Team gleich sechs Titel ab und belegt im Medaillenspiegel hinter Italien den zweiten Platz. Ganz oben steht Sprinterin Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund) gleich zweimal: Im Einzel über 100 Meter (11,36 sec) und mit der Sprintstaffel (43,05 sec). In dieser Disziplin gewinnt das DLV-Quartett auch bei den Männern (38,70 sec). Außerdem setzen sich Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen; 68,80 m) im Hammerwurf, Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt; 8.142 Punkte) im Zehnkampf und Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 13:38,69 min) über 5.000 Meter durch.

15 Medaillen und vier davon in Gold bringt das DLV-Team von der U20-EM mit, die ebenfalls in Tallinn ausgetragen wird. Weitspringer Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) ragt mit einem Satz auf 7,98 Meter heraus, Stabhochspringerin Sarah Vogel (LG Seligenstadt) meistert für Gold 4,30 Meter, Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) bleibt bei ihrem Sieg über 3.000 Meter Hindernis (9:59,15 min) erstmals unter zehn Minuten. Das weibliche DLV-Quartett über 4x400 Meter triumphiert in 3:35,38 Minuten.

Das Internationale Olympische Komitee vergibt die Sommerspiele 2032 nach Brisbane (Australien).

IOC-Präsident Thomas Bach eröffnet die Spiele von Tokio.

Die Leichtathletik-Wettbewerbe beginnen traditionell erst in der zweiten Olympia-Woche. Leider gibt es kurzfristige Absagen aus DLV-Sicht. Nach Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) müssen auch die Sprinterinnen Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) und Lisa Nippgen (MTG Mannheim) verletzungsbedingt verzichten.

Wegen Corona entscheidet der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), keine Athleten zur im August geplanten U20-WM nach Nairobi (Kenia) zu schicken.

Es erwischt auch Stabhochsprung-Weltmeister Sam Kendricks (USA). Wegen eines positiven Corona-Tests wird er den Olympia-Wettbewerb verpassen.

Das erste Leichtathletik-Gold der Spiele von Tokio geht an den Äthiopier Selemon Barega (27:43,22 min) über 10.000 Meter der Männer. 

AUGUST

Bestleistung beim Jahreshöhepunkt: Sara Gambetta (SV Halle; 18,88 m) holt als Achte die erste Top-Acht-Platzierung für das DLV-Team in Tokio. Für den ersten internationalen Kracher sorgt Yulimar Rojas (Venezuela), die den lange in der Luft liegenden Dreisprung-Weltrekord auf 15,67 Meter verbessert.

In Rostock kann trotz Corona die Jugend-DM ausgetragen werden. In 10,39 Sekunden über 100 Meter und 20,90 Sekunden über 200 Meter krönt sich James Adebola (SCC Berlin) zum Sprintkönig der männlichen Jugend 20. Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) gewinnt die 2.000 Meter Hindernis der weiblichen Jugend U18 in 6:36,71 Minuten.

Diskuswerferin Kristin Pudenz (SC Potsdam) belohnt sich selbst für viele harte Trainingsjahre mit der olympischen Silbermedaille und Bestleistung von 66,86 Metern. Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 62,02 m) wird Achte.

Dank Nerven wie Drahtseilen und dem einzigen 7,00-Meter-Sprung ihrer Saison unter regulären Windbedingungen holt sich Malaika Mihambo nach ihrem WM-Titel auch Olympia-Gold. Und das im sechsten Versuch. 

Zum Fabel-Weltrekord über 400 Meter Hürden stürmt Karsten Warholm (Norwegen; 45,94 sec), bei den Frauen gelingt das einen Tag später Sydney McLaughlin (USA; 51,46 sec).

Alles gegeben und mit Platz fünf ihre beste Olympia-Platzierung erreicht Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) in 9:14,00 Minuten über 3.000 Meter Hindernis. Rundum glücklich ist die WM-Dritte damit nicht.

Nach einer schwierigen Saison zeigt sich Christopher Linke (SC Potsdam) am Tag X mal wieder perfekt vorbereitet. Platz fünf im 20 Kilometer Gehen (1:21:50 h) in der Hitze von Sapporo (Japan).

Bestleistung von 2,11 Metern aber auch eine Quetschung des Sprunggelenks trägt Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul im Hochsprung davon. Er gibt alles, um über 400 Meter noch das Ziel zu erreichen. Muss aber aufgeben. Gold mit 9.018 Punkten gewinnt der Kanadier Damian Warner.

Siebenkämpferin Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) hatte es schwer, in diesem Sommer fit zu werden. In Tokio kämpft sie sich durch und zu beachtlichen 6.419 Punkten, die Rang sieben bedeuten. Ein versöhnliches Ergebnis.

Einige Medaillen-Trümpfe des DLV stechen in Tokio nicht. Aber es geht auch umgekehrt. Völlig überraschend gewinnt Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) über 50 Kilometer Gehen in 3:50:44 Stunden Silber und sorgt für die Medaillen-Sensation der Spiele aus deutscher Sicht.

Die neue DLV-Sprintergeneration vertreten durch Joshua Hartmann (ASV Köln), Deniz Almas (VfL Wolfsburg) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) rennt mit dem deutschen Rekordler Julian Reus (LAC Top Team Thüringen) über 4x100 Meter auf Platz sechs (38,12 sec). Für Julian Reus hätte es kein schöneres Abschiedsrennen geben können.

Das Sprintquartett der Frauen mit Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Alexandra Burghardt (LG Wacker Gendorf Burghausen), Tatjana Pinto (LC Paderborn) und Gina Lückenkemper (SCC Berlin) erreicht Rang fünf (42,12 sec). Zur ersehnten Medaille fehlen 25 Hundertstel. 

Mit dem Sieg der jamaikanischen Sprintstaffel (41,02 sec) krönt sich Elaine Thompson-Herah nach ihren Siegen über 100 Meter (10,61 sec) und 200 Meter (21,53 sec) zur Dreifach-Olympiasiegerin von Tokio.

Melat Kejeta (Laufteam Kassel) wird Sechste (2:29:16 h) im olympischen Marathon. Auf der Bahn über 10.000 Meter erreicht Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 31:01,97 min) Rang acht. 

Gold über 10.000 Meter (29:55,32 min), Gold über 5.000 Meter (14:36,79 min) und Bronze über 1.500 Meter (3:55,86 min). Sifan Hassan (Niederlande) gehört zu den großen Gewinnerinnen der Spiele.

Der neuartige Belag im Stadion von Tokio bringt Rekorde auf der Laufbahn. Speerwurf-Favorit Johannes Vetter findet darauf keinen Halt und wird nur Neunter (82,52 m). Julian Weber (USC Mainz; 85,30 m) kratzt als Vierter am Podium. 

Wegen mehrerer nachträglich bekannt gewordener Dopingfälle im damals siegreichen russischen Team wird Deutschland der Sieg bei der Team-EM 2015 in Cheboksary (Russland) zugesprochen.

Die Olympischen Spiele sind Geschichte. Einer der ersten Athleten, die danach wieder einen Wettkampf bestreiten, ist Johannes Vetter. Mit einem Sieg im heimischen Offenburg (86,17 m) zeigt er, dass mehr in ihm steckt als in Tokio gezeigt.

Mit dem Titel bei der Mehrkampf-DM in Wesel verarbeitet Zehnkämpfer Tim Nowak (SSV Ulm 1846; 7.931 Punkte) zumindest ein Stück weit die verpasste Olympia-Teilnahme. Bei den Frauen setzt sich Mareike Rösing (USC Mainz; 5.809 Punkte) durch.

In Mainz verstirbt der beliebte Leichtathletik-Moderator Wolf-Dieter Poschmann im Alter von 70 Jahren.

SEPTEMBER

Dritter Paralympics-Sieg im Weitsprung für Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,18 m). Felix Streng (Sprintteam Wetzlar; 10,79 sec) feiert 100-Meter-Gold. Johannes Floors (TSV Bayer 04 Leverkusen; 45,85 sec) triumphiert über 400 Meter, das gelingt auch Lindy Ave (HSG Uni Greifswald; 60,00 sec). Das sind einige Highlights der Leichtathletik-Entscheidungen bei den Paralympics von Tokio.

Ihre Olympiaträume sind nicht in Erfüllung gegangen. Siege beim Diamond League-Finale in Zürich (Schweiz) sind immerhin ein kleiner Trost für Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 65,26 m) und Johannes Vetter (89,11 m) im Speerwurf.

Dank drei solider Zehnkämpfe im schwierigen Jahr 2021 sichert sich Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) den Sieg in der World Athletics Challenge, belohnt mit 30.00 US-Dollar und einer Wild Card für die WM 2022.

Speerwerfer Johannes Vetter (88,76 m), Diskus-Olympiasiegerin Valarie Allmann (USA; 71,16 m) und 400-Meter-Siegerin Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 51,51 sec) sorgen für Highlights beim 100. Jubiläum des Berliner ISTAF.

Diese Auszeichnung ehrt das Engagement von Malaika Mihambo außerhalb der Weitsprunggrube: Sie wird als „Sportlerin mit Herz“ ausgezeichnet, da sie während des ersten Corona-Lockdowns per Youtube Kinder animiert hat, sich zu bewegen.

Bei warmen Temperaturen gehen die Siege beim Berlin-Marathon nach Äthiopien, an die bisher weniger bekannten Gotytom Gebreslase (2:20:09 h) bei den Frauen und Guye Adola (2:05:45 h) bei den Männern. 

OKTOBER

Auch der wegen Corona verschobene Marathon in London (Großbritannien) wird ausgetragen. Es gewinnen Joyciline Jepkosgei (Kenia; 2:17:43 h) und Sisay Lemma (Äthiopien; 2:04:01 h).

Die deutschen Meistertitel im Marathon werden in München vergeben. Bei den Frauen triumphiert Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg; 2:43:11 h), bei den Männern Alexander Hirschhäuser (ASC Breidenbach; 2:18:38 h).

Der Marathon-Kalender ist im Oktober eng, da weitere Rennen aus dem Frühjahr nachgeholt werden. In Chicago (USA) gewinnen die Kenianerin Ruth Chepngetich (2:17:08 h) und Seifu Tura (Äthiopien; 2:06:12 h). In Boston (USA) setzen sich Benson Kipruto (2:09:51 h) und Diana Chemtai Kipyokei (beide Kenia; 2:24:45 h) durch.

Die Olympia-Vierte über 5.000 Meter Agnes Tirop (Kenia) wird tot in ihrem Haus aufgefunden. Ihr flüchtiger Ehemann wird später festgenommen. 

Sifan Hassan und Karsten Warholm werden als „Europas Athleten des Jahres“ ausgezeichnet. 

Miriam Dattke (69:59 min) und Simon Boch (62:24 min) landen bei der Halbmarathon-DM in Hamburg einen Doppelsieg für die LG Telis Finanz Regensburg.

Nachwuchs-Stabhochspringerin und U20-Europameisterin Sarah Vogel (LG Seligenstadt) ist „Juniorsportlerin des Jahres“ 2021.

In Valencia (Spanien) verbessert Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) den mehr als 25 Jahre alten deutschen Rekord im Halbmarathon auf 60:09 Minuten.

Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 31:40 min) und Nils Voigt (TV Wattenscheid 01; 28:46 min) heißen die deutschen Meister im 10-Kilometer-Straßenlauf von Uelzen.

NOVEMBER

Den Marathon in New York (USA) gewinnt Olympiasiegerin Peres Jepchirchir (Kenia; 2:22:39 Stunden) auch bei den Männer geht der Sieg an Kenia und Albert Korir (2:08:22 h).

Die schnellste DLV-Sprinterin des Jahres Alexandra Burghardt verkündet, es als Bobanschieberin zu den Olympischen Winterspielen in Peking (China) schaffen zu wollen.

„Deutschlands Läufer des Jahres“ 2021 sind Simon Boch und Sandra Morchner (Laufteam Kassel), die im Marathon (2:39:36 h) und Halbmarathon (1:15:13 h) jeweils eine deutsche W50-Bestleistung aufgestellt hatte.

In Pforzheim meldet sich Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) als Siegerin im Crosslauf zurück, bei den Männern kann sich Markus Görger (LG Region Karlsruhe) durchsetzen.

Die Wechselfrist endet. Prominente Änderungen: Sprinterin Tatjana Pinto geht vom LC Paderborn zum TV Wattenscheid 01, die Marathon-Zwillinge Deborah und Rabea Schöneborn von der LG Nord Berlin zum  Pro Team des SCC Berlin.

DEZEMBER

Die Weltleichtathleten des Jahres 2021 sind Dreifach-Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah und Langhürden-Überflieger Karsten Warholm.

Auch im Marathon bleibt Valencia ein gutes Pflaster für Amanal Petros: Er steigert seinen eigenen deutschen Rekord aus dem vergangenen Jahr um eine knappe Minute auf 2:06:27 Stunden.

Darauf kann man sich freuen: Deutsche Meisterschaften zahlreicher Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen und Radsport werden 2022 wieder parallel in Berlin als „Die Finals“ ausgetragen. 

Dank einer klugen Renneinteilung sichert sich Alina Reh (SCC Berlin) am Ende eines schwierigen Jahres Bronze bei der Cross-EM in Dublin (Irland). Obendrauf gibt es Team-Silber. In der weiblichen Jugend U20 darf die DLV-Mannschaft sogar ganz oben aufs Podest. Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg) holt außerdem Einzel-Bronze.

Die im März ausgefallene Cross-DM kann in Sonsbeck nachgeholt werden. Alina Reh rennt nach ihrem Bronze-Coup bei der Cross-EM gleich weiter zum nationalen Titel. Bei den Männern gewinnen Johannes Motschmann (SCC Berlin) und Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel).

Sie hat es schon wieder getan: Malaika Mihambo ist zum dritten Mal nacheinander von Deutschlands Sportjournalisten zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt worden.

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