| Saisonplanung wackelt

Ricarda Lobe erneut im Verletzungspech

Ricarda Lobe, die Deutsche Meisterin im Hürdensprint, bangt um ihre Saison. Beim Warm-up in Weinheim verletzte sich die 28-Jährige schwer am rechten Oberschenkel. Es ist der nächste harte Rückschlag für die Olympia-Teilnehmerin, die gut wie nie aus der Vorbereitung gekommen war. Doch auch in dieser Phase richtet sie den Blick nach vorne.
Alexandra Dersch

Leistungssport tut weh. Und oft sind diese Schmerzen nicht nur äußerlich, sondern landen ihre Treffer deutlich tiefer. Wie tief, das erlebt gerade Deutschlands schnellste Hürdensprinterin Ricarda Lobe. Wieder einmal. Denn auch in den vergangenen Jahren hangelte sich die heute 28-Jährige von Wehwehchen zu Wehwehchen. „Richtig beschwerdefrei war ich seit 2019 nicht mehr“, sagt die Mannheimerin.

Dieses Mal ist dennoch alles etwas anders. Nach den Olympischen Spielen in Tokio (Japan), wo sie im Vorlauf an den Start ging, nahm sich Ricarda Lobe in Absprache mit ihrem Team sechs Wochen Zeit für eine intensive Reha. Der Körper bekam Zeit. Die Probleme, die vor allem den rechten hinteren Oberschenkel betrafen, konnten auskuriert werden. Mit Erfolg. Als sie im Herbst mit ihrem neuen Trainer Sebastian Bayer, der die Trainingsgruppe in Mannheim nach dem altersbedingten Abschied von Rüdiger Harksen übernommen hatte, in die Saisonvorbereitung startete, war das wie ein Neubeginn für sie. „Die neuen Reize für Kopf und Körper haben gut getan“, berichtet Ricarda Lobe. Eine Einschätzung, die sich auch in Zahlen niederschlug. „Meine Werte im Training waren so gut wie noch nie.“

Auch eine Covid-Erkrankung, auf die sie sicherheitshalber mit der Absage der Hallensaison reagierte, sollte sie nicht von dem guten Weg abbringen. Der Sommer 2022 sollte ihr gehören. Wie gut sie in Form war, zeigte sich bereits im Trainingswettkampf in Clermont (USA), wo sie windunterstützt (+3,6 m/s) in 12,85 Sekunden über die Hürden gestoppt wurde und damit so schnell wie noch nie war. Und wer ein bisschen etwas von Hürdenlauf versteht, der weiß: Schnelle Zeiten bei Schubkraft von hinten – das funktioniert über die Hürden nur bei entsprechender Form und Können. „Ich konnte mich im Training so schnell bewegen, wie seit Jahren nicht mehr“, sagt Ricarda Lobe. Alles sprach für eine erfolgreiche Saison.

Reha statt Wettkämpfe

Umso härter traf sie der Schmerz, als am letzten Mai-Wochenende beim Aufwärmen für das Rennen in Weinheim plötzlich der hintere rechte Oberschenkel zumachte. Die Diagnose im MRT: Eine Sehne ist gerissen. Ricarda Lobes Stimme stockt, wenn sie von den letzten Gesprächen mit den Ärzten spricht: „Mir wurde eigentlich jede Hoffnung auf eine Sommersaison genommen. Wir waren auf so einem gutem Weg…“

Das Herz blutet, aber es kämpft. Denn auch wenn Ricarda Lobe sich nun erstmal ein paar Tage nimmt, um den inneren Schmerz zu verarbeiten, bevor sie in die Reha einsteigt und sich um die lädierte Sehne kümmert, in ihrem Kopf ist ein Ziel ganz klar: Paris 2024. „Dann bin ich 30 Jahre alt und kann immer noch schnell rennen.“ Denn das sei das Gute der vergangenen Monate gewesen: „Mein Körper hat mir, meinem Team und meinen Sponsoren gezeigt, wie schnell und leistungsfähig er ist, wenn er gesund ist.“ Und genau das will sie bald auch wieder auf die Bahn bringen.

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