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WEITSPRUNG FRAUEN | Malaika Mihambo wieder auf dem WM-Thron

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Weitsprung der Frauen.
Svenja Sapper

Das ist 2022 passiert

Weltmeisterin 2019. Olympiasiegerin 2021. Und erneut Weltmeisterin 2022 – bei den letzten drei globalen Freiluft-Meisterschaften hieß die Siegerin stets Malaika Mihambo. Jedes Mal ging dabei ein Sieben-Meter-Satz in die Ergebnislisten ein. Im Juli verteidigte die Athletin der LG Kurpfalz in Eugene, Oregon (USA) ihren WM-Titel von Doha (Katar). Nach zwei ungültigen Versuchen zum Auftakt stellte sie einmal mehr ihre Nervenstärke unter Beweis, übernahm in Runde vier die Führung und erzielte ihren besten Sprung auf 7,12 Meter im letzten Durchgang.

Unsicherheit begleitete hingegen nach einer zwischenzeitlichen Corona-Infektion ihren EM-Auftritt in München. Doch die mit insgesamt elf deutschen Meistertiteln dekorierte Athletin setzte ihre Sieben-Meter-Serie bei großen Meisterschaften nahtlos fort und flog auf 7,03 Meter – was diesmal zu Silber reichte, weil die WM-Sechste und frühere Europameisterin Ivana Vuleta (Serbien) noch drei Zentimeter weiter sprang.

Dank der Wildcard von Titelverteidigerin Malaika Mihambo erhielt der Deutsche Leichtathletik-Verband im Weitsprung vier Startplätze für München und konnte dieses Kontingent ausschöpfen: Die Deutsche Vize-Meisterin Maryse Luzolo vom Königsteiner LV, die DM-Dritte Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) und WM-Teilnehmerin Merle Homeier (LG Göttingen) stellten sich bei der EM internationaler Konkurrenz.

Am besten lief es in der bayerischen Landeshauptstadt für Homeier, die dort in ihr erstes internationales Finale bei den Aktiven einzog. Mit 6,42 Metern belegte sie Platz neun, wenige Wochen zuvor war bei der WM in Oregon noch nach der Qualifikation Endstation gewesen. Am EM-Finale schnupperte auch Mikaelle Assani: Das Küken der deutschen Mannschaft lag lange in aussichtsreicher Position, bis Hallen-Europameisterin Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine) sie mit ihrem letzten Sprung aus den Qualifikationsrängen verdrängte. Am Ende waren es die drei Zentimeter Rückstand auf Teamkollegin Merle Homeier, die ihr auf Platz 13 zum Finale fehlten.

Für die vierte deutsche EM-Starterin Maryse Luzolo war es in sportlicher Hinsicht ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Mit 6,71 Metern stellte sie eine neue persönliche Bestmarke auf und wurde Zweite bei den Deutschen Meisterschaften. Anschließend kostete sie eine Verletzung den WM-Start und zwang sie zu einer Wettkampfpause. In München konnte sie mit 6,28 Metern in der Ausscheidung nicht in den Kampf um die Finalplätze eingreifen.

Die zweitbeste Weite einer deutschen Springerin erzielte in diesem Sommer eine U20-Athletin: Helena Börner (SG Adelsberg). Ihre 6,73 Meter vom Kurtulus Springer-Meeting in Garbsen Ende Mai blieben jedoch ein Ausreißer nach oben. Für die U20-WM qualifizierten sich die Siebenkämpferinnen Tabea Eitel (LG Filder) und Libby Buder (SC Neubrandenburg) und konnten in Cali (Kolumbien) als Achte und Neunte mit den Spezialistinnen gut mithalten. U18-Talent Josie Krone vom Hamburger SV freute sich über zwei Sechs-Meter-Resultate im ersten und im letzten Wettkampf ihrer Saison. Bei den U18-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel) erreichte auch sie das Finale und wurde Elfte.

Einen großen Schritt nach vorne machte Nicola Kondziella (TV Wattenscheid 01), die in Bochum-Wattenscheid Deutsche U23-Meisterin wurde. In insgesamt sechs Wettkämpfen übertraf sie die 6,28 Meter, die sie als Freiluftbestleistung in das Jahr 2022 mitgebracht hatte, und ist mittlerweile bei einem Hausrekord von 6,49 Metern angekommen.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
Hallen-WM –  – 
WM  Gold: Malaika Mihambo – 
EM  Silber: Malaika Mihambo  9. Platz: Merle Homeier
U20-WM  –   8. Platz: Tabea Eitel, 9. Platz: Libby Buder
U18-EM  –  11. Platz: Josie Krone
EYOF  –  – 

Unser "Ass des Jahres"

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz)
Weltmeisterin
EM-Zweite
Deutsche Hallen- und Freiluftmeisterin
Zweite der Weltjahresbestenliste

Unser "Talent des Jahres"

Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe)
EM-13. im ersten U23-Jahr
Dritte der Deutschen Meisterschaften

Die deutschen Top Ten 2022

Weitsprung Frauen

Weite Name Jahrgang Verein
7,12 m Malaika Mihambo 1994 LG Kurpfalz
6,73 m Helena Börner 2003 SG Adelsberg
6,71 m Maryse Luzolo 1995 Königsteiner LV
6,63 m Merle Homeier 1999 LG Göttingen
6,54 m Lucie Kienast 2001 SV Halle
6,54 m Mikaelle Assani 2002 LG Region Karlsruhe
6,49 m Nicola Kondziella 2002 TV Wattenscheid 01
6,49 m Sophie Weißenberg 1997 TSV Bayer 04 Leverkusen
6,48 m Ayele Gerken 2000 TV Wattenscheid 01
6,48 m Tabea Eitel 2004 LG Filder

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Weitsprung Frauen

Jahr < 6,75* Schnitt Top 3 Schnitt Top 5 Schnitt Top 10
2005 6,63 6,58 6,47
2006 1 6,63 6,52 6,40
2007 1 6,66 6,56 6,45
2008 1 6,67 6,61 6,51
2009 2 6,79 6,76 6,66
2010 6,68 6,64 6,58
2011 2 6,78 6,73 6,61
2012 1 6,76 6,70 6,61
2013 2 6,83 6,77 6,66
2014 3 6,87 6,80 6,63
2015 3 6,91 6,84 6,69
2016 6,97 6,85 6,70
2017 2 6,76 6,70 6,60
2018 2 6,84 6,78 6,61
2019 1 6,80 6,66 6,53
2020 1 6,73 6,60 6,45
2021 1 6,79 6,71 6,56
2022 1 6,85 6,75 6,62

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 6,66 (Kappler) 7,04 (Meleshina/RUS) 0,38 7,04 (Meleshina/RUS) 0,38
2006 6,75 (Tonn) 7,12 (Kotova/RUS) 0,37 7,12 (Kotova/RUS) 0,37
2007 6,90 (Kappler) 7,21 (Kolchanova/RUS) 0,31 7,21 (Kolchanova/RUS) 0,31
2008 6,77 (Kappler) 7,12 (Gomes/POR) 0,16 7,12 (Gomes/POR) 0,16
2009 6,83 (Bauschke) 6,99 (Gomes/POR) 0,16 7,10 (Reese/USA) 0,27
2010 6,70 (Kappler) 7,13 (Kucherenko/RUS) 0,43 7,13 (Kucherenko/RUS) 0,43
2011 6,83 (Moguenara) 7,05 (Klishina/RUS) 0,22 7,19 (Reese/USA) 0,36
2012 6,88 (Moguenara) 7,11 (Nazarova/RUS) 0,23 7,15 (Reese/USA) 0,27
2013 7,04 (Moguenara) 7,04 (Moguenara) 0,00 7,25 (Reese/USA) 0,21
2014 6,90 (Mihambo) 6,93 (Klyashtornaya/RUS) 0,03 7,02 (Bartoletta/USA) 0,12
2015 6,94 (Moguenara/Malkus) 7,07 (Proctor/GBR) 0,13 7,14 (Bartoletta/USA) 0,20
2016 7,16 (Moguenara) 7,16 (Moguenara) 0,00 7,31 (Reese/USA) 0,15
2017 6,86 (Salman-Rath) 7,00 (Klishina/RUS/ANA) 0,14 7,13 (Reese/USA) 0,27
2018 6,99 (Mihambo) 7,05 (Ugen/GBR) 0,06 7,05 (Ugen/GBR) 0,06
2019 7,30 (Mihambo) 7,30 (Mihambo) 0,00 7,30 (Mihambo) 0,00
2020 7,03 (Mihambo) 7,03 (Mihambo) 0,00 7,03 (Mihambo) 0.00
2021 7,00 (Mihambo) 7,01 (Klishina/RUS/ANA) 0,01 7,17 (Brume/NIG) 0,17
2022 7,12 (Mihambo) 7,12 (Mihambo) 0,00 7,13 (Buschkuehl/AUS) 0,01

Das fällt auf:

  • Das fünfte Jahr in Folge beherrscht Malaika Mihambo die nationale Konkurrenz; seit 2019 stand auch in jeder Saison eine Sieben vor dem Komma. Stets konnte die zweimalige Weltmeisterin ihre Jahresbestleistung beim internationalen Höhepunkt abrufen – dies spricht nicht nur für ihre Qualität, sondern auch für ihre mentale Stärke.
  • Auch die europäische Bestenliste führt Mihambo mit sechs Zentimetern Vorsprung auf Europameisterin Ivana Vuleta an. Auf globaler Ebene sprang Brooke Buschkuehl einen Zentimeter weiter; die Australierin konnte diese Leistung jedoch bei der WM nicht wiederholen und wurde mit zwei Zentimetern Rückstand auf Bronzemedaillengewinnerin Leticia Oro Melo (Brasilien; 6,89 m) Fünfte.
  • 2021 übertraf keine deutsche Weitspringerin außer Malaika Mihambo 6,70 Meter. In diesem Jahr gelang das Helena Börner und Maryse Luzolo. Dadurch hat der Top-Drei-Schnitt den besten Wert seit 2016 erreicht.
  • Hinter der Weltmeisterin ist die deutsche Spitze dicht aneinandergerückt; nur 15 Zentimeter trennen in der deutschen Jahresbestenliste die Vierte und die Zehnte. Nachdem im Vorjahr 6,35 Meter zu einem Platz in den deutschen Top Ten ausreichten, waren 2022 6,48 Meter gefordert. Dementsprechend haben sich auch die Durchschnittswerte der Top Fünf und Top Ten im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich verbessert.
  • Sechs der zehn besten deutschen Weitspringerinnen dieses Jahres sind im 21. Jahrhundert geboren und gehörten damit 2022 noch der U23, im Fall von Helena Börner und Tabea Eitel sogar der U20 an.
  • Mit Tabea Eitel, Ratingen-Siegerin Sophie Weißenberg und der Hallenserin Lucie Kienast befinden sich drei Siebenkämpferinnen in den Top Ten.
  • Nach Bronze bei den Weltmeisterschaften 2019 und den Olympischen Spielen holte sich Nigerias Ese Brume diesmal WM-Silber hinter Malaika Mihambo. Sie knackte im Hayward Field ebenfalls die Sieben-Meter-Marke.
  • Die Medaillengewinnerinnen der Europameisterschaften waren dieselben wie 2016: Ivana Vuleta, die damals noch Spanovic hieß, Malaika Mihambo und Jazmin Sawyers (Großbritannien). In Amsterdam (Niederlande) hatte Sawyers noch vor Mihambo Silber errungen.

leichtathletik.TV-Clips:

Weitsprung

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Mittelstrecke Männer
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer

* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017

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