| Interview

Hendrik Pfeiffer: „Wir wollen eine neue Laufhochburg schaffen"

In 2:11:28 Stunden wurde Hendrik Pfeiffer am Sonntag beim Franfkurt-Marathon als bester Deutscher Siebter. Wir haben mit dem Deutschen Meister über das Rennen, sein neues Laufprojekt in Hannover und die Wettkampf-Planung für das kommende Jahr gesprochen.
Wolfram Marx/nw

Hendrik Pfeiffer, Sie sind als bester Deutscher Siebter beim Frankfurt-Marathon geworden, haben die angepeilte Bestzeit von unter 2:10 Minuten aber verpasst. Wie zufrieden sind Sie dennoch mit Ihrem Auftritt?

Hendrik Pfeiffer:
Die Form war da, eine Zeit von 2:09 Stunden war nicht unrealistisch. Ich bin mir sicher, dass ich die Zeit bei anderen Bedingungen, wenn es nicht so warm gewesen wäre, geschafft hätte. Der Organismus ist aber einfach so aufgebaut, dass man bei über 20 Grad einen Leistungsabfall hat. Da spielt es letztlich keine Rolle, wie fit man ist. Ich habe es drauf und die Zeit wird irgendwann später fallen. Ein siebter Platz in Frankfurt ist auf jeden Fall etwas, was man mal auf seiner Visitenkarte haben kann. Das ist ein gutes Ergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin.

Hat das Rennen mit den Tempomachern bis zu deren Ausstieg gut gepasst?

Hendrik Pfeiffer:
Die Tempomacher waren sehr gut. Die erste Hälfte lief optimal, es hat beim Halbmarathon genau gepasst und ich habe auch sehr gut mit Filimon Abraham zusammengearbeitet. Ich habe dann gemerkt, dass er rausfällt, bin aber weiter mein Rennen gelaufen und habe mich nicht umgedreht. In der zweiten Hälfte zwei Minuten langsamer zu sein, ist auch nicht schlecht. Vor allem konnte ich noch einige andere Läufer einsammeln, auch einige, deren Bestzeit bei 2:07 oder 2:08 steht. Die Rolle des Jägers hat sich gut angefühlt.

Wie haben Sie im Rennen reagiert, als klar war, dass Sie die 2:09 Stunden nicht mehr erreichen können?

Hendrik Pfeiffer:
Es hat mich nicht aus dem Konzept gebracht. Ich habe mein Rennen gut weiterlaufen können, ich hatte ja keinen Einbruch. Ich habe mich dann ganz zum Schluss noch gegen einen anderen Läufer im Sprint durchgesetzt. Das hat viel Spaß gemacht, denn ich bin ja nun kein so starker Läufer auf den Unterdistanzen. Das Einlaufen und das Ziel in der Festhallte waren klasse. Es ist eine tolle Atmosphäre, dafür hat es sich gelohnt.

Sie wollten am kommenden Wochenende ursprünglich in New York laufen, bekamen dort aber keinen Platz im Elitefeld. Angeboten wurde Ihnen ein Start in der ersten Welle der Breitensportler. Wie geht es jetzt weiter?

Hendrik Pfeiffer:
Ich fahre nach New York, ich lasse mir das nicht nehmen. Die Reise ist gebucht und ich möchte gerne dorthin. Es wird jetzt natürlich nur ein Jog werden, eine Woche nach Frankfurt habe ich dort keine sportlichen Ambitionen. Ich will die Stimmung mitnehmen, es genießen und auch die Leute auf Social Media teilhaben lassen. So kann ich ein paar Einblicke geben.

War Frankfurt dann letztlich nur der Ersatz?

Hendrik Pfeiffer:
Absolut nicht, Frankfurt war für mich kein Trostpflaster, ich wollte hier eine gute Zeit laufen. Es war einfach eine andere Herangehensweise. Hier ging es um die Zeit, in New York wäre es um die Platzierung auf einer schwierigen Strecke gegangen. Frankfurt war eine Chance, die einen anderen Charakter hat. Es war eine schnelle Option.

Blicken wir auf das kommende Jahr voraus. Steht die Wettkampf-Planung für 2023 schon?

Hendrik Pfeiffer:
In Hannover werde ich nächstes Jahr beim Halbmarathon im Einsatz sein. Ansonsten würde ich mir gerne den Traum von internationalen Rennen erfüllen und habe da auch schon konkrete Pläne. Wir sind derzeit in Gesprächen, allerdings kann ich erst Näheres bestätigen, wenn ich es schwarz auf weiß habe. Wichtig wird für mich im Hinblick auf die Norm für Paris [Olympische Spiele 2024] vor allem der Herbst sein. Neben einem attraktiven Frühjahrsmarathon wird es einen schnellen Herbstmarathon geben. Sicherlich werde ich im Februar oder März auch wieder ein Trainingslager in Kenia absolvieren. Ich habe ein unglaublich erfolgreiches Jahr hinter mir, deswegen gehe ich positiv ins neue Jahr.

Werden Sie auch Unterdistanzen angehen?

Hendrik Pfeiffer:
Da habe ich noch keine konkreten Pläne. Ich habe schon noch Ambitionen, mich auf den Unterdistanzen zu verbessern. Mittlerweile laufe ich meine 10-Kilometer-Bestzeit beim Halbmarathon ja fast durch. Da ist Bedarf etwas zu machen (lacht). Das werde ich weiterverfolgen, aber noch ist nichts konkret geplant. Ich plane meine Saison um die Marathons herum.

In der vergangenen Woche wurde Ihr Wechsel vom TV Wattenscheid 01 zum TK Hannover verkündet. Sie werden nach Hannover ziehen und dort zugleich auch Initiator eines neuen Laufprojekts des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes sein. Wie genau wird dieses Projekt aussehen?

Hendrik Pfeiffer:
Das Projekt ist bundesweit aufgestellt und darauf ausgerichtet, die besten Läufer nach Hannover zu holen. Wir wollen eine neue Laufhochburg schaffen, in der es Talente bis nach ganz oben schaffen. Natürlich stehe ich mit einer gewissen Sogwirkung da. Es ist attraktiv, mit einem etablierten Läufer zu trainieren, der schon mal bei Olympischen Spielen dabei war und seine Erfahrung weitergeben kann. Meine Rolle ist es also nicht nur Leistung zu erbringen, sondern auch aktiv zu gestalten. Das macht es für mich sehr reizvoll, da ich so auch meine anderen Fähigkeiten einbringen kann.

Wir werden versuchen, junge Talente, aber auch etablierte Straßenläufer nach Kräften anzuziehen. Egal, woher sie kommen. Wenn sie überzeugen und der Landestrainer und ich Potenzial sehen, geht es darum, ihnen eine sportliche Heimat in einer starken Läufer-Gruppe zu bieten. Davon haben wir in Deutschland viel zu wenige. Die Talente, die nach dem Abitur oft verlorengehen, können wir zu uns holen und ihnen garantieren, dass wir ein Top-Umfeld bieten. Ich werde meine Augen nach Talenten aufhalten. Durch unser Netzwerk und starke Wirtschaftspartner können wir bei jedem unserer Athleten individuell dafür sorgen, dass sie finanziell gut aufgestellt sind und sich für einen gewissen Zeitraum keine Sorgen machen müssen, um den Sport professionell auszuüben.

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