| Interview

Sophie Weißenberg: „Ich habe Lust, etwas zu zeigen“

Hinter Siebenkämpferin Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen), U23-Vize-Europameisterin des Jahres 2019, liegen schwierige zwei Jahre mit Vereins- und Trainerwechsel sowie hartnäckigen Achilles-Beschwerden. Im Interview blickt die 24-Jährige, die mittlerweile von Siebenkampf-Bundestrainer Jörg Roos trainiert wird, jetzt wieder (fast) beschwerdefrei und optimistisch auf ihren Saisonauftakt am Wochenende in Ratingen voraus.
pm/sb

Sophie Weißenberg, wie geht es Ihnen zum Start der neuen Saison? 

Sophie Weißenberg:

Mir geht es sehr, sehr gut. Die Achillessehnen-Problematik ist fast komplett vergessen, ich habe damit so gut wie gar keine Probleme mehr. Nur wenn ich den Fuß zu stark belaste, merke ich es noch ein bisschen. Ich bin, abgesehen von so kleinen Wehwehchen, die man als Leistungssportler immer mal hat, verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen.  
 
Was nehmen Sie sich also vor für den Saisoneinstieg in Ratingen?

Sophie Weißenberg:

Erstmal möchte ich da gesund durchkommen und endlich wieder einen Siebenkampf beenden. Dadurch, dass es so sehr früh im Jahr ist, stecke ich mir kein konkretes Ziel. Es kann mega gut laufen, es kann aber auch noch Luft nach oben bleiben. Dann hätte ich in Götzis noch Potenzial.

Sie wollen also beide Frühjahrsklassiker zur Vorbereitung nutzen, Ratingen und Götzis?

Sophie Weißenberg:

Es ist so geplant. Es sei denn, Ratingen läuft so gut, dass ich direkt die Quali für die WM schaffe. Dann kann ich mir Götzis sparen. 

Die WM-Norm liegt mit 6.420 Punkten etwas über Ihrer Bestleistung von 6.293 Punkten. Macht Sie das nervös?

Sophie Weißenberg:

Nein, gar nicht. Ich weiß, dass ich gut drauf bin. Ich glaube auch, dass ich besser drauf bin als damals, als ich diese Bestleistung aufgestellt habe. Aber es ist und bleibt Mehrkampf, da kann immer viel passieren. Nervös bin ich nicht. Ich freue mich, dass es wieder los geht und habe Lust, etwas zu zeigen.

Die Saison ist in diesem Jahr eine besondere, es gibt eine WM im Juli und eine EM im eigenen Land knapp vier Wochen später in München. Was peilen Sie an?

Sophie Weißenberg:

Ich peile schon beides an. Wenn man die WM macht, kann man die EM noch drauf packen, als Highlight in München. Mal sehen, wie es in der Saison läuft, aber ich liebäugele tatsächlich mit beidem.

Das wären dann mit Ratingen und Götzis vier Mehrkämpfe in einem Sommer...

Sophie Weißenberg:

Im Siebenkampf geht das gerade noch. Drei ist, was man normal macht, vier ist die Obergrenze. Mal in einem Jahr ist das machbar, das werde ich hinkriegen, aber es ist natürlich eine Aufgabe.

Leverkusen will sich wieder zur Mehrkampf-Hochburg mausern, mit dem Frauen-Bundestrainer Jörg Roos als Chefcoach und Björn Lippa als frisch verpflichtetem Nachwuchstrainer soll da etwas aufgebaut werden. Wie erleben Sie das?

Sophie Weißenberg:

Es ist toll, dass wir nun wieder eine feste Trainingsgruppe mit Mareike Arndt, Anna Maiwald und Lara Siemer haben. Lara ist ja neu dabei und wird nach dem Abitur ganz dazu stoßen. Björn hat Marie Dehning mitgebracht, eine gute Nachwuchsathletin. Man merkt den frischen Wind, wir haben eine coole Stimmung, das macht Spaß. In unserer Trainingsgruppe haben wir alle unterschiedliche Stärken, dadurch können wir uns sehr gut pushen.

Was sind Ihre Stärken?

Sophie Weißenberg:

Ich bin relativ sprint- und sprungstark. Am langen Lauf muss ich definitiv arbeiten. Mareike ist im Kugelstoßen sehr stark, und Anna und Mareike sind beide sehr gute Hürdenläuferinnen und sehr sprintstark. Da kann ich mir viel abgucken. Bei den langen Läufen ziehen sie mich auch immer mit, da kann ich mich gut reinhängen und mich motivieren lassen.

Wie viel trainieren Sie  für die 800 Meter? Wird das richtig geübt, oder rennt man die einfach irgendwie da am Ende des Siebenkampfs?

Sophie Weißenberg:

Wir machen schon viele lange und auch harte Läufe im Training. Damit wir uns daran gewöhnen, mit hohen Laktatwerten zu laufen. Es ist die letzte Disziplin, du hast dich da zwei Tage durchgeboxt, du kannst eigentlich schon gar nicht mehr, musst jetzt aber noch mal alles rausholen. Natürlich kommt man im Training nie an die Belastung heran, die man im Wettkampf erreicht. Aber die Läufe stehen wöchentlich im Plan. Das muss leider auch sein.  

Sehen Sie diesen 800-Meter-Lauf am Sonntag in Ratingen jetzt schon vor Ihrem inneren Auge? 

Sophie Weißenberg:

Manchmal leider schon. Aber ich versuche, das so gut es geht zu verdrängen. Ich weiß, dass er kommt, möchte aber eigentlich gar nicht, dass er kommt. Das ist für mich die Qualdisziplin, ich versuche so lange wie möglich, nicht daran zu denken. Sonst bin ich mit dem Kopf nur bei den 800 Metern. Aber da kommen ja erstmal noch sechs andere Disziplinen, bei denen ich auch fokussiert sein muss. 

Die Norm für die WM in Eugene hatten wir angesprochen, für die EM in München ist etwas niedriger, sie liegt bei 6.250 Punkten. Werden Sie in Ratingen zwischen den Disziplinen nachrechnen, wie Sie liegen und was noch drin ist?

Sophie Weißenberg:

Nein, das mache ich überhaupt nicht. Das bringt mir nichts. Ich gebe ja bei jeder Disziplin sowieso mein Bestes. Nach dem ersten Tag gucke ich schon mal, wo ich liege. Ansonsten rechne ich maximal vor den 800 Metern, um zu sehen, was für eine Endpunktzahl drin ist.

Tickets für das Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting sind am 7./8. Mai auch noch an der Tageskasse erhältlich. Fans zuhause können das Meeting an beiden Tagen im sportschau.de-Livestream mitverfolgen, der auch auf leichtathletik.de abrufbar sein wird, ebenso wie Live-Ergebnisse. Los geht's am Samstag um 12:05 Uhr und am Sonntag um 10:30 Uhr.

Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting 2022

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