| Paderborner Osterlauf

Steinruck sammelt nächste Bestzeit ein, Tesfaye meldet sich zurück

Katharina Steinruck hat sich am Samstag auch beim Paderborner Osterlauf in starker Form präsentiert und den 10 Kilometer-Wettbewerb mit neuer Bestzeit gewonnen. Bei den Männern gelang Homiyu Tesfaye mit einem starken Solo ein gelungenes Comeback im Straßenlauf.
Silke Bernhart / Peter Middel

„Wir sind wieder da!“ Das war die wichtigste Botschaft von Rennleiter Christoph Kopp am Samstag auf der Pressekonferenz vor dem Paderborner Osterlauf 2022. Denn zweimal hatte die traditionsreiche Veranstaltung zuvor aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden müssen. Zwar waren die Felder zum Neustart bei der 74. Ausgabe mit 6.200 Läuferinnen und Läufern kaum halb so groß wie beim Teilnehmerrekord im Jahr 2019. Umso größer war dafür bei allen die Freude, bei bestem Wetter für insgesamt vier Rennen wieder gemeinsam an der Startlinie zu stehen.

Da dieses Mal die internationalen Topläufer fehlten, rückten die deutschen Asse im Hauptlauf über 10 Kilometer umso mehr in den Fokus. Und sie bedankten sich mit starken Leistungen: An der Spitze des Frauen-Feldes rannte Marathon-Spezialistin Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) zu ihrer nächsten Bestzeit. Zwei Wochen zuvor war sie in Berlin im Halbmarathon erstmals unter 70 Minuten (69:38 min) geblieben (wir berichteten). In Paderborn schraubte sie am Samstag ihre ein Jahr alte 10 Kilometer-Bestmarke von 31:59 auf 31:53 Minuten*.

„Ich bin komplett überrascht!" gestand Katharina Steinruck im Ziel. "Den ersten Kilometer sind wir um die drei Minuten angegangen – da dachte ich: Das ist aber ganz schön flott! Ein bisschen habe ich es gemerkt, da wurde es schwer und ich musste beißen. Aber: Hammer! Ich dachte, ich muss drücken, weil ich die Zeiten nicht halten kann. Dann sind wir weiter 3:09 und 3:11, den langsamsten Kilometer 3:14 Minuten gelaufen.“ Die gute Form will sie mitnehmen zu einem weiteren 10-Kilometer-Lauf am kommenden Wochenende in Malaga (Spanien) sowie zur DM über 10.000 Meter am 7. Mai in Pliezhausen.

Laura Hottenrott kommt wieder ins Rollen

Mit Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) konnte sich eine weitere deutsche Topläuferin gemeinsam mit Katharina Steinruck recht bald vom Rest des Feldes absetzen. Auch ihr gelang nach dem Halbmarathon von Berlin (71:14 min) in 32:32 Minuten auf Platz zwei das nächste starke Rennen.

"Ich war zum letzten Mal vor zwölf Jahren beim Paderborner Osterlauf, heute bin ich zum ersten Mal die 10 Kilometer gelaufen", erklärte die Hessin anschließend. "Es war die zweitschnellste Zeit meiner Karriere, genauso wie in Berlin. Nach einem schweren Winter bin ich sehr zufrieden damit! Während die anderen irgendwo im Trainingslager in der Sonne waren, habe ich in Kassel meine Promotion geschrieben. Ich habe mit dem Kopf an meinem Text geklebt, und der innere Schweinehund war sehr groß, sich im Training auch wirklich anzustrengen. Mit den Wettkämpfen kommt das wieder ins Rollen. Von hier aus kann es weitergehen!"

"Ich habe einfach wieder Bock zu laufen!" erklärte Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LV Pliezhausen), nachdem sie in 33:49 Minuten als drittbeste Deutsche im Ziel war. "Ich bin hintenraus ein bisschen gestorben, aber trotzdem zufrieden über so eine Zeit – für das Wenige, das ich trainiere. 60, 70 Kilometer in der Woche. Das reicht, mehr braucht man nicht. Ich habe eine Familie, mehr will ich nicht." Eine tiefe 33er Zeit traut sich die 41-Jährige dennoch zu für ihr Meisterschafts-Comeback auf der Bahn: Auch sie hat sich in Pliezhausen einen 10.000 Meter-Start vorgenommen. 2017 war sie auf dieser Strecke das fünfte und bisher dato letzte Mal Deutsche Meisterin geworden.

Homiyu Tesfaye mit eindrucksvollem Solo

Der Männer-Wettbewerb wurde nach der kurzfristigen Absage von Amanal Petros (TV Wattenscheid 01; wir berichteten) zu einer klaren Angelegenheit für Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt). Der 28-Jährige setzte sich rasch deutlich vom Feld ab und rannte in 28:14 Minuten mit fast einer Minute Vorsprung auf den zweitplatzierten Sander Vercauteren (Belgien; 29:09 min) ins Ziel. Fabian Clarkson (SCC Berlin Marathon Team; 29:38 min) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock; 29:56 min) sorgten auf den Rängen fünf und sechs für weitere deutsche Top-Platzierungen.

Für den Deutschen Hallenrekordler über 1.500 Meter Homiyu Tesfaye war es das erste Straßenrennen seit 2019 – und der zweite Sieg in Paderborn nach seinem Coup im Jahr 2015, als er in Bestzeit von 27:54 Minuten erstmals sein Talent auf der Straße untermauerte. „Ich bin die meiste Zeit alleine gelaufen. Es war etwas windig. Aber die Zeit ist ganz gut!“ bilanzierte Homiyu Tesfaye, der in diesem Jahr zum dritten Mal Vater geworden ist und zuletzt mit seiner Familie in seiner Heimat Äthiopien trainiert hat. Ehefrau Maryam Jusuf Jamal (Bahrain), 2012 Olympiasiegerin über 1.500 Meter, wurde im Frauen-Rennen in 35:18 Minuten Neunte.

Wie es nun weitergeht für Homiyu Tesfaye? Das wird die kommende Woche zeigen. Denn dann fällt die Entscheidung, ob er einen Marathon in Angriff nimmt – oder auch am 7. Mai in Pliezhausen um den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter mitläuft.

Emma Waldschmidt und Jannik Ernst siegen im Halbmarathon

Nicht ganz so hochklassig besetzt wie der 10er war am Samstag der Halbmarathon-Wettbewerb, der einen Schlusspunkt unter die Rennen des 74. Paderborner Osterlaufs setzte. Die schnellste Zeit des Tages ging auf das Konto von Männer-Sieger Jannik Ernst (TV Waldstraße Wiesbaden), der nach 1:07:00 Stunden im Ziel war und sich damit recht deutlich gegen den Leverkusener Jonas Müller (1:07:26 h) durchsetzte.

Die 22 Jahre alte Emma Waldschmidt (Berliner SV 1892) quälte sich mit einer schmerzhaften Blase ins Ziel und musste anschließend ärztlich versorgt werden. So reichte es zwar in 1:25:15 Stunden für den Frauen-Sieg, nicht jedoch für die angepeilte neue Bestzeit, für die sie in Richtung der 1:20-Stunden-Marke hätte laufen müssen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

*Netto-Zeiten, alle noch inoffiziell

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