| Interview der Woche

Max Dehning: „Aus dem schnelleren Anlauf wäre der Speer noch deutlich weiter geflogen“

Persönliche Bestleistung und Meetingrekord. Und das nach einer erst kürzlich überstandenen Verletzung. Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat am Wochenende bei der Junioren-Gala in Mannheim mit 78,80 Metern im Speerwurf einmal mehr gezeigt, was in ihm steckt – und seiner Einschätzung nach kann der Speer sogar noch deutlich weiterfliegen. Im Interview mit leichtathletik.de sprach der 17-Jährige über sein großes Ziel der U20-WM in diesem Jahr, seinen Vereinswechsel und das gute Verhältnis zu seiner Schwester, Siebenkampf-Talent Marie Dehning.
Nicolas Walter / Chiara Gethmann

Max Dehning, herzlichen Glückwunsch zu deiner starken Leistung heute. Wie ordnest du den Wettkampf selbst ein?

Max Dehning:

Vielen Dank! Für mich war das Resultat sehr gut, weil ich mir vor sechs Wochen bei den Halleschen Werfertagen eine Verletzung am Fuß zugezogen habe. Ein Knorpelstück war beschädigt, dann konnte ich zwei bis drei Wochen gar nicht werfen. Vor zwei Wochen habe ich langsam wieder angefangen, darum hätte ich heute nicht damit gerechnet, dass es so gut klappt und dass ich gleich wieder so gut einsteige. Deswegen bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat.

Spürst du die Verletzung beim Werfen noch?

Max Dehning:

Zum Glück habe ich gar keine Schmerzen mehr. Ich habe aber tatsächlich den Anlauf etwas verkürzt, bin also auch langsamer angelaufen. Ich denke, wenn ich aus dem schnelleren Anlauf geworfen hätte, wäre der Speer noch deutlich weitergeflogen.

Das ist schon einmal eine Ansage. Was ist denn dein Ziel für die U20-DM in Ulm, wenn du sagst, du kannst wahrscheinlich noch deutlich weiter werfen? Hast du dir eine Weite vorgenommen?

Max Dehning:

Ich versuche jetzt erst einmal die zwei Wochen verletzungsfrei zu überstehen. In Ulm werde ich dann anfangen wie heute. Ich habe die Geschwindigkeit von Wurf zu Wurf etwas gesteigert und habe den Anlauf während des Wettkampfs dementsprechend noch einmal verändert, sodass ich schneller anlaufe. Ich habe aber noch nicht wieder aus dem vollen Anlauf geworfen, deswegen denke ich, wenn ich in Ulm voll anlaufen kann, können dabei schon 80 Meter Plus rauskommen. Das ist auch mein Ziel.

Im vergangenen Jahr bist du von der LG Celle-Land zum TSV Bayer 04 Leverkusen gewechselt. War das eine große Umstellung für dich?

Max Dehning:

Die ersten vier bis fünf Wochen waren anders. Man ist auf sich gestellt – ich lebe in Leverkusen mit meiner Schwester zusammen in einer Wohnung – aber mittlerweile habe ich mich schon gut eingelebt. Meine Trainingsgruppe ist richtig cool und die Schule läuft auch.

Das Verhältnis zu deiner Schwester ist also vermutlich sehr gut, wenn ihr zusammenwohnt?

Max Dehning:

Ja, unser Verhältnis ist sehr gut. Ich glaube, das würde Marie auch so sagen.

Analysiert ihr manchmal nach Wettkämpfen gemeinsam eure Leistungen?

Max Dehning:

Wir sprechen schon über die Leistungen, die der andere erbracht hat und geben das ein oder andere Mal auch einen Kommentar dazu, aber allzu viel reden wir nicht über eigene Leistungen. Es sei denn, es war ein richtig gutes Ergebnis, so wie bei mir heute, dann kommt Marie natürlich und gratuliert mir – so wie ich es andersherum auch machen würde. Aber es kann ja auch mal nicht gut so laufen, dann motiviert man sich für die nächsten Wettkämpfe.

Spürst du möglicherweise schon eine sportliche Entwicklung, seitdem du in Leverkusen bist?

Max Dehning:

Zunächst habe ich hier optimale Trainingsmöglichkeite. Das hat mich auf jeden Fall schon weitergebracht. Man kann dadurch an vielen Dingen arbeiten, weil zahlreiche Geräte zur Verfügung stehen. Technisch hat sich auch schon sehr viel verbessert – aber es ist noch nicht optimal. Die nächsten Jahre müssen wir schauen, dass wir das immer besser hinbekommen.

Gibt es denn sportliche Vorbilder, an denen du dich orientierst?

Max Dehning:

Ein konkretes Vorbild nicht, aber mich interessieren schon beispielsweise die Leistungen von Johannes Vetter. Das ist beachtlich. Er kommt ja gerade nicht so richtig in Fahrt, aber die letzten Jahre war er sehr gut und das fasziniert einen. Er hat ja 97 Meter geworfen und das ist das Ziel, auf das ich auch hinarbeite – auf jeden Fall erstmal irgendwann an die 90 zu kommen. Das motiviert einen, wenn man so etwas sieht, dann denkt man: „Das will ich auch werfen".

Das große Ziel für dich in diesem Jahr ist bestimmt die U20-WM in Kolumbien…

Max Dehning:

Ja, das ist mein großes Ziel, das stimmt. Ich muss ja bei den Deutschen Meisterschaften noch die Qualifikation schaffen. Dann geht es auch, glaube ich, fünf Tage später schon los.

Du warst im vergangenen Jahr auch bei der U20-EM in Estland dabei. Es war dein erster internationaler Auftritt...

Max Dehning:

…genau, der ist ja etwas missglückt. Da konnte ich die Leistung nicht abrufen. Das werde ich dieses Jahr auf jeden Fall versuchen zu vermeiden. In Kolumbien möchte ich ins Finale kommen. Ich schätze auch, dass ich gute Chancen auf eine Top-Drei-Platzierung habe. Ich bin aktuell in der Weltrangliste, glaube ich, auf Platz drei. Dann bin ich mal gespannt, wie es läuft.

Also motiviert dich die Leistung aus Tallinn aus dem vergangenen Jahr – dass es dort nicht ganz so rund lief – für Kolumbien?

Max Dehning:

Ich habe den Wettkampf dort eigentlich gleich danach abgehakt und habe weitergemacht. Ich habe mir gesagt, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert. Es kann natürlich immer sein, dass man mal einen schlechten Tag hat, aber ich denke, dieses Jahr wird das ein bisschen anders laufen.

Mehr:

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