| Leichtathletin des Jahres

Malaika Mihambo – Viel mehr als nur weite Sprünge

Malaika Mihambo gelang mit ihrem Olympiasieg im vergangenen Sommer der bislang größte Erfolg ihrer Karriere. Doch die Weitspringerin überzeugt nicht nur sportlich, sondern beweist auch abseits der Sprunggrube ein großes Herz. Von den Fans wurde sie nun zur „Leichathletin des Jahres“ 2021 gewählt.
Alexander Dierke

Es war ein Jahr für die Weitsprung-Geschichtsbücher: Malaika Mihambo krönte sich 2021 in Tokio in einem atemberaubenden Finale zur Olympiasiegerin. Ein Medaillengewinn, der im Vorfeld in dieser Form definitiv nicht planbar gewesen war, zu schwierig war der Saisonverlauf der 27-Jährigen zuvor gewesen. Wenig Konstanz bei den Wettbewerben in der ersten Jahreshälfte und immer wieder neue sportliche Rückschläge. Doch die Athletin der LG Kurpfalz bewies spätestens in Japan ihren unglaublichen Kampfgeist und ihre mentale Stärke.

Im olympischen Finale lag Malaika Mihambo vor dem letzten Durchgang lediglich auf Rang drei, der Traum vom goldenen Edelmetall, er schien ein solcher bleiben zu sollen. Doch was dann folgte, war ein Sprung der Extraklasse, einer der absoluten Überzeugung und Willenskraft. Im bedeutendsten Versuch des Jahres, oder besser gesagt im wohl bedeutendsten Sprung ihrer Karriere hielt Malaika Mihambo dem großen Druck stand. Sie wusste, was von ihr gefordert war, wusste um die große Chance, die sich in Tokio bot, ging noch einmal in sich und flog anschließend auf starke 7,00 Meter.

Es warein Sprung, der nicht nur die beschriebenen Charaktereigenschaften der deutschen Vorzeigeathletin eindrucksvoll unter Beweis stellte, sondern an jenem Tag im August zugleich auch eine große Aufholjagd bedeuten sollte. Eine, die mit dem bis dato größten Karriereerfolg der DLV-Athletin endete – dem Olympiasieg.

Eine Klasse für sich

Für die deutsche Leichtathletik war es der Höhepunkt des vergangenen Jahres, doch der Erfolg wurde auch darüber hinaus gebührend gefeiert. Malaika Mihambo eroberte mit ihrem Auftritt in Tokio nicht nur die Herzen der Leichtathletik-Fans. Im Dezember wurde sie von den deutschen Sportjournalisten zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt. Zum dritten Mal in Folge. Eine Auszeichnung, die beweist, welche Größe die Weitspringerin für die deutsche Sportwelt besitzt.

Selten konnte von dem Adjektiv „hochverdient“ wohl so treffend Gebrauch gemacht werden, wie nun auch bei der Wahl Mihambos zur „Leichtathletin des Jahres“. Bei der Online-Abstimmung auf leichtathletik.de setzte sich die Masterstudentin der Umweltwissenschaften unter den Fans deutlich mit 39 Prozent der Stimmen vor Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) und Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) durch – hochverdient eben!

Denn es sind nicht nur die sportlichen Ausnahmeleistungen, mit denen Malaika Mihambo auf sich aufmerksam macht: 2021 gelang ihr im dritten Jahr in Folge ein Sprung über sieben Meter, in der deutschen Bestenliste sorgte sie dadurch mit großem Abstand vor Maryse Luzolo (Königsteiner LV, 6,69 m) für die Bestweite, international belegt sie in der Jahresbestenliste einen starken sechsten Rang. Dass ihr diese Topweite ausgerechnet im finalen Versuch in Tokio gelang, spricht für sich.

"Engel" mit Engagement für Kinder

Doch auch sonst bewies die Weltmeisterin von 2019 in den entscheidenden Momenten Nervenstärke, sowohl bei den Deutschen Meisterschaften als auch den Deutschen Hallenmeisterschaften gewann Mihambo jeweils Gold. Eindrucksvoll genug, doch es ist eben vor allem auch die äußerst sympathische und soziale Art der 27-Jährigen, die sie als Persönlichkeit auszeichnen. Ihr Vorname Malaika bedeutet auf Swahili „Engel“, und das entsprechende Gumüt ist definitiv in ihrer DNA verankert.

Besonders am Herzen liegt der Weitspringerin vor allem der Kontakt und die Förderung von Kindern. 2019 begann sie zunächst damit, an ihrer alten Grundschule Sport- und Spielkurse zu geben. Es ging ihr vor allem darum, ihre Leidenschaft für den Sport zu vermitteln, den Kindern aufzuzeigen, welche persönlichen Entwicklungen möglich sind. Mihambo beschreibt sich selbst als eine sehr ehrgeizige Person, stets danach strebend, ihr Bestes zu geben und sich konstant weiterzuentwickeln. Eine Eigenschaft, die sie, so sagt sie selbst, durch den Sport an sich kennengelernt habe.

"Sportlerin mit Herz"

Zu Beginn der Corona-Krise gründete die Olympiasiegerin während des ersten Lockdowns ihren eigenen Verein „Malaikas Herzsprung“, mit dem Ziel, die soziale und sportliche Entwicklung von Jungathleten speziell im Grundschulalter zu fördern. Mit ihrem Projekt richtet sich die DLV-Athletin vor allem an Kinder von finanziell benachteiligten Familien, um eine einwandfreie Förderung zu ermöglichen.

Speziell in der Pandemie geht es Mihambo dabei darum, den Kindern eine Perspektive zu ermöglichen. 2020 startete sie mit ihrem Verein zunächst ein Online-Projekt, mit dem sie per Video Trainingseinheiten für die Kinder anbot. Mittlerweile hat sich das Projekt weiterentwickelt, ihr Verein soll möglichst vielen Kindern helfen, eine Vereinsmitgliedschaft finanzieren zu können. Die entsprechende Förderung und der intensive Kontakt zu den Jungathleten hat sich für Mihambo längst zu einer Herzensangelegenheit entwickelt, etwas, dass sie glücklich macht und von dem sie selbst – so sagt sie – ganz viel lernen kann.

Im November wurde sie dafür als „Sportlerin mit Herz“ ausgezeichnet, eine Ehrung die ihr gerecht wird. Denn Mihambo darf in ihrer Sportart als Vorbild angesehen werden – in sportlicher und eben vor allem auch in persönlicher Hinsicht.

Mehr:

Malaika Mihambo und Johannes Vetter sind Deutschlands "Leichtathleten des Jahres" 2021

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