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Götzis 2022 | Niklas Kaul kämpft sich vor auf Platz vier

Wer krönt sich im Jahr 2022 zum König von Götzis? Die Antwort wird an diesem Wochenende unter 24 der besten Zehnkämpfer der Welt ermittelt – unter ihnen auch Weltmeister Niklas Kaul, Europameister Arthur Abele, der WM-Dritte von 2017 Kai Kazmirek, WM-Teilnehmer Tim Nowak und Rookie Malik Diakité. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich der Wettbewerb entwickelt.
Silke Bernhart

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Tag 2

110 Meter Hürden | Damian Warner übernimmt das Zepter

Das war einmal mehr Weltklasse: In 13,48 Sekunden und damit einer Zeit, in der man auch im Einzel international vorne mithalten kann, hat Olympiasieger Damian Warner (Kanada) am Sonntag die Spitze des Zehnkampfs von Götzis erobert. Es war die sechstschnellste Zeit seiner Karriere, die ihm in Summe 5.677 Punkte beschert. Mit 5.643 Punkten nach ebenfalls rasanten 13,75 Sekunden weiter auf Tuchfühlung ist der Schweizer Simon Ehammer, dessen Landesrekord vom Meeting in Ratingen (8.354 pt) wackelt.

Dahinter hat sich mit Finley Gaio (13,86 sec; 5.727 pt) ein weiterer Schweizer in die Top Drei nach vorne geschoben, und zwar vorbei an Lindon Victor (Grenada; 14,66 sec; 5.270 pt) und Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; 14,56 sec; 5.199 pt), der weiter bester Deutscher im Zehnkampf von Götzis ist. Ein Wackler an der dritten Hürde verhinderte am Sonntag eine noch bessere Zeit.

Schnellster deutscher Hürdensprinter war Arthur Abele. 14,30 Sekunden brachten dem Mann, der schon reihenweise unter 14 Sekunden gesprintet ist, jedoch nicht den erhofften Sprung weiter nach vorne – er bleibt auf Platz 15 (4.841 pt). Niklas Kaul (14,59 sec) verbesserte seine Saison-Bestzeit um eine Hundertstel, er ist Elfter (4.969 pt). Am zufriedensten dürfte wieder einmal der Götzis-Debütant gewesen sein: Malik Diakité (Hannover 96) verbuchte in 14,98 Sekunden seine zweite Zeit unter 15 Sekunden, rangiert als Neunter weiter in den Top Ten (5.021 pt) und darf sogar mit der EM-Norm von 8.100 Punkten liebäugeln.

Diskuswurf | Kazmirek und Kaul wahren Chancen

Schnell kann der Diskuswurf mit einem ungültigen Versuch zu Beginn zur Zitterpartie werden – nicht so aber in Götzis für das DLV-Quartett: Alle vier Athleten brachten zum Auftakt einen ordentlichen Wurf in den Sektor, alle konnten im weiteren Verlauf draufpacken. Der weiteste Wurf ging auf das Konto des Weltmeister Niklas Kaul, er war mit 45,09 Metern viertbester Athlet im Feld, direkt gefolgt von Arthur Abele (44,32 m), und auch Kai Kazmirek (43,83 m) wackelte nicht. Malik Diakité kam in einer seiner schwächeren Disziplinen auf 41,03 Meter.

In der Gesamtwertung steuert Kai Kazmirek als Vierter (5.942 pt) weiter auf die WM-Norm von 8.350 Punkten zu. Und Niklas Kaul (5.738 pt) liegt als Neunter erstmals in den Top Ten, bevor drei seiner Parade-Disziplinen ihn noch weiter nach vorne bringen könnten – wenn denn der schmerzende linke Fuß mitspielt. Beide Athleten liegen fast genau 200 Zähler unter ihren besten Zehnkampf-Resultaten von 8.580 und 8.691 Punkten, jetzt gilt es, in den letzten drei Events den Kurs möglichst nahe an der Zehnkampf-Bestmarke fortzusetzen. Deutlich darüber liegt nach wie vor Malik Diakité (5.707 pt) als Zehnter, Arthur Abele (5.594 pt) bleibt auf Rang 15.

An der Spitze konnte Damian Warner (6.511 pt) im Diskuswurf mit 48,24 Metern erwartungsgemäß seine Führungsposition weiter ausbauen. Er legte mehr als zehn Meter zwischen sich und Simon Ehammer (36,98 m; 6.246 pt), dem etwa zwei Meter zur Weite von Ratingen fehlten. Für Jubelstürme sorgte Lindon Victor: Mit 54,85 Metern gelang dem Mann aus Grenada der zweitweiteste Wurf der langen Götzis-Historie. Er pirschte sich damit bis auf vier Zähler an Simon Ehammer heran.

Stabhochsprung | Kai Kazmirek kämpft sich über 5,00 Meter

Dieser Sprung war wichtig: Kai Kazmirek hat sich im dritten Versuch über 5,00 Meter gekämpft und kam damit ebenso hoch wie in seinem besten Zehnkampf. Damit konnte er seinen Kurs in Richtung WM-Norm fortsetzen und ist auch in der Gesamtwertung als Vierter (6.852 pt) weiter vorne mit dabei. Niklas Kaul deutete mit guten Sprüngen zwar sein Potenzial an, strich nach zwei Anläufen auf 4,90 Meter dann aber vorzeitig die Segel – 4,80 Meter und in Summe 6.587 Punkte lassen ihn dennoch weiter vom EM-Startplatz träumen.

Diesen hat Arthur Abele als Titelverteidiger mit einer Wild Card sicher. Sein Kampf zurück, um sich bei der Heim-EM noch einmal in guter Form zu präsentieren, erlitt jedoch im Stabhochsprung einen herben Dämpfer: Nachdem bei seiner Einstiegshöhe von 4,50 Metern zweimal der Anlauf nicht passte, fiel die Latte auch im dritten Anlauf knapp – und Abele bleibt ohne gültigen Versuch nun auch ohne Aussicht auf ein vernünftiges Zehnkampf-Resultat. Malik Diakité kam über 4,40 Meter, zehn Zentimeter fehlten zum Resultat der DM 2021, wo er mit 7.910 Punkten seine Zehnkampf-Bestleistung aufgestellt hatte. Mit 6.438 Punkten ist er Zehnter.

Eine neue Bestleistung von 5,10 Metern brachte an der Spitze Simon Ehammer (7.187 pt) wieder ein wenig näher an Damian Warner (7.391 pt) heran, der mit 4,90 Metern – ebenso hoch wie beim Olympiasieg – aber auch zufrieden sein konnte. Lindon Victor (4,70 m) wahrte in der Gesamtwertung etwa 200 Punkte Vorsprung auf Kai Kazmirek. Die beste Stabhochsprung-Leistung von 5,30 Metern ging auf das Konto des Esten Maicel Uibo.

Speerwurf | Niklas Kaul einmal mehr der Beste

Es wurde kühl gegen Abend, und nass. Besonders bekamen das die Werfer der ersten Gruppe zu spüren, die im strömenden Regen ihre Geräte in den Himmel befördern mussten. Arthur Abele, der sich nach seinem Salto nullo weiter durchkämpft, gelang mit 59,82 Metern die beste Weite, Malik Diakité musste mit 53,82 Metern einen Dämpfer einstecken, denn in seinem besten Zehnkampf hatte er fast 13 Meter weiter geworfen. Das kostete im Kampf um den ersten 8.000er wahrscheinlich zu viele Punkte.

Auf nasser Bahn, aber immerhin (fast) ohne Regen von oben nahmen Niklas Kaul und Kai Kazmirek in der zweiten Gruppe der besten Zehnkämpfer Anlauf. Und einmal mehr flog der Speer von Niklas Kaul deutlich am weitesten, nämlich auf 69,29 Meter – ein 70-Meter-Wurf blieb ihm verwehrt, aber er machte damit einen großen Sprung nach vorne auf Platz fünf mit 7.466 Punkten und sitzt damit nun Kai Kazmirek (7.588 pt) im Nacken, der auf 59,86 Meter kam. Die WM-Norm ist zur hohen Hürden geworden, die EM-Norm dagegen für beide wohl nur Formsache – jetzt geht es über 1.500 Meter vor allem um die Frage, wer bester Deutscher von Götzis wird.

Die Frage, wer bester Zehnkämpfer von Götzis wird, ist längst beantwortet: Schon nach neun Disziplinen hat Damian Warner nach einem Speerwurf auf 58,62 Meter als 8.000 Punkte gesammelt: 8.108 Punkte. Dafür wird’s hinter ihm spannend, denn Simon Ehammer (55,98 m; 7.865 pt) und Lindon Victor (63,93 m; 7.858 pt) trennen nur noch sieben Punkte.

1.500 Meter | Niklas Kaul stürmt vor auf Platz vier

Von der Spitze weg zeigte Niklas Kaul ein weiteres Mal, dass er der beste Läufer unter den Zehnkämpfern ist. Am Ende fehlte in 4:16,31 Minuten keine Sekunde zur Bestzeit. Der Mainzer schob sich damit noch einen Rang auf Platz vier nach vorne und sammelte in Summe 8.303 Punkte – deutsche Jahres-Bestleistung, EM-Norm und ein Zeichen dafür, dass ohne Fußbeschwerden auch die Form für noch deutlich bessere Resultate da ist.

Kai Kazmirek war nach 4:39,41 Minuten im Ziel, mit 8.272 Punkten – seinem besten Resultat seit drei Jahren – belegte er Platz fünf. Zur heiß ersehnten WM-Norm fehlten schlussendlich 78 Zähler, ob es dennoch über das World Ranking reicht, wird sich bis zum Nominierungszeitpunkt herausstellen. Malik Diakité kämpfte sich in 4:29,28 Minuten als Vierter ins Ziel. Im Zehnkampf reichte es nach einem schwächeren zweiten Tag zwar nicht zum ersten 8.000er, wohl aber mit 7.832 Punkten zu einem Platz in den Top Ten von Götzis.

Das nächste Weltklasse-Resultat ging an der Spitze an Damian Warner, der seinen sechsten Götzis-Sieg in Folge feierte. Eine Serie, die nur Ex-Weltrekordler Tomas Dvorak (Tschechien) mit sieben Siegen in Serie toppen konnte. 4:38,65 Minuten trugen bei zu einem Endresultat von 8.797 Punkten, die Weltjahresbestleistung des US-Amerikaners Garrett Scantling (8.867 pt) blieb allerdings unerreicht. Auf Platz zwei reichten Lindon Victor 4:55,00 Minuten, um mit 8.447 Punkten noch Simon Ehammer abzufangen. Der Schweizer kämpfte sich in 5:08,51 Minuten ins Ziel, er konnte als Dritter mit 8.377 Punkten den nächsten Landesrekord feiern. Weil im Speerwurf der Fuß zwickte verzichtete Arthur Abele auf die abschließende Disziplin.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Niklas Kaul (USC Mainz):
Nach dem Zehnkampf ist man immer stolz, gerade nach dem hier vielleicht ein bisschen besonders, weil es ab dem Hochsprung eher ein Durchkämpfen war und kein lockerer Mehrkampf, so wie man ihn sich eigentlich wünscht. Wenn der Fuß gehalten hätte, wäre deutlich mehr drin gewesen. Das hat schon genervt. Man geht in den Hürden-Startblock und denkt sich: Geht das jetzt richtig gut? Man geht zum Diskus und denkt: Geht das jetzt? Man geht zum Stabhochsprung und weiß nicht, wieviel Sprünge man machen kann... Das macht auch den Spaß am Zehnkampf ein bisschen kaputt. Vielleicht ist es jetzt irgendwann genug Drama gewesen und es kommt mal wieder ein Zehnkampf ohne Drama. Aber das sage ich jetzt auch schon seit einem halben Jahr.

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied):
In Ratingen hatte ich auch schon was drauf, aber es war einfach zu unkonstant. Es war die richtige Entscheidung, da den Abbruch zu machen und zu sagen: Wir haben eine einzige Chance, und das ist Götzis. Da war der Druck höher, und ich glaube, man hat hier auch gemerkt, dass ich unbedingt wollte. Es war ein Arbeits-Zehnkampf, weil alles erst im dritten Versuch geklappt hat. Über die Hürden habe ich drei, vier Schläge von der Nachbar-Bahn bekommen, im Stabhochsprung war's dann auch wieder im Dritten, das muss nicht sein. Ich wollte eigentlich die WM-Norm abhaken, aber im Speerwurf hat es nicht geklappt. Ich will's nicht auf's Wetter schieben, aber ich hatte wirklich mehr drauf, fünf Meter mehr, so weit, wie ich letzte Woche geworfen habe, hätten gereicht.

Tag 1

100 Meter | Niklas Kaul kratzt an Bestzeit

Es war ein ungewohntes Bild, das sich den Zuschauern da im ersten von vier Rennen bot – und eines, das sicher allen deutschen Zehnkampf-Fans Freude bereitete: Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz), eigentlich nicht für seine Sprintstärke bekannt, stürmte nach 11,18 Sekunden als Erster über die Ziellinie! Zur Bestzeit fehlte lediglich eine Hundertstel, nur bei der U23-EM 2019 war er in einem Zehnkampf schneller. In 10,91 Sekunden legte auch Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) gegenüber seinem Ratingen-Auftritt eine deutliche Steigerung hin.

Mit einer Zeit von 11,06 Sekunden meldete sich Europameister Arthur Abele (SSV Ulm 1846) im Zehnkampf-Geschäft zurück. Eine Leistung, die ihn nach stärkeren Trainingseindrücken zu Kopfschütteln veranlasste, die aber nur elf Hundertstel über der Zeit seines besten Zehnkampfs lag. Ebenso schnell war Debütant Malik Diakité (Hannover 96), der damit denselben Kurs einschlug wie bei seiner Zehnkampf-Bestleistung (7.910 pt). Tim Nowak (SSV Ulm 1846) war in 11,36 Sekunden zwei Hundertstel langsamer als zuletzt in Ratingen. Auf Platz zwölf, 17, 18, 19  und 21 ging's für das DLV-Quintett weiter zum Weitsprung.

Dorthin nimmt wie erwartet Favorit Damian Warner (Kanada) den größten Speed mit: Der Olympiasieger stellte in 10,14 Sekunden seine Zeit des Vorjahres ein, als er mit 8.995 Punkten sein Olympiajahr eingeläutet hatte. Dahinter sprintete sein möglicherweise größter Widersacher Pierce LePage, der ebenfalls aus Kanada kommt, in 10,35 Sekunden bis auf fünf Hundertstel an seine Bestzeit heran. Ratingen-Sieger Simon Ehammer (Schweiz) startete mit neuer Bestzeit von 10,46 Sekunden rasant in den Tag, auch sein Landsmann Finley Gaio (10,52 sec) präsentierte sich in Topform.

Weitsprung | 8,45 Meter: Simon Ehammer phänomenal

Ehre, wem Ehre gebührt: Die ersten Zeilen zum Weitsprung von Götzis gebühren Simon Ehammer. Der Schweizer brachte gleich im ersten Versuch einen Sprung in die Grube, der weltweit seinesgleichen sucht. Mit 8,45 Metern verbesserte er seine eigene Weltbestmarke innerhalb eines Zehnkampfs, aufgestellt Anfang Mai in Ratingen, noch einmal um weitere 15 Zentimeter und übernahm mit 2.163 Punkten die Führung. Dagegen konnte selbst Olympiasieger Damian Warner (2.105 pt) mit ebenfalls glänzenden 7,93 Metern nichts ausrichten. 7,85 Meter bescherten Hans-Christian Hausenberg (1.955 pt) Rang drei der Zwischenwertung.

Jubel gab es auch im deutschen Team – und zwar zunächst von Götzis-Debütant Malik Diakité: Ihm gelang ebenfalls im ersten Versuch mit 7,58 Metern eine neue Bestmarke, sodass er schnell seine Tasche packen konnte. Bis zum dritten Versuch brauchte Kai Kazmirek, bis bei ihm alles passte. Mit 7,56 Metern und 1.831 Punkten schob er sich auf Rang sieben im Gesamt-Klassement, 29 Zählern vor Malik Diakité auf Platz acht. Mit 7,28 Metern, neun Zentimeter weiter als bei der WM in Doha, konnte auch Niklas Kaul zufrieden sein (1.702 pt).

Die beiden Ulmer Tim Nowak (7,11 m) und Arthur Abele (7,05 m) dagegen haderten mit ihren Sprüngen. Tim Nowaks gute Sprünge nach dem ersten gültigen Versuch waren übergetreten, Arthur Abele brachte gute Ansätze aus dem Einspringen nicht in den Wettkampf. Platz 18 für Abele (1.673 pt) und 20 für Nowak (1.622 pt), der damit fast exakt auf dem Kurs des Meetings von Ratingen agiert, wo er mit 8.160 Punkten hinter Ehammer Zweiter wurde.

Kugelstoßen | Arthur Abele kratzt an den 15 Metern

Nicht so weit wie in seinen besten Wettkämpfen. Aber einmal mehr der beste deutsche Zehnkämpfer im Kugelstoßen: Arthur Abele, der im Sommer 36 Jahre alt wird und mit seiner Wild Card bei der EM in München seine Karriere beenden will, kam der 15-Meter-Marke mit 14,89 Metern am nächsten. Ein ordentliches Resultat, das ihn mit 2.456 Punkten vor bis auf Rang 13 der Zwischenwertung brachte. Drei DLV-Athleten rangieren derzeit vor ihm. Der Beste von ihnen: Kai Kazmirek. Der WM-Dritte von 2017 packte auch im Kugelstoßen sein Kämpferherz aus und brachte in Runde drei den besten Stoß auf 14,16 Meter zustande. Damit ist er mit 2.569 Punkten Sechster.

In Lauerstellung auf die Top Ten sind Malik Diakité (2.509 pt), der im Kugelstoßen mit 13,65 Metern die nächste Bestmarke feierte, und Niklas Kaul (2.467 pt), dessen Kugel bis auf 14,59 Meter flog. Diakité hat damit nun schon 145 Punkte mehr als bei seinem besten Zehnkampf und marschiert erstmals Richtung 8.000 Punkte-Marke. Niklas Kaul liegt auf Kurs seines ersten Tages der WM von Doha, der jedoch von einem zweiten Tag auf überragendem Niveau gefolgt war. Nicht dort, wo er nach drei Disziplinen sein wollte, ist dagegen Tim Nowak: Der 15-Meter-Stoßer musste sich mit 14,11 Metern zufrieden geben, Platz 19 (2.359 pt) der Zwischenwertung.

An der Spitze konnte Simon Ehammer mit für ihn guten 14,42 Metern und nunmehr 2.917 Zählern knapp seinen Vorsprung auf Damian Warner (14,92 m; 2.890 pt) behaupten. Dahinter schlug erwartungsgemäß die Stunde von Lindon Victor. Der wurfgewaltige Mann aus Grenada ließ seine Kugel auf 16,28 Meter fliegen und katapultierte sich damit bis auf Rang drei (2.708 pt) nach vorne, vor dem weiteren Schweizer Finley Gaio (14,30 m; 2.698 pt) und Hans-Christian Hausenberg (13,32 m; 2.642 pt). Nicht mehr dabei: Pierce Lepage. Der Olympia-Fünfte konnte im Kugelstoßen verletzt nicht mehr antreten.

Hochsprung | Zwei über 2,03 Meter, Sorgen um Niklas Kaul

Das Auf und Ab der Gefühle geht weiter. Nach dem Hochsprung überwiegen die Sorgen um Niklas Kaul: Der Weltmeister meisterte einen Sprung über 1,91 Meter, nahm dann bei 1,97 Meter noch einmal Anlauf – ging mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelnd von der Matte und signalisierte mit den Armen: Schluss! Ohne weitere Versuche beendete der 23-Jährige mit Fußschmerzen den Hochsprung und verschwand in den Katakomben.

Ganz anders Kai Kazmirek, der in jeder Disziplin Kampfgeist versprüht und dafür mit guten Leistungen belohnt wird. Im Hochsprung meisterte er 2,03 Meter und damit elf Zentimeter mehr als beim verkorksten Auftritt von Ratingen. Nur zwei Athleten kamen noch höher hinaus, und so arbeitete sich Kazmirek mit 3.400 Punkten bis auf Platz fünf nach vorne. Ebenfalls 2,03 Meter überwand Tim Nowak (3.188 pt), was ihn in der Zwischenwertung bis auf zwei Punkte zu Niklas Kaul aufschließen ließ – Platz 16. Malik Diakité blieb mit 1,91 Metern drei Zentimeter unter dem Ratingen-Resultat, er geht als Zwölfter (3.232 pt) auf die 400 Meter. Bei Arthur Abele (1,82 m) bleibt der Hochsprung eine Wackeldisziplin, er ist 19. (3.100 pt).

An der Spitze geht die Party von Simon Ehammer (3.748 pt) weiter. Ebenso wie Damian Warner (3.721 pt) überwand er 2,03 Meter – dem Schweizer fehlte ein Zentimeter zum Ratingen-Ergebnis, dem Kanadier sechs Zentimeter zu seinem Götzis-Resultat vom Vorjahr, wo er mit 4.743 Zählern den besten ersten Tag eines Zehnkämpfers der Geschichte hingelegt hatte. Lindon Victor (3.511 pt; 2,00 m) behauptete  seinen Top-Drei-Platz vor dem besten Hochspringer Hunter Price (USA; 2,09 m; 3.413 pt).

Malik Diakité rennt allen davon

Es sah nicht danach aus, denn noch nach 200 Metern lag Malik Diakité ganz am Ende des Feldes. Dann aber schaltete der Hannoveraner einen Gang rauf und rannte an ihnen allen vorbei. An Olympiasieger Damian Warner (47,92 sec). Ratingen-Sieger Simon Ehammer (48,44 sec). Und dem Götzis-Sieger von 2015 Kai Kazmirek (48,28 sec). Für eine herausragende Zeit wie in Ratingen (46,76 sec) reichte das zwar nicht mehr, wohl aber für 47,42 Sekunden und die zweitbeste Zeit aller Zehnkämpfer. Mit 4.169 Zählern schob sich Diakité als Neunter in die Top Ten und liegt 169 Punkte über seinem Halbzeit-Resultat seines besten Zehnkampfs. Der erste 8.000er winkt!

Kai Kazmirek konnte mit der nächsten guten Leistung seinen vierten Platz behaupten und sorgte mit 4.296 Punkten für das beste deutsche Resultat des ersten Tages. Er wahrte sich zugleich die Chance auf die direkte WM-Norm von 8.350 Punkten. Niklas Kaul kämpft um den Traum von der zweiten Heim-EM. Aufgeben? Kam nicht infrage. Mit 48,62 Sekunden legte er trotz Fußschmerzen ein gutes Rennen hin und ist damit zurzeit Elfter (4.069 pt). Arthur Abele tut sich weiter schwer. Über 400 Meter war er nach 50,20 Sekunden im Ziel. Tim Nowak dagegen konnte nicht mehr zu den 400 Metern antreten: Nachdem ihn im Kugelstoßen Rückenschmerzen behindert hatten, machten sich mit dem Hochsprung Probleme im Bereich des Hüftbeugers bemerkbar. Er musste den Zehnkampf abbrechen.

Am zweiten Tag dürfen sich die Zuschauer an der Spitze weiter auf das Duell Simon Ehammer (4.636 pt) gegen Damian Warner (4.634 pt) freuen, die zur Halbzeit nur noch zwei Punkte trennen. Der Schweizer müsste aber besonders über 1.500 Meter schon über sich hinauswachsen, um den Kanadier den sechsten Sieg in Folge streitig zu machen. Lindon Victor (Grenada; 4.379 pt) kämpft ebenso um den dritten Podestplatz wie Kai Kazmirek, Finley Gaio (4.279 pt), Hunter Price (4.244 pt) oder Rik Taam (Niederlande; 4.239 pt).

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Niklas Kaul (USC Mainz):
Der Gedanke ans Aufhören war nach dem Hochsprung relativ schnell weggeschoben. Beim Hochsprung habe ich nach dem ersten Versuch über 1,97 Meter aufgehört, weil es einfach wehgetan hat. Ich wusste, mit den Fußschmerzen werde ich die 1,97 Meter nicht mehr springen und mache im Zweifel mehr kaputt, als gut wäre. Morgen habe ich die größten Bedenken beim Stabhochsprung, also da, wo es auch passiert ist. Und dann wird es beim Speerwurf noch mal spannend, den linken Fuß beim Abwurf hinzustellen. Aber wahrscheinlich ist das Stemmen gar nicht so das Problem im Vergleich zur Absprung-Bewegung beim Stabhochsprung. Aber wir haben ein gutes medizinisches Team, und ich denke, wir kriegen das hin.

Malik Diakité (Hannover 96):
Es hat mega Spaß gemacht! Für mich war das Highlight heute der Weitsprung, mit 25 Zentimetern Bestleistung. Die Stimmung war bombe. Auf der anderen Seite war es für mich im Hochsprung etwas anstrengend, es war sehr laut. Ich stand viel in der Sonne, wenig im Schatten, das hat mir zu schaffen gemacht. Daher ging es mir vor den 400 Metern gar nicht so gut, ich war unterzuckert, die Temperatur war ziemlich hoch. Daher bin ich jetzt damit zufrieden, dass es noch so ein schönes Ende genommen hat. Auf der Gegengeraden habe ich ein bisschen getrödelt. Kai hat gestern schon gesagt, dass er ein kleines Battle mit mir machen möchte. Als er zu mir aufgelaufen ist habe ich mir gedacht:  Den darf ich nicht vorbeilassen. Dann habe ich noch mal angezogen und konnte es noch als Erster ins Ziel bringen. Jetzt versuche ich, mich bestmöglich zu regenerieren. Dann wird morgen auf jeden Fall noch Kraft im Tank sein. Die Acht vor dem Komma sollte das Ziel sein, aber dafür muss ich morgen auch noch mal richtig gut performen. Ich gehe da nicht mit zu viel Druck ran. Ich freue mich auf morgen Ich will die Stimmung hier genießen und einen schönen Wettkampf machen.

Arthur Abele  (SSV Ulm 1846):
Normalerweise kann ich so eine Atmosphäre wie hier aufsaugen und transferieren in Leistung. Aber ich habe mich heute so schwergetan. Es hat nichts funktioniert. Das ging schon bei den 100 Metern los, wo ich mich fast auf die Nase gelegt habe. Ich bin mega enttäuscht. Körperlich tut mir nichts weh, ich bin super durchgekommen, aber ich konnte einfach keine Leistung bringen. Heute war eine Katastrophe.
 

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