| Jerusalem 2022

U18-EM Tag 4 | Gold! Frederick Weigel wird mit Super-Solo U18-Europameister

Geher Frederick Weigel hat am Donnerstagmorgen bei den U18-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel; 4. bis 7. Juli) über 10.000 Meter auf der Bahn triumphiert. Der Potsdamer ging seinen Wettkampf offensiv an und führte von Beginn an, bevor er den Sieg mit Meisterschaftsrekord klarmachte. Der zweite DLV-Geher Arvid Kockel hielt zeitweise mit den ersten Verfolgern mit, musste aber abreißen lassen und belegte Rang neun.
Svenja Sapper

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Die Geher, darunter die beiden DLV-Athleten Frederick Weigel (SC Potsdam) und Arvid Kockel (SV Halle), hatten für ihre 10.000 Meter auf der Bahn besonders früh aufstehen müssen: Der Startschuss fiel um sieben Uhr. Dennoch hatte es auch ein Teil der deutschen Delegation, bestehend aus Delegationsleiterin Katrin Heyers, Chef-Bundestrainerin Nachwuchs Elke Bartschat und den Hochspringerinnen Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) und Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck) sowie Sprinter Benedikt Wallstein (Gothaer Leichtathletik Centrum), zum Anfeuern ins Stadion geschafft.

Und das frühe Aufstehen sollte sich gelohnt haben: Frederick Weigel (SC Potsdam) präsentierte sich vom Start weg hellwach und übernahm, begleitet von thematisch passenden Songs wie "Walk of Life" von den Dire Straits, die aus dem Stadionlautsprecher schallten, direkt die Führung, die er während der nächsten Runden immer weiter ausbaute. Zeitweise betrug der Abstand zur Verfolgergruppe, in der anfangs noch Arvid Kockel mitging, 25 Sekunden.

"Am Start habe ich gleich gemerkt, dass die anderen relativ langsam losgegangen sind", erklärte Frederick Weigel seine Taktik. "Da wollte ich gleich mein eigenes Ding machen." Bundesnachwuchstrainerin Manja Berger, die in Jerusalem die Betreuung der Geher übernahm, habe ihm mit auf den Weg gegeben, die ersten zwei Runden mitzugehen und "zu gucken, wie die anderen drauf sind". Der 17-Jährige entschied sich jedoch dazu, "ein bisschen mutig zu sein". 

Vom deutschen Team gefeiert

Die Gegner hatten anfangs noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt und saugten sich, angeführt vom Italiener Giuseppe Disabato, wieder näher an den Führenden heran. Der Italiener war es auch, der sich von den anderen Athleten schließlich absetzte und die Verfolgung von Frederick Weigel aufnahm, der nach zwei Verwarnungen besonders auf seine Technik achten musste. Doch obwohl Disabato zwischenzeitlich bis auf zehn Sekunden herankam, blieb der Potsdamer gelassen und legte seinerseits noch einen Zahn zu. "Meine Trainer haben mir auch immer gesagt, wenn der Italiener näher kommt", erzählte Frederick Weigel im Anschluss an seinen Wettkampf. "So konnte ich meine Pace regulieren."

Laut ins Ziel geschrien vom deutschen Unterstützerteam und mitgereisten Familienmitgliedern, wurden die letzten 400 Meter zur Ehrenrunde und der 17-Jährige konnte die Ziellinie mit in die Höhe gereckten Armen überqueren und sich mit der deutschen Flagge feiern lassen. Schneller als seine 44:01,60 Minuten war in den bisherigen zwei Ausgaben der U18-EM kein Geher gewesen. Silber und Bronze sicherten sich Disabato (44:16,55 min) und der Spanier Miguel Espinosa Olivares (44:46,88 min).

Arvid Kockel hatte die Tempoverschärfung der zweiten Gruppe nicht mitgehen können und kämpfte sich als Neunter (46:22,28 min) ins Ziel. Im Großen und Ganzen war er zufrieden, bedauerte aber, es nicht in die Top Sechs geschafft zu haben. "Aber als die dann nach ungefähr drei Kilometern angezogen haben, kam ich nicht mehr mit." Stolz war der Hallenser auf seine saubere Technik.

Auf den Spuren des Vaters

Obwohl er in der Bestenliste der Saison gar nicht auftauchte, weil er sich mit einer Leistung im Straßengehen und nicht mit einem Bahn-Wettkampf qualifiziert hatte, hatte Frederick Weigel im Vorfeld eine Medaille angepeilt und sogar auf den Sieg gehofft. "Ich habe mir gedacht, wenn der Italiener mich überholen würde und ich nicht mehr kann, dann ist es so. Ein zweiter Platz wäre auch gut gewesen", resümierte er. "Aber ich konnte mir meine Kräfte gut einteilen und dann noch mal Gas geben."

Der Sieg bedeute ihm einiges, aber "ich muss jetzt deswegen nicht abheben. Das eine Mal bin ich jetzt gut gewesen, das heißt aber nicht, dass ich immer gut bin." Zu seinem Vater, dem früheren Weltklasse-Geher und heutigen Bundestrainer Ronald Weigel, schaue er auf. "Ich bin sehr stolz auf ihn, möchte ihn aber nicht imitieren und er meint auch, ich soll mein eigenes Ding machen. Er sagt immer, der Name Weigel sei auch eine Last." Davon war am Donnerstagmorgen in Jerusalem zu früher Stunde jedoch nichts zu spüren.

Besonders freute sich der 17-Jährige auch über die Unterstützung der Teamkolleginnen und -kollegen, deren Anfeuerungsrufe ihn noch mehr motiviert hatten. Es sei zwar schade, dass zu so früher Stunde noch nicht viele Zuschauer im Stadion gewesen seien, aber schön gewesen sei es, dass die Bühne vor Beginn der anderen Wettkämpfe voll und ganz den Gehern gehörte.

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