| Jerusalem 2022

U18-EM Tag 2 | Die DLV-Talente in den Vorrunden

Der Startschuss ist gefallen! Am Dienstag stehen bei der U18-EM in Jerusalem (4. bis 7. Juli) zehn Vorrunden mit deutscher Beteiligung auf dem Plan. Der Deutsche Leichtathletikverband ist mit 50 Talenten nach Israel gereist, von denen 16 am zweiten Tag der Meisterschaften um den Einzug in die Finals kämpfen. Wie die Vorentscheidungen ausgegangen sind, haben wir für Sie zusammengefasst.
Svenja Sapper

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WEIBLICHE U18


100 Meter | Halbfinale


Chelsea Kadiri sprintet Meisterschaftsrekord – Annika Just im Hundertstel-Glück

Mit einer Bestzeit von 11,52 Sekunden war Chelsea Kadiri (SC Magdeburg) als schnellste Sprinterin angereist. Im Halbfinale, das sie souverän mit einer Zehntelsekunde Vorsprung gewann, stellte sie diese Bestleistung exakt ein – und sprintete damit neuen Championship Record! Bis zu diesen U18-Europameisterschaften war Patience Jumbo Gula aus Irland mit 11,59 Sekunden die Schnellste bei einer U18-EM gewesen. "Meisterschaftsrekord" hörte sich für die Sprinterin "erst mal gut" an. Anfangs sei sie sehr aufgeregt gewesen, habe sich aber während des Sprintens entspannt. Eine Ansage an die Konkurrenz sei ihr Ergebnis jedoch noch nicht gewesen, denn: "Es kommen ja noch zwei Läufe."

Und sie sollte recht behalten: Denn im zweiten Halbfinale zauberte Nia Wedderburn-Goodison aus Großbritannien 11,30 Sekunden auf die Bahn. Einzig der Wind (+2,8 m/s) sorgte dafür, dass der Championship Record in den Händen von Chelsea Kadiri blieb. In 11,70 Sekunden, exakt so schnell wie bei ihrer Bestzeit, kam Annika Just (LAC Passau) als Vierte ein und fand sich auf dem Schleuderstuhl der langsameren Zeitqualifizierten wieder. „Jetzt heißt es beten“, so ihre Worte im Zielbereich. Und die Gebete wurden erhört: Die Dritte des letzten Halbfinales war in 11,71 Sekunden exakt eine Hundertstel langsamer als die Deutsche, die damit doch noch über den Finaleinzug jubeln durfte.


200 Meter | Vorlauf


Holly Okuku stürmt leichtfüßig ins Finale

Scheinbar mühelos distanzierte die als Jahresschnellste (23,62 sec) angereiste Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal) in ihrem Vorlauf die Konkurrenz. Auf den letzten Metern konnte die Hessin sogar vom Gas gehen – flott wurde es in 23,66 Sekunden, ein wenig angetrieben von 2,6 Metern pro Sekunde Rückenwind, trotzdem. Einzig Adriana Lopez (Spanien; 23,99 sec) blieb außer ihr unter der 24-Sekunden-Marke. Trotz ihrer Überlegenheit war Holly Okuku ihre Aufgabe mit großem Ernst angegangen.

"Es ist nie easy, weißt du", erklärte sie in der Mixed Zone. "Ich versuche halt, locker zu laufen – das ist mein Laufstil. Die Zeit zeigt ja, dass es super war." Fürs Finale rief sie folgende Parole aus: "Rennen um mein Leben!"

Die wohl stärkste Konkurrentin der 17-Jährigen kommt aus Großbritannien: Faith Akinbileje glänzte mit 23,44 Sekunden – neue europäische Jahresbestzeit. Im Finale könnte es ein heißes Duell zwischen diesen beiden Youngsters geben. Lediglich drei Athletinnen konnten am Dienstag die 24 Sekunden unterbieten.
 


400 Meter | Halbfinale


Johanna Martin löst mit Bestzeit das Ticket für den Endlauf

Wie bereits den Vorlauf ging Johanna Martin (1. LAV Rostock) auch ihr Halbfinale zügig an. Auf der Zielgeraden reichten die Kräfte dann nicht ganz für einen der drei direkten Qualifikationsplätze für das Finale am Mittwochabend. Trotzdem gab es in 54,80 Sekunden eine neue Bestleistung und mit Platz vier die beste Aussicht auf ein kleines q. Alles gegeben hatte die 16-Jährige definitiv: "Meine Beine tun so weh", war das einzige Statement, zu dem sie im Zielbereich in der Lage war.

Nachdem auch das zweite Semifinale über die Bühne gegangen war, hatte die Rostockerin dann ihr Finalticket sicher. Sie konnte sich mit der siebtschnellsten Zeit qualifizieren. Die tschechische Favoritin Lurdes Gloria Manual (53,56 sec) und Großbritanniens Charlotte Henrich (53,81 sec) durchbrachen die 54-Sekunden-Barriere bereits im Halbfinale.
 


Stabhochsprung | Qualifikation


Lilly Samanski schafft den Sprung ins Finale locker

3,90 Meter hatte der Europaverband European Athletics als Qualifikationshöhe für das Finale am Donnerstagabend vorgegeben. Doch so hoch musste am Dienstag keine Athletin springen. Überquerte 3,80 Meter brachten schließlich exakt zwölf Springerinnen in die Endrunde, darunter auch Lilly Samanski (TSV Gräfelfing), die sich im ersten Versuch einen kleinen Schönheitsfehler leistete, doch im zweiten dann über die Latte segelte.

Einen Ausfall hatte das DLV-Team bereits vor Beginn der Qualifikation hinnehmen müssen: Tamineh Steinmeyer (WGL Schwäbisch-Hall) hatte sich beim Warmmachen verletzt und auf einen Start verzichten müssen. "Tamineh ist wohlauf. Sie hat leider beim ersten Sprung aus langem Anlauf den Stab losgelassen und ist etwas unglücklich auf dem Rücken gelandet", gab Trainer Marvin Caspari, der in Jerusalem gemeinsam mit dem Nachwuchsbundestrainer Männer Stephan Munz die Betreuung der Stabhochspringerinnen verantwortete, jedoch zeitnah Entwarnung.

Für die europäische Jahresbeste Lilly Samanski geht es somit am Mittwochabend weiter. "Ich weiß, was ich draufhabe, und möchte im Finale auf jeden Fall schön springen", gab sich die 17-Jährige hochmotiviert. Sie wolle sich im Finale primär auf sich selbst konzentrieren und nicht von Leistungen der Konkurrenz ablenken lassen. Mitgefühl brachte sie ihrer verletzten Teamkollegin entgegen: "Tamineh hat mir richtig leidgetan. Ich hoffe, ihr geht's gut. Zum Glück habe ich es geschafft, die Sorgen um sie im Wettkampf dann auszublenden."

 

MÄNNLICHE U18


100 Meter | Halbfinale


Benedikt Wallstein flott – die Konkurrenz auch

Wie bereits im Vorlauf am Montag war Benedikt Wallstein (Gothaer Leichtathletik Centrum) auch im Halbfinale hellwach: In 10,41 Sekunden war er schneller als je zuvor – allerdings unter irregulären Bedingungen (3,2 m/s Rückenwind). Doch auch die Konkurrenz ließ sich nicht lumpen: Laufsieger Dejaune Lingard in 10,33 Sekunden sowie der Schwede Isak Hughes mit Meisterschaftsrekord (10,39 sec), den ihm Marek Zakrzewski aus Polen in regulären 10,33 Sekunden gleich wieder abnahm, fackelten ein Sprint-Feuerwerk der Extraklasse ab. Die Bestleistung bei einer U18-EM hatte seit dem Halbfinale der ersten Meisterschaften 2016 in Tiflis (Georgien) der Offenburger Sprinter Milo Skupin-Alfa mit 10,43 Sekunden gehalten.

"Es fühlt sich gut an zu laufen", sagte Benedikt Wallstein. "10,41 Sekunden, damit bin ich absolut zufrieden. Jetzt gucken wir, was im Finale geht – da werden die Karten neu gemischt." Als Fünfter seines Halbfinallaufs blieb der Traum vom Finale für Maximilian Achhammer (TSV 1880 Schwandorf; 10,72 sec) unerfüllt. Immerhin sprintete der 17-Jährige sechs Hundertstel flotter als im Vorlauf.


110 Meter Hürden | Halbfinale


Timon Dethloff Schnellster der Halbfinalrunde, auch Leifert im Finale

Nur zwei Athleten pro Lauf kamen direkt weiter ins 110-Meter-Hürden-Finale. Eine schwierige Aufgabe, die es zu lösen galt. Doch Timon Dethloff (Cologne Athletics) erledigte sie mit Bravour! Nachdem er bereits nach dem Vorlauf angekündigt hatte, im Halbfinale noch schneller rennen zu können als die windunterstützten 13,52 Sekunden aus der ersten Runde, machte er am Dienstagabend ernst: Nach 13,46 Sekunden stürmte er als Erster ins Ziel und ließ dabei unter anderem Europas Jahresschnellsten Theo Pedre aus Frankreich hinter sich. Kein anderer Athlet war im Halbfinale flotter unterwegs als der Kölner.

"Das ist so geil!", jubelte der 17-Jährige und wiederholte gleich noch einmal: "Geil! Einfach nur geil! Ich kann es nicht glauben. Und auch den Franzosen geschlagen mit 13,26, vor dem man schon einen gewissen Respekt hat." Anschließend stellte er fest, dass der Finne Rasmus Vehmaa, gemeldet mit 13,41 Sekunden, das Rennen nicht beendet hatte. Timon Dethloff bedauerte den Rivalen zwar, bilanzierte aber auch nüchtern: "Ein Konkurrent weniger!" 

Im dritten Halbfinallauf blieb es spannend bis zum Schluss – mit dem besten Ende für Nils Leifert (LAC Quelle Fürth)! In 13,64 Sekunden siegte er hauchdünn, die Bestzeit kassierte der Rückenwind (2,2 m/s) ein. Matheo Boulineau (Frankreich) und Daniel Goriola (Großbritannien) waren in je 13,66 Sekunden dicht am Deutschen dran. Da es der langsamste Lauf war, zog neben Leifert nur der Franzose weiter. "Ein verrücktes Rennen", ordnete der Fürther sein Ergebnis ein. "Es war so knapp. Ich habe die ganze Zeit nur ein bisschen was aus dem Augenwinkel gesehen. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass der Rhythmus nicht so ganz gepasst hat, ich war sehr nahe an den Hürden dran." Trotzdem fand er: "Gestern Bestzeit, heute Finale – es könnte nicht besser laufen!"


200 Meter | Vorlauf


Vorlaufsieg für Luban Haque

Dass er den dritten Vorlauf gewonnen hatte, wusste Luban Haque (ART Düsseldorf) bereits direkt nach dem Zieleinlauf und reckte den rechten Arm in die Höhe. In 21,59 Sekunden (der Wind blies mit 2,2 Metern pro Sekunde von hinten) war er deutlich der Schnellste. Danielius Vasiliauskas aus Litauen (21,81 sec) und Radoslaw Lach (Polen; 21,95 sec) qualifizierten sich hinter dem Düsseldorfer direkt für das Halbfinale am Mittwoch.

Drei Startversuche hatten die acht Athleten des dritten Vorlaufes gebraucht, bis sie endlich lossprinten durften. Auch im vierten und letzten Vorlauf wurde zunächst zurückgeschossen, was den Stadionsprecher zu der Aussage veranlasste, die erste Runde über 200 Meter habe mehr Anläufe für den Start benötigt als die Athleten aller anderen Sprint-Disziplinen zusammen. Aufgrund eines Fehlstarts disqualifiziert wurde allerdings kein Athlet.

Luban Haque ließ sich davon nicht beirren. "Ganz cool bleiben", habe er sich gedacht. Sein Lauf habe sich "sehr, sehr gut" angefühlt. Für die nächste Runde heißt es jetzt für den 17-Jährigen: "Noch schneller laufen." Eduardo Longobardi (Italien) kratzte mit 21,18 Sekunden bereits am Meisterschaftsrekord (21,15 sec).


2.000 Meter Hindernis | Vorlauf


Jonas Patri und Paul Walochny ereilt das vorzeitige Aus

25 Grad und Sonnenschein ohne Schatten bereits um acht Uhr morgens – bei diesen Bedingungen bestritten die Hindernisläufer ihre Vorrunde. Aus deutscher Sicht leider ohne Happy End: Sowohl für Jonas Patri (Aachener TG) als auch für Paul Walochny (SC DHfK Leipzig) sollte es der einzige Auftritt in Jerusalem bleiben. Vor allem der Leipziger hatte Pech: Er verpasste den Endlauf als Zehnter seines Laufs und Gesamt-Sechzehnter (6:06,76 min) nur um einen einzigen Platz. Beide DLV-Athleten sind in ihrer Karriere bereits unter sechs Minuten geblieben.

Auf die Hitze wollte Paul Walochny sein Aus jedoch nicht schieben. "Es war einfach nicht mein Tag", fand er. "Es war eigentlich okay vom Wetter. Ich habe meine PB um neun Sekunden verfehlt. Dabei war der Rennverlauf eigentlich genau so, wie ich mir erhofft habe. Es war am Anfang ein schnelles Rennen." Die meiste Zeit hatte er sich im hinteren Bereich des Feldes aufgehalten. "Ich dachte am Anfang, die vorne sind zu schnell, deshalb habe ich eine Lücke gelassen", erklärte er. Nach seinem Rennen saß der 16-Jährige einige Minuten im Zielbereich auf der Bahn und schaute gebannt auf die Anzeigetafel. "Ich habe gehofft, dass ich noch weiterkomme, aber ich war weit vorbei", erläuterte der Läufer.

"Ich hatte heute nicht die besten Beine", zeigte sich auch Jonas Patri nach seinem Hindernis-Vorlauf selbstkritisch. In 6:09,15 Minuten war er auf Rang neun gerannt, nur die Top Fünf kamen direkt weiter. Bereits der Start war unglücklich verlaufen: Im Gedränge, in dem der Slowene Luka Aljaz Pajek stürzte, konnte sich auch der Aachener nur mit Mühe auf den Beinen halten. Später gelang es ihm nicht, einer Tempoverschärfung der Führungsgruppe zu folgen. "Es war extrem hart", schnaufte der 16-Jährige im Interviewbereich. Trotz des Ausscheidens meinte der Läufer, der zum Warmmachen bereits um fünf Uhr früh aufgestanden war: "Es hat Spaß gemacht!"


Kugelstoßen | Qualifikation


Punktlandung für Georg Harpf, Luis André scheidet aus

19,20 Meter waren gefordert. 19,20 Meter lieferte Georg Harpf! Gleich im ersten Durchgang schlug die Kugel des 16-Jährigen exakt bei der Qualifikationsweite ein. "Es gleich im Ersten zu packen, war auf jeden Fall das Ziel, dass es geklappt hat, ist natürlich schön", resümierte er. Ganz zufrieden mit seiner Weite war der Münchner jedoch nicht: "Ich habe die Kugel nicht ganz getroffen, aber es war ganz gut, dass sie noch so weit gegangen ist."

Nicht erfreulich verlief der Wettkampf für Luis André (MT Melsungen): Mit 16,80 Metern blieb der 18,76-Meter-Stoßer bereits in der Qualifikation auf Rang 17 hängen. Dabei hätte ihn ein Ergebnis im Bereich seines Hausrekordes souverän unter die besten Zwölf gebracht. Denn außer dem überragenden Türken Ali Peker (20,75 m) und seinem Team-Kollegen erreichte kein Athlet den direkten Finaleinzug. "Es hat nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe", war der 17-Jährige zerknirscht. "Ich habe mich nicht so richtig getraut, draufzugehen. Ein bisschen Aufregung war auch dabei", wagte er eine erste Analyse. "Meine Einstoß-Leistung hätte locker gereicht. Schwach angefangen – schwach aufgehört!"


Hammerwurf | Qualifikation


Timo Port holt sich mit stabiler Serie das kleine q

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht erschien Timo Port (VT Zweibrücken) nach seinem Wettkampf in der Mixed Zone. Der Hammerwerfer hatte einen blitzsauberen Auftritt hingelegt und sich nach 65,90 Metern in Runde eins über 66,64 Meter bis auf 67,63 Meter gesteigert – nicht weit weg von seiner „PB“, die bei 69,27 Metern steht. „Ich bin sehr zufrieden mit allem“, sagte er. „Ich habe erreicht, was ich wollte.“

Vor seinem ersten Versuch war ein Hammer im Netz gelandet, der Wettkampf wurde unterbrochen. Von der längeren Wartezeit ließ sich das Wurftalent nicht verunsichern: „Ich habe mir bewusst etwas Ruhe genommen und versucht zu entspannen.“

Mit 71,50 Metern war die direkte Qualifikations-Leistung hoch angesetzt, in Gruppe A erreichten diese nur drei Teilnehmer. Timo Port belegte in seiner Gruppe Platz fünf. „Das kann reichen“, hoffte der 16-Jährige. Und es reichte! In Gruppe B warfen nur zwei Athleten weiter als der Werfer vom VT Zweibrücken. Überragend: Der Zypriote Iosif Kesidis (76,58 m). Platz zwölf ging mit 63,48 Metern weg – für Timo Port blieb damit die Erkenntnis, dass ihn auch seine ersten zwei Würfe ins Finale katapultiert hätten.
 

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