| Ausblick

DLV-Mehrkämpfer vor zweiter Chance in Weltklasse-Feldern von Götzis

Das Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting stellte Anfang Mai die Weichen für die weitere Mehrkampf-Saison – und brachte für viele DLV-Asse noch nicht das erhoffte Ergebnis. Am Wochenende gilt es, in Österreichs Mehrkampf-Mekka Götzis die zweite Chance auf ein Erfolgserlebnis zu nutzen. Vor seinem Comeback nach fast vier Jahren Zehnkampf-Pause steht Europameister Arthur Abele.
Silke Bernhart

Götzis. Viel mehr braucht man gar nicht zu sagen, um Mehrkampf-Fans ins Schwärmen zu bringen. Schon seit 1975 lockt das Hypomeeting die besten Siebenkämpferinnen und die besten Zehnkämpfer der Welt in das Möslestadion der Marktgemeinde am Vorarlberg in Österreich. Und auch die Teilnehmerlisten der 47. Auflage der Veranstaltung enttäuschen nicht: 17 Athleten mit Bestmarken jenseits der 8.000 Punkte und 18 Siebenkämpferinnen, die schon die 6.000 Punkte-Marke überboten haben, gehen am kommenden Wochenende (28./29. Mai) in Götzis auf Punktejagd.

Über ihnen allen thront zurzeit einer: Olympiasieger Damian Warner (Kanada), der 2021 bei seinem Triumph von Tokio erstmals die 9.000 Punkte-Marke überbot. Den Weg dorthin hatte mit ähnlich herausragenden 8.995 Punkten sein insgesamt sechster Götzis-Sieg – der fünfte in Folge – geebnet. Ob er in diesem Jahr in ähnlich guter Frühform ist? Dann kann ihm auf dem Weg zum siebten Sieg niemand gefährlich werden. Dennoch darf man gespannt sein, ob zum Beispiel Ratingen-Sieger Simon Ehammer (Schweiz) ihm in Einzeldisziplinen wie den Hürden und dem Weitsprung Paroli bieten kann.

Auf dem Papier die stärkste Siebenkämpferin: die zweimalige Götzis-Siegerin und Weltmeisterin von 2019 Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 6.981 pt). Verletzungen hatten sie zuletzt jedoch fast drei Jahre lang immer wieder ausgebremst, ebenso wie die WM-Dritte von 2017 Laura Ikauniece (Litauen), Nummer zwei der Meldeliste. Auch die Europameisterin von 2016 Anouk Vetter (Niederlande; 6.689 pt) kennt eine solche Durststrecke, hat sich aber zurückgekämpft – und 2021 hinter Nafissatou Thiam (Belgien), die in Götzis fehlt, Olympia-Silber gewonnen. Ist die Zeit reif für eine erste Götzis-Siegerin aus den Niederlanden? Die Antwort könnte auch die Olympia-Dritte Emma Oosterwegel liefern.

Weltmeister und Europameister aus Deutschland

Aus deutscher Sicht steht im Zehnkampf eine bemerkenswerte Premiere bevor: Erstmals gehen Niklas Kaul (USC Mainz) und Arthur Abele (SSV Ulm 1846) als amtierende Welt- und Europameister gemeinsam an den Start. Fast vier Jahre liegt der letzte Zehnkampf von Arthur Abele zurück. Mit einer Wild Card für die Heim-EM in München (15. bis 21. August) im Gepäck geht es für ihn besonders darum, wieder Wettkampf-Routine zu tanken. Unterschätzen darf man ihn dabei aber nie. Niklas Kaul kann als Titelverteidiger fest mit der WM in Eugene (USA; 15. bis 24. Juli) planen, will aber mindestens mit der Norm von 8.100 Punkten auch seinen EM-Startplatz klarmachen – und zugleich nach einigen Rückschlägen wieder Selbstvertrauen gewinnen.

Die Tickets für Eugene und München haben auch der Götzis-Sieger von 2015 Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und der Zweitplatzierte von Ratingen Tim Nowak (SSV Ulm 1846) im Blick. Nowak hat die EM-Norm in 2022 überboten, Kazmirek in 2021. Mit 8.350 Punkten locken die WM-Startplätze, doch auch jeder Punkt darunter zählt in Kombination mit einer guten Platzierung für das World Ranking. Zumal am Pfingst-Wochenende (4./5. Juni) unter anderem der nach Ratingen leicht angeschlagene Mathias Brugger (SSV Ulm 1846) noch beim Meeting in Arona (Spanien) nachlegen will.

Ganz entspannt kann dagegen Götzis-Rookie Malik Diakité (Hannover 96) seine Premiere im Mösle-Stadion angehen. Denn der 22-Jährige, der sich im Vorjahr auf 7.910 Punkten steigern konnte und in Ratingen mit 7.856 Punkten Fünfter wurde, kann eigentlich nur gewinnen. An Emotionen, an Erfahrung, an Routine – und die Herzen des Publikums, das stets gerade die Aufsteiger des Jahres frenetisch feiert.

Sophie Weißenberg in guter Form

Ein deutsches Duo steht im Siebenkampf im Startblock. Und beide dürften vor ihrem Götzis-Auftritt guter Dinge sein: Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) reist mit dem Ratingen-Sieg und erfüllter EM-Norm (6.250 pt) als Deutschlands Jahresbeste an. Vanessa Grimm (Königsteiner LV) mit besten Erinnerungen an das Meeting in 2021, als sie mit 6.316 Punkten in die Weltspitze vorstieß und sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizieren konnte.

Nach überstandener Corona-Infektion stellte Grimm zuletzt in einigen Tests wieder starke Form unter Beweis. Weißenberg hat in Ratingen zum Beispiel im Weitsprung und im Hochsprung noch einige Punkte liegengelassen. So können sie auch über die EM-Norm hinaus rechnen, wie weit es in Richtung der WM-Norm von 6.420 Punkten gehen kann. Die muss es bei bisher nur elf Normerfüllerinnen – im Zehnkampf sind es derzeit 16 – im Qualifikationszeitraum vermutlich gar nicht sein, um das Ticket nach Eugene zu lösen.

Das hat sich im Übrigen auch Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) nach Platz zwei in Ratingen ausgerechnet, der ihr gemeinsam mit Olympia-Platz sieben und damals 6.419 Punkten zurzeit Rang 15 im Qualifikations-Ranking für die WM beschert. Sie tritt in Götzis nicht an und hofft, dass es dennoch für einen von 24 WM-Startplätzen im Siebenkampf reicht.

Zu den Teilnehmerlisten...

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