| München 2022

EM Tag 7 | Ekstase in München: Julian Weber wirft sich zu Gold

Der Speerwurf in Europa bleibt in deutscher Hand: Nach Thomas Röhler 2018 hat sich Julian Weber am Sonntag in München zum neuen Europameister gekürt. Bei seinem besten Wurf auf 87,66 Meter verwandelte er das Stadion in ein Tollhaus.
Nicolas Walter

Zweimal war er nah dran, nun ist es endlich so weit: Speerwerfer Julian Weber (USC Mainz) hat am Sonntagabend zum Abschluss der EM in München nicht nur seine erste internationale Medaille bei einem Großereignis gewonnen, sondern sich gleichzeitig mit Gold zum neuen Speerwurf-Europameister gekrönt. Mit 87,66 Metern feierte er im Olympiastadion seinen bis dato größten Erfolg der Karriere. Bei den Olympischen Spielen 2021 sowie der WM in diesem Jahr war er jeweils mit dem vierten Platz noch knapp am Podium gescheitert.

Wie bereits in den vergangenen Tagen war das Rund in München mit tausenden Zuschauern gefüllt, entsprechend motiviert startete Julian Weber, der 2013 bereits U20-Europameister war, in den Wettbewerb. Mit 83,05 Metern setzte er ein erstes Ausrufezeichen in den Rasen. Der Weltjahresbeste Jakub Vadlejch (Tschechien) konterte kurz darauf jedoch mit 87,28 Metern. Doch der Mainzer behielt die Ruhe und verwandelte das Stadion mit seiner Tagesbestweite im vierten Versuch in ein Tollhaus. Es wird eine riesen Party", kündigte er nach seinem Sieg am Stadionmikrofon an.

Mit dem deutschen Sieg im Speerwurf bleibt diese Disziplin bei Europameisterschaften in deutscher Hand. Vor vier Jahren hatte in Berlin Thomas Röhler (LC Jena) triumphiert. Insgesamt ist Julian Weber der fünfte deutsche Europameister im Speerwurf. Neben Thomas Röhler hatten Klaus Tafelmeier (1986), Uwe Hohn (1982) und Michael Wessing (1978) zuvor gewonnen.

Starken Auftritt diesmal fürs Finale aufgehoben

Bei der WM in Eugene (USA) hatte Julian Weber im Finale 86,86 Meter geworfen, in der WM-Qualifikation war er auf 87,28 Meter gekommen. Diesmal hob er sich den besseren Auftritt für das Finale auf. Am Freitag hatte sich der 27-Jährige mit 80,99 Metern ein kleines q gesichert – was immer noch die zweitbeste Qualifikationsweite hinter dem WM-Dritten Jakub Vadlejch war.

Der zweite deutsche Starter Andreas Hofmann (MTG Mannheim), der 2018 Vize-Europameister wurde, hatte dagegen mit Problemen zu kämpfen. Ins Finale war er mit 77,29 Metern eingezogen, nun flog sein Speer mit seinem besten Wurf auf 74,75 Meter. Für den Endkampf war das zu wenig – der Mannheimer musste sich mit Rang elf begnügen. Nach Verletzungssorgen hatte sich Andreas Hofmann in diesem Jahr wieder zurückgemeldet und das zunächst auch mit starken Leistungen. Noch im Juni hatte er in Eisenstadt 87,32 Meter geworfen. Eine Weite, die er in den letzten Wochen jedoch nicht mehr erreichen konnte. In Eugene war er bereits in der Qualifikation gescheitert.

Stimmen zum Wettbewerb

Julian Weber (USC Mainz; 87,66 m):
„Das was ich schon seit Jahren will, ist diese Medaille, dafür hätte ich mir keinen schöneren Ort aussuchen können als München. Es ist unfassbar, vor dieser Kulisse hier den Titel zu holen. Ich war so im Tunnel, so fokussiert und einfach nur unfassbar happy, dass es im ersten Versuch wirklich gut funktioniert hat. Das hätte ich niemals gedacht. Ich hatte keine Einwürfe gemacht vorher. Ich hatte echt Schmerzen. Aber die Physios und Ärzte hier vom DLV haben einen unfassbar guten Job gemacht und ich hätte niemals gedacht, dass es noch so gut funktioniert. Deswegen war ich umso glücklicher, dass ich schon mal die 83 Meter stehen hatte und dann war mir klar: jetzt kannst du weitermachen, jetzt kannst du noch einen draufsetzen, noch weiter werfen. Aber dass es so gut funktioniert und ich noch einmal kontern konnte, das hätte ich nie gedacht. Die Atmosphäre hat einen riesen Anteil an diesem Erfolg. Das Publikum hat mich so gepusht heute und ich habe es durch das Publikum geschafft, meinen Kopf auszuschalten und das zu zeigen, was ich drauf habe."

Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 74,75 m):
„Ich wäre gerne fröhlicher drauf, ja. Im Großen und Ganzen war es vor allem zu instabil, im Anlauf auch zu langsam. Ich habe es heute leider nicht gebacken gekriegt, gut, stabil, dynamisch schnell reinzukommen, dementsprechend vorne stabil zu stehen und voll gegen das linke Stemmbein zu arbeiten. Deshalb konnte ich dem Speer die Energie nicht mitgeben. Es hat nicht sollen sein. Ich bin sehr enttäuscht. Wenn es beim ersten Saisonhöhepunkt im Rücken klemmt, ist es natürlich schwer, im zweiten auch wieder Leistung zu bringen. Vor allem, wenn man im Training merkt, dass die Stabilität noch nicht da ist. Am Anfang der Woche hat es sich sehr gut angefühlt, ich habe auch nach der Quali gedacht: Es ist noch Puffer da. Wie diese Saison bei mir weitergeht, wird sich morgen entscheiden. Ich werde jetzt erst mal eine Nacht drüber schlafen und morgen geht die Sonne wieder auf.“

EM 2022 München

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