| Amsterdam-Marathon

2:17:20 Stunden: Almaz Ayana triumphiert beim Debüt mit Top-Zeit

Zwei der besten Bahnläuferinnen der Geschichte haben am Sonntag ein beeindruckendes Marathon-Debüt abgeliefert. In Amsterdam gewann Almaz Ayana in 2:17:20 Stunden vor ihrer Äthiopischen Landsfrau Genzebe Dibaba (2:18:05 h), während bei den Männern gleich sieben Läufer unter 2:05:30 Stunden blieben.
Martin Neumann /Jörg Wenig

Besser hätte das Marathon-Debüt für Almaz Ayana nicht laufen können. Die 30-jährige Äthiopierin stürmte am Sonntagmorgen in Amsterdam leichtfüßig nach 2:17:20 Stunden auf der roten Kunststoffbahn des Olympiastadions ins Ziel. Damit steigerte die 10.000-Meter-Olympiasiegerin von Rio den Streckenrekord um 37 Sekunden und schob sich mit ihrer Zeit auf Platz sieben der ewigen Marathon-Weltbestenliste.

Obwohl es das erste Rennen über die 42,195-Kilometer-Distanz war, gelang es Almaz Ayana, die zweite Streckenhälfte deutlich schneller zu laufen als die erste. Bei Halbzeit wurden 69:25 Minuten für die Äthiopierin und weitere Läuferinnen der Spitzengruppe gestoppt. Den zweiten Part absolvierte sie also rund 90 Sekunden schneller. Damit lief die Äthiopierin einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord. Sie war zwei Sekunden schneller als ihre Landsfrau Yalemzerf Yehualaw, die bei ihrem Marathon-Debüt in Hamburg im April 2:17:23 Stunden gelaufen war.

Almaz Ayana dreht auf der zweiten Hälfte auf

Ein „negativer Split“ gelang auch der zweiten Debütantin Genzebe Dibaba. Die 1.500-Meter-Weltrekordlerin lief bis etwa fünf Kilometer vor dem Ziel an der Seite von Almaz Ayana. Die Tempoverschärfung der späteren Siegerin konnte die Äthiopierin aber nicht mehr mitgehen. Den Abschnitt zwischen Kilometer 35 und 40 absolvierte Almaz Ayana in superschnellen 16:06 Minuten. Genzebe Dibaba blieb mit 2:18:05 Stunden Rang zwei und ein ebenfalls ganz starkes Marathon-Debüt. Den äthiopischen Sweep machte auf Platz drei Tsehay Gemechu mit 2:18:59 Stunden perfekt.

Nach ihrem sensationellen 10.000-Meter-Olympiasieg mit einer Weltrekordzeit 2016 in Rio (29:17,45 min) sowie dem WM-Triumph in London 2017 über diese Distanz hatte Almaz Ayana über lange Zeit so gut wie keine Wettkämpfe absolviert. Erst in diesem Jahr ging sie wieder ein paar Mal an den Start. Im Halbmarathon steigerte sie sich dabei zuletzt in Newcastle auf 67:10 Minuten - doch dieses Ergebnisse deutete längst nicht auf eine Marathonzeit von unter 2:18 Stunden hin.

Genzebe Dibaba meldet sich eindrucksvoll zurück

Nicht weniger überraschend war die Leistung von Genzebe Dibaba. Die 31-jährige 1.500-Meter-Weltrekordlerin (3:50,07 min) hatte zwar 2020 den Valencia-Halbmarathon in starken 65:18 Minuten gewonnen, war jedoch mit Ausnahme eines abgebrochenen Halbmarathons in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) seit über einem Jahr bei keinem Rennen mehr an den Start gegangen. Nun lief Genzebe Dibaba mit 2:18:06 Stunden das viertschnellste Marathon-Debüt aller Zeiten.

Mit einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 61:53 Minuten lag eine große Führungsgruppe im Rennen der Männern fast genau auf Kurs für den Streckenrekord, den der Äthiopier Tamirat Tola vor einem Jahr mit 2:03:39 Stunden aufgestellt hatte. Doch während das Frauenrennen in der zweiten Hälfte deutlich schneller war, konnten die Männer ihr Tempo nicht ganz halten. Dafür entwickelte sich ein sehr spannendes Rennen, denn bei Kilometer 30 (1:28:05 h) lagen immer noch neun Läufer an der Spitze.

Sekunden-Entscheidung bei den Männern

Erst nach gut 35 Kilometern fiel die Gruppe nach und nach auseinander. Fünf Athleten waren dann gut zwei Kilometer vor dem Ziel immer noch vorne dabei: Neben Tsegaye Getachew, Titus Kipruto und Bazezew Asmare waren dies noch Abraham Kiptoo und der Hamburg-Marathon-Sieger Cybrian Kotut (beide Kenia).

Es war Tsegaye Getachew, der mit einer Bestzeit von 2:05:11 Stunden ins Rennen gegangen war, der auf das Tempo drückte. Nachdem zunächst Kiptoo und Kotut nicht mehr mithalten konnten, waren ein Kilometer vor dem Ziel auch Kipruto und Asmare geschlagen. „Das war ein starkes Rennen, ich habe mich sehr gut gefühlt“, sagte der 25-jährige Sieger Tsegaye Getachew, der in Amsterdam den bisher größten Erfolg seiner Karriere feierte. Zwar verpasste Getachew mit 2:04:49 Stunden am Ende noch deutlich den Streckenrekord, doch die Breite in der Spitze war einmal mehr eindrucksvoll in Amsterdam: Neun Athleten erreichten Zeiten von unter 2:06 Stunden, sieben blieben unter 2:05:30 Stunden.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Top 10: Die schnellsten Marathonläuferinnen aller Zeiten

2:14:04  Brigid Kosgei (KEN), 13.10.2019, Chicago
2:14:18  Ruth Chepngetich (KEN), 09.10.2022, Chicago
2:15:25  Paula Radcliffe (GBR), 13.04.2003, London
2:15:47  Tigist Assefa (ETH), 25.09.2022, Berlin
2:17:01  Mary Keitany (KEN), 23.04.2017, London
2:17:16  Peres Jepchirchir (KEN), 06.12.2020, Valencia
2:17:21 Almaz Ayana (ETH), 16.10.2022, Amsterdam
2:17:23  Yalemzerf Yehualaw (ETH), 24.04.2022, Hamburg
2:17:41  Worknesh Degefa (ETH), 25.01.2019, Dubai
2:17:43  Joyciline Jepkosgei (KEN), 03.10.2021, London

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