| Interview der Woche

Neele Eckhardt-Noack: „WM-Norm ist nur eine Frage der Zeit“

Beim 23. Kurtulus Springer-Meeting in Garbsen konnte die Deutsche Meisterin Neele Eckhardt-Noack am Wochenende ihre deutsche Jahresbestleistung um einen Zentimeter auf 14,13 Meter steigern und damit ein konstant hohes Niveau zeigen. Im Interview der Woche berichtet sie über die starke Dreisprung-Konkurrenz in Deutschland, eine schwierige letzte Hallensaison und Beständigkeit als Schlüssel zum Erfolg.
Birte Grote

Neele Eckhardt-Noack, herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Sie haben jetzt den zweiten Wettkampf mit fast der gleichen Weite beendet. Wie zufrieden sind Sie mit diesen Ergebnissen?

Neele Eckhardt-Noack:

Genau, ich bin letzte Woche in Hannover 14,12 Meter in die Saison eingestiegen. Da wusste ich gar nicht so genau, wo ich stehe, deswegen war ich da sehr zufrieden. Und die 14,13 Meter heute zeigen ein konstant hohes Niveau. Ich hatte ein bisschen mit der Norm für Eugene geliebäugelt (Anm. d. Red: 14,32 m), das hat heute leider noch nicht geklappt, aber ich denke, das ist eine Frage der Zeit.

Sie sagten, Sie wussten nicht genau, wo Sie stehen. Ist das ein normales Gefühl bei Ihnen zum Saisoneinstieg?

Neele Eckhardt-Noack:

Ich habe einfach nicht so gut trainiert. Es lief nach der Hallen-WM mit einer Corona-Infektion nicht so gut für mich. Da habe ich lange Pause machen müssen. Aber ich kann nicht meckern, das Niveau stimmt ja jetzt.

Verlief die Vorbereitung danach wie gewünscht?

Neele Eckhardt-Noack:

Danach lief es gut. Ich war allerdings nicht im Trainingslager. Ich bin Anfang April wieder ins Training eingestiegen. Das ist natürlich nicht so lang, um sich vernünftig auf die Sommersaison vorzubereiten, deswegen war alles etwas unsicher. Letzte Woche war ich vor dem Wettkampf noch deutlich angespannter als heute, weil ich die Situation nicht einschätzen konnte.

Wie bewerten Sie den Wettkampf heute? Waren Sie mit Ihren Sprüngen zufrieden?

Neele Eckhardt-Noack:

Die ersten beiden Versuche waren technisch schlecht. Das hat auch in den Weiten um 13,50 und 13,60 Metern widergespiegelt. Wir haben das dann innerhalb des Wettkampfes ganz gut in den Griff bekommen. Das Problem war der Step-Jump-Übergang. Da basteln wir immer mal wieder rum, denn das Problem ist nicht zum ersten Mal aufgetreten.

Welche nächsten Wettkämpfe stehen nun an?

Neele Eckhardt-Noack:

Es steht noch nicht fest, ob ich nächste Woche in Frankreich oder Rhede springe. Danach findet noch ein Wettkampf in Torku statt, auf den ich mich schon sehr freue. Und dann ist es immer wieder erstaunlich, wie schnell es schon wieder auf die Deutschen Meisterschaften zu geht.

Wie schwierig ist es, mit zwei großen Saisonhöhepunkten, sprich Europa- und Weltmeisterschaften zu planen?

Neele Eckhardt-Noack:

Die Planung ist für mich kein großes Problem. Wenn ich mich für Eugene qualifiziere, heißt es nach dem Wettkampf wohl so schnell wie möglich zurück nach Europa zu fliegen. Ich denke, bei technischen Disziplinen ist das vollkommen in Ordnung und stellt keine große Herausforderung dar. 

Worauf legen Sie im Training aktuell den Fokus?

Neele Eckhardt-Noack:

Baustelle Nummer eins, an der wir arbeiten müssen, ist der Übergang vom Step in den Jump, dann natürlich auch an den Zubringerwerten, wie Schnelligkeit und Kraft. Auf die Kraftentwicklung haben wir schon in den letzten Wochen einen kleinen Fokus gelegt. Das wollten wir eigentlich im Winter machen, haben es da aber auch durch meinen Armbruch nicht so umsetzen können. Das Ausmerzen von kleinen technischen Fehlern und die Kraftentwicklung liegen also gerade im Hauptaugenmerk.

Wenn man auf die vergangene Hallensaison zurückblickt, hat man den Eindruck, dass alles etwas holprig für Sie verlaufen ist, unter anderem war da der Armbruch …

Neele Eckhardt-Noack:

Ich war wirklich erleichtert, als die Hallensaison vorbei war. Es war ein Auf und Ab. Im Grunde ging es aber auch nur zum Saisoneinstieg mit 13,99 Meter auf und danach nur bergab. Auch die Hallen-WM war natürlich nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Deswegen bin ich auch noch mal mehr erleichtert, das alles jetzt hinter mir gelassen zu haben und so gut in die Freiluft-Saison eingestiegen zu sein.

Wie haben Sie das Finale der Hallen-WM mit dem Weltrekord durch Yulimar Rojas erlebt? Wird man da auch noch mal selbst zum Fan?

Neele Eckhardt-Noack:

Das war schon krass. Ich habe den Endkampf von der Bühne verfolgt und war dann live bei einem Stück Sportgeschichte dabei. Das war eine ganz andere Welt. Die Zweitplatzierte ist einen Meter weniger gesprungen, das war unglaublich.

Auch hier in Deutschland hat sich das Niveau in der Spitze in den vergangenen Jahren verbessert. Bei der Hallen-DM waren die erstplatzierten Springerinnen ganz nah beieinander. Spornt einen das zusätzlich an?

Neele Eckhardt-Noack:

Das ist total schön! Wenn nur eine Person an der Spitze ist, finde ich das ein bisschen traurig. Es stärkt natürlich auch die Disziplin. Wir haben vier 14-Meter-Springerinnen, aber dahinter kommen ja noch welche heran. Das spornt an und macht die Disziplin für Zuschauer interessanter.

Sie zeigen in den vergangenen Jahren sehr konstant hohe Leistungen. Welche Rolle spielt dafür die Tatsache, dass Sie schon seit fast 15 Jahren mit ihrem Trainer Frank Reinhardt zusammenarbeiten?

Neele Eckhardt-Noack:

Das ist eine riesengroße Beständigkeit, nicht nur im Sport, sondern auch in meinem Leben, muss ich sagen. Ich kann mich hundertprozentig auf ihn verlassen, ich kann mich in meine Trainingsplanung selbst miteinbringen, was ich sehr, sehr schätze. Und ich glaube, die Entwicklung hat einfach gezeigt, dass das Training Früchte trägt und wir als Team sehr gut zusammenarbeiten können.

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