| Mehrkampf-DM Bernhausen

Aktive/U23 Tag 2 | Eitels großer Wurf beim Comeback, Rösing siegt im Siebenkampf-Krimi

Der U23-EM-Dritte von 2019 Manuel Eitel hat am Wochenende in Bernhausen ein emotionales Zehnkampf-Comeback mit neuer Bestleistung gekrönt. Mit 8.189 Zählern erzielte der Ulmer mehr Punkte als je zuvor. Bei den Frauen schnappte sich die U23-Meisterin des Vorjahres Mareike Rösing nun ihren ersten deutschen Meistertitel bei den Aktiven. Lediglich zehn Zähler hatten Rösing und die zweitplatzierte Anna-Lena Obermaier vor den finalen 800 Metern getrennt.
Svenja Sapper

Das Beste kommt zum Schluss! Dieses Sprichwort hätte Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) am Sonntagabend sicherlich voll und ganz unterschrieben. Nach einem ereignisreichen Wochenende holte sich der 25-Jährige in seinem ersten Zehnkampf seit drei Jahren den letzten deutschen Meistertitel, der bei dieser Mehrkampf-DM vergeben wurde, ab. Und damit nicht genug: Der Ulmer verbesserte mit einem tollen zweiten Tag gar seine Zehnkampf-Bestleistung von 8.128 auf 8.189 Punkte.

„Ich bin froh, dass es vorbei ist. Es waren zwei anstrengende Tage, auch emotional, weil ich so lange keinen Zehnkampf mehr gemacht habe. Es waren wieder Höhen und Tiefen. Ich wusste vorher nicht, was ich erwarten konnte. Und es hat alles gepasst, alles gehalten, manches sogar besser als erwartet. Und ich bin richtig happy über die Punktzahl und dass ich wieder einen Zehnkampf zu Ende bringen konnte“, sagte der überglückliche Sieger im Anschluss.

Körper hält der Belastung stand

Eingeleitet hatte er den zweiten Tag so, wie er den ersten beendet hatte: als Disziplinsieger. Mit 14,54 Sekunden über 110 Meter Hürden legte er los. Dann schleuderte er den Diskus auf 45,67 Meter, eine neue Bestleistung. Schwang sich mit dem Stab über 4,80 Meter. Und übertraf mit 61,11 Metern im Speerwurf deutlich die 60-Meter-Marke. „Besser als erwartet waren die Wurfdisziplinen, bei denen ich die letzten drei Jahre nicht wusste, wo ich stehe“, meinte er. „Besser als erwartet war auch der Körper. Dass er so durchgehalten hat. Das war so nicht erwartbar.“

Wie viel der Körper aushielt, zeigte sich dann in der letzten Disziplin. Über 1.500 Meter, seiner Angstdisziplin, gelang dem Ulmer in 4:36,57 Minuten gar ein neuer Hausrekord. „Vor den 1.500 Metern stand gefühlt noch mehr auf dem Spiel“, erklärte Manuel Eitel. „Auch die Kadernorm. Das war relevant, weil ich noch eine Zukunft im Leistungssport haben will. Ich habe immer Angst vor den 1.500 Metern, seit vielen Jahren schon. Aber ich wusste, dass ich das draufhabe.“

Über Silber jubelte nach einem tollen 1.500-Meter-Lauf (4:34,04 min) der Leverkusener Nils Laserich, der den Halbzeitführenden Nico Beckers (7.759 Pkt) mit exakt 7.800 Zählern noch abfangen konnte. Lediglich drei Punkte fehlten Laserich zum Zehnkampf-Bestwert. Die Zehnkämpfer, die ihren Wettkampf als Letzte abschlossen, sorgten damit in Bernhausen noch einmal für ein Highlight. In der U23-Altersklasse brachte Martin Kratz (TV Gelnhausen) seine Führung nach dem ersten Tag ins Ziel und erzielte als Einziger ein Ergebnis über 7.000 Punkte (7.014 Pkt). Der starke Stabhochspringer (4,90 m) Jan Volkmar vom Eschweger TSV belegte mit 6.714 Zählern Platz zwei vor Dennis Hannig (TV Angermund; 6.297 Pkt).

Mareike Rösing wehrt Attacke von Anna-Lena Obermaier ab

Bereits am ersten Tag hatte sich abgezeichnet, dass der Siebenkampf der Frauen in Bernhausen hochspannend werden würde. Und tatsächlich – vor den 800 Metern trennten lediglich zehn Punkte die führende Mareike Rösing (USC Mainz) und Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg), die nach vier Disziplinen noch in Führung gelegen hatte. 4.881 Punkte hatte die Mainzerin bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt, 4.871 Zähler ihre Konkurrentin.

Über 800 Meter gaben schließlich beide Athletinnen noch einmal alles: Zehn Punkte entsprechen im Siebenkampf der Winzigkeit von 0,7 Sekunden. Als die Läuferinnen das zweite Mal auf die Gegengerade einbogen, griff Anna-Lena Obermaier die Spitzenposition an und versuchte, an ihrer Mainzer Konkurrentin vorbeizuziehen. Doch die hatte sich noch einige Körner aufgespart und konterte auf der Zielgeraden, während Obermaier die Kräfte ausgingen. In 2:13,01 Minuten holte sich Laura Voß (LAZ Soest), deren dritter Platz nach vorn wie hinten abgesichert war, den Laufsieg.

Als Dritte packte Mareike Rösing in 2:13,56 Minuten eine persönliche Bestleistung aus und verbesserte ihren Hausrekord um rund drei Sekunden. Anna-Lena Obermaier lief in 2:15,42 Minuten ebenfalls eine gute Zeit.

Nächstes Ziel: 6.000 Punkte

Den Grundstein für den Titel hatte Rösing bereits im Weitsprung als einzige Sechs-Meter-Springerin (6,04 m) gelegt, für Obermaier gingen in dieser Disziplin 5,73 Meter in die Wertung ein. Im Speerwurf verpasste es die Mainzerin dann jedoch, die Vorentscheidung herbeizuführen: Auf 40,95 Meter flog ihr Wurfgerät, rund vier Meter weiter hat sie in dieser Saison bereits geworfen. So verkürzte Anna-Lena Obermaier (44,65 m) den Rückstand auf eben jene zehn Punkte. Nachdem Mareike Rösing zuletzt zweimal in Folge Deutsche U23-Meisterin geworden war, ließ sie nun in ihrem ersten Aktivenjahr direkt den nächsten Titel folgen und verfehlte mit 5.794 Punkten ihre Siebenkampf-Bestleistung nur um 15 Zähler. 5.758 Punkte brachten Obermaier die Silbermedaille ein, das Podium komplettierte Laura Voß (5.545 Pkt) mit Bestleistung.

„Es war ein Kampf bis zum Schluss“, resümierte Mareike Rösing. „Ich wusste, dass Anna gut laufen kann, das habe ich schon beim Thorpe Cup gesehen, den wir ja zusammen gemacht haben. Im Training hatte sich angedeutet, dass ich in den Bereich laufen kann. Aber das muss man immer auch erst mal umsetzen. Ich wusste, dass es echt knapp wird, gerade nach meinem nicht so guten Speerwerfen.“ Dabei hatte die 22-Jährige im Wettkampf einen echten Speerwurf-Experten als Unterstützung dabei: ihren Freund, Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul, der am Samstagabend noch im Aktuellen Sportstudio zu Gast war. „Die Würfe waren nicht gut. Kugelstoßen im Regen war einfach nichts, das muss man sagen. Ich habe vorhin mit Niklas gesprochen, er meinte, ich habe in den beiden Wurfdisziplinen jeweils 100 Punkte verschenkt.“

Ihr Highlight war neben den 800 Metern „auf jeden Fall der Hochsprung: dass es endlich wieder ein bisschen höher hinaus ging. Dass ich die 1,80 Meter nicht mehr gesprungen bin, war ärgerlich, die waren sehr knapp.“ Für das kommende Jahr hat sie sich vorgenommen, die verlorenen 200 Punkte noch draufzulegen – und dann auch in Regionen um 6.000 Punkte vorzustoßen.

Lara Siemer trotz Titel nicht ganz zufrieden

Auch der Titel der weiblichen U23 ging an eine Athletin, die erst in diesem Jahr in diese Altersklasse aufgestiegen ist: Lara Siemer (TSV Bayer 04 Leverkusen), im vergangenen Jahr Achte der U20-EM, setzte sich mit 5.496 Punkten vor Paula de Boer (MTV Lübeck; 5.408 Pkt) und der Ulmerin Carolin Bender (5.257 Pkt) durch, die zum Schluss besonders über exakt 2:19,99 Minuten im 800-Meter-Lauf jubelte. Siemer rannte über 800 Meter in 2:19,72 Minuten die zweitbeste Zeit der U23-Athletinnen und hatte zuvor unter anderem mit dem Speer (40,55 m) eine gute Leistung gezeigt.

Mit ihrer Punktzahl war Siemer, die als U20-Athletin bereits 5.673 Zähler erzielt hatte, jedoch überhaupt nicht zufrieden: „Das ist deutlich unter dem, was ich kann. Vor allem im Hürdenlauf und über 200 Meter hatte ich mir mehr vorgestellt. Der 800-Meter-Lauf war auf jeden Fall ein guter Abschluss.“ Die Hintergründe erklärte sie folgendermaßen: „Ich habe Abi gemacht am Anfang der Saison, den Verein und den Standort gewechselt [von Rukeli Trollmann zum TSV Bayer 04 Leverkusen, Anm. d. Red.] und dann kam auch noch eine Verletzung dazu. Ich hatte nicht unbedingt erwartet, hier den Titel zu holen – auch wenn ich wusste, dass es möglich ist. Ich bin glücklich, durchgekommen zu sein.“

Mit ihrem Coach, Siebenkampf-Bundestrainer Jörg Roos, will sie nun zunächst den Siebenkampf von Bernhausen analysieren: „Wir schauen uns an, was ich falsch gemacht habe, und versuchen das zu verbessern und im Winter gut aufzubauen. Nächstes Jahr kann ich dann gestärkt hoffentlich mit 400 Punkten mehr in die Saison starten und die U23-EM-Norm angreifen.“

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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