| Diamond League

Hering kratzt an Bestzeit, Duplantis und Fraser-Pryce führen Reihe erfolgreicher Weltmeister an

Polens Weltklasse-Hammerwerfer haben dem ersten Diamond League-Meeting auf polnischem Boden am Samstag einen Doppelsieg geschenkt. Armand Duplantis überflügelte in Chorzów auch unter schwierigen Bedingungen die Stabhochsprung-Konkurrenz, während Shelly-Ann Fraser-Pryce über 100 Meter zu einer neuen Weltjahres-Bestzeit stürmte. Gleich mehrere DLV-Asse konnten Selbstvertrauen tanken auf ihrem Weg zur Heim-EM.
Silke Bernhart

Ein Satz über 5,63 Meter. Einer über 5,83 Meter – und der Sieg von Armand Duplantis bei der Diamond League-Premiere in Polen war perfekt. Kein Grund jedoch, direkt wieder die Taschen zu packen: Der Stabhochsprung-Künstler lieferte am Samstag auch in Chorzów ab, flog erst über 6,00 und dann im dritten Versuch über 6,10 Meter. Es war bereits sein zwölfter Sechs-Meter-Wettkampf in diesem Jahr. Erst viermal war Duplantis unter freiem Himmel höher hinaus gekommen, zuletzt beim WM-Triumph in Eugene, Oregon (USA), als er seinen Weltrekord auf 6,21 Meter schraubte.

"Ich glaube nicht, dass ich heute viel höher hätte springen können", sagte er anschließend, denn nach mehreren Tagen mit Temperaturen jenseits der 30 Grad mussten sich die Athletinnen und Athleten am Samstag in Schlesien mit 18 Grad und Nieselwetter abfinden. "Es ist, wie es ist, ich bin nur ein Mensch, und ich habe das geschafft, was ich heute drauf hatte. Es gibt sicher nicht viele Orte, an denen es kälter ist und wo ich trotzdem 6,10 Meter springen kann."

Christina Hering unter zwei Minuten

Insgesamt gingen am Samstag zehn der Siege an Weltmeisterinnen und Weltmeister von Eugene. Zwei davon holten sich die Sprinterinnen aus Jamaika: Über 200 Meter rannte Shericka Jackson in 21,84 Sekunden der Konkurrenz auf und davon. Shelly-Ann Fraser-Pryce war über 100 Meter mit neuer Weltjahres-Bestzeit von 10,66 Sekunden ein weiteres Mal nicht zu schlagen. In diesem Rennen zeigte auch die Deutsche Meisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin), dass sie mit der Weltspitze mithalten kann: In 11,10 Sekunden wurde sie Vierte nur knapp hinter der WM-Siebten Marie-José TaLou (Elfenbeinküste; 11,00 sec).

In Top-Form für ihre Heim-EM in München präsentierte sich über 800 Meter auch Christina Hering (LG Stadtwerke München). In einem engen Rennen, in dem die besten Sechs nur etwas mehr als eine Sekunde trennte, erzielte sie auf Platz sechs eine neue Saison-Bestzeit und blieb in 1:59,51 Minuten nur eine Zehntel über ihrer Bestmarke. Der Sieg ging an die US-Amerikanerin Ajee Wilson (1:58,28 min).

Konstanze Klosterhalfen: Der Spaß kehrt zurück

Vergleichsweise gemächlich und taktisch geprägt war dagegen lange das 3.000 Meter-Rennen, in dem auch Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) Fahrt aufnehmen wollten für München. Beide können nach Zeiten von 8:42,34 und 8:53,54 Minuten optimistisch die letzten Vorbereitungstage bestreiten: Klosterhalfen war als Siebte zweitbeste Europäerin, auf Siegerin Sifan Hassan (Niederlande; 8:39,27 min) fehlten knapp drei Sekunden. Burkard steigerte ihre Saison-Bestzeit um fast 20 Sekunden und kommt nach einer Corona-Infektion im Frühjahr und einem schwierigen Saison-Einstieg zunehmend besser in Schwung.

„Das war so ein bisschen ein Befreiungsschlag heute. Es hat heute mal wieder richtig Spaß gemacht zu rennen, ich habe gespürt, dass ich da mitgehen kann. Ich habe mich heute richtig stark gefühlt, und das gibt mir Positivität“, sagte Konstanze Klosterhalfen anschließend im Interview mit Sky Sports Deutschland. „Es war am Anfang ein bisschen unruhig und wir waren alle sehr dicht beisammen, sonst wäre vom Platz her auch noch ein bisschen mehr drin gewesen.“

Julian Weber wieder ganz vorne mit dabei

Im Speerwurf setzte Julian Weber seine Serie internationaler Top-Platzierungen nahtlos fort. Seit Beginn des Jahres 2021 hat der Olympia- und WM-Vierte lediglich einen einzigen Wettkampf mit einem Resultat jenseits der Top Fünf beendet, am Samstag gab's für 84,94 Meter Platz zwei hinter dem WM-Bronzemedaillen-Gewinner Jakub Vadlejch (Tschechien; 86,68 m). Ein Wiedersehen gibt's ganz sicher beim Kampf um die EM-Medaillen von München.

Mit Spannung erwartet wurde der 400 Meter-Auftritt der Vize-Weltmeisterin über 400 Meter Hürden Femke Bol (Niederlande), die bei der EM sowohl die Flachstrecke als auch den Hürden-Wettbewerb bestreiten will. Und die 22-Jährige enttäuschte nicht: In 49,75 Sekunden blieb sie erstmals unter der 50 Sekunden-Marke und stellte damit auch einen neuen Landesekord auf. Dahinter knackte auch die Polin Natalia Kaczmarek (49,86 sec) die 50-Sekunden-Marke. Platz sieben gab's in 51,72 Sekunden für die Deutsche Meisterin Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), die sich bei der DM auf 50,91 Sekunden gesteigert hatte.

Jasmine Camacho-Quinn wieder obenauf

Eine Genugtuung konnte über 100 Meter Hürden Olympiasiegerin Jasmine Camacho-Quinn für sich verbuchen: Die Puerto Ricanerin, die sich bei der WM in windunterstützten 12,23 Sekunden noch beim Sturmlauf von Tobi Amusan (Nigeria; 12,06w sec) mit Platz drei begnügen musste, stürmte in deren Abwesenheit in 12,34 Sekunden als Siegerin zu einem neuen Meetingrekord. Sie ließ in einem schnellen Rennen die einstige Weltrekordlerin Kendra Harrison (USA; 12,37 sec) hinter sich.

Den Wettkampf-Tag eröffnet hatten die Hammerwerferinnen und Hammerwerfer – und Polens Ausnahme-Könner nutzten die Aufmerksamkeit des Heim-Publikums für herausragende Würfe: Pawel Fajdek erzielte mit 81,27 Metern einen neuen Diamond-League-Rekord, nur 71 Zentimeter fehlten zur Weite, mit der er in Eugene, Oregon (USA) sein fünftes WM-Gold klargemacht hatte. Wie schon bei der WM Zweiter: sein Landsmann Wojciech Nowicki (79,19 m). Bei den Frauen setzte sich mit Brooke Andersen (USA; 75,76 m) ebenfalls die Weltmeisterin durch.

Einen Favoritensieg gab es auch im Kugelstoßen der Frauen von Weltmeisterin Chasey Ealey (20,38 m), dahinter brachten sich mit neuen Landesrekorden auf Rang zwei und vier Jessica Schilder (Niederlande; 19,84 m) und Fanny Roos (Schweden; 19,42 m) für die EM in München in Position. Im Kugelstoßen der Männer fing Joe Kovacs (USA; 21,79 m) im letzten Versuch den Neuseeländer Tom Walsh (Neuseeland; 21,70 m) ab, der noch am Abend zuvor mit 22,26 Metern Sieger der Commonwealth Games in Birmingham (Großbritannien) geworden war.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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