24.11.2022 | Disziplin-Check

DREISPRUNG FRAUEN | Neele Eckhardt-Noack fliegt weit wie nie, U23-Athletinnen schließen auf

Jan-Henner Reitze

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: der Dreisprung der Frauen.

Das ist passiert in 2022

So gut drauf wie in diesem Sommer war Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) noch nie. In Rhede sprang die 30-Jährige Ende Mai 14,31 Meter, steigerte ihre Freiluft-Bestleistung im Juni in Madrid auf 14,48 Meter und dann in der EM-Quali auf 14,53 Meter. Leider fehlten im Finale zwei Zentimeter zur Bronzemedaille, der weiteste Versuch einer starken Serie wurde mit 14,43 Metern vermessen. Das Münchner Publikum feierte die Athletin trotz der knapp verpassten Medaille.

In der Halle durfte Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) über ihren ersten deutschen Meistertitel jubeln, den die 26-Jährige mit ihrem ersten 14-Meter-Sprung krönte. Auch im Freien landete sie erstmals bei 14,00 Metern. Bei WM und EM wollte der Knoten aber noch nicht platzen. Ähnliches gilt für Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen), die ebenfalls 14,00 Meter als Saisonbestleistung in die Grube brachte. Nach ihrem Standortwechsel arbeitet die deutsche Rekordlerin weiterhin daran, wieder in Bereiche von 14,50 Metern zu springen.

Mit Kira Wittmann hat sich eine weitere Athletin der LG Göttingen der nationalen Spitze angenähert. 13,35 Meter, mit denen die 22-Jährige ins Jahr gestartet war, übertraf sie in nahezu jedem Wettkampf und steigerte sich bis auf 13,90 Meter beim Titelgewinn bei der U23-DM. Auch Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) konnte sich weiter bis auf 13,77 Meter verbessern und gehört im kommenden Jahr noch der U23-Klasse an. Beide könnten bald um Startplätze bei internationalen Meisterschaften der Frauenklasse mitkämpfen.

Starken Nachwuchs gibt es auch in der Altersklasse U20. Mit Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und Ruth Hildebrand (MTG Mannheim) übertrafen zwei Athletinnen die 13-Meter-Marke und lieferten bei der U20-WM in Cali (Kolumbien) Bestleistungen ab, die mit den Plätzen fünf und sechs belohnt wurden.

Internationale Erfolge

	Medaille	Finalplatzierung
Hallen-WM		12. Platz Neele Eckhardt-Noack
WM	–	–
EM	–	4. Platz Neele Eckhardt-Noack
U20-WM	–	5. Platz Anna Gräfin Keyserlingk 6. Platz Ruth Hildebrand
U18-EM	–	–
EYOF	–	5. Platz Edna Eze

Unser "Ass des Jahres"

Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen)

EM-Vierte
Deutsche Meisterin

Unser "Talent des Jahres"

Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen)

Fünfte U20-WM
Deutsche U20-Meisterin
Fünfte Hallen-DM

Die deutschen Top Ten 2021

Weite	Name	Jahrgang	Verein
14,53 m	Neele Eckhardt-Noack	1992	LG Göttingen
14,00 m	Jessie Maduka	1996	TV Wattenscheid 01
14,00 m	Kristin Gierisch	1990	TSV Bayer 04 Leverkusen
13,90 m	Kira Wittmann	2000	LG Göttingen
13,77 m	Caroline Joyeux	2001	LG Nord Berlin
13,65 m	Maria Purtsa	1995	LAC Erdgas Chemnitz
13,42 m	Mara Häusler	1999	1. LAV Rostock
13,37 m	Imke Daalmann	1999	TSV Bayer 04 Leverkusen
13,34 m	Sarah-Michelle Kudla	2002	SCC Berlin
13,26 m	Anna Gräfin Keyserlingk	2003	LAV Bayer Uerdingen/Dormagen

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Dreisprung Frauen

Jahr	Athletinnen > 14,10*	Schnitt Top 3	Schnitt Top 5	Schnitt Top 10
2005	–	13,66	13,49	13,28
2006	–	13,78	13,55	13,30
2007	–	13,60	13,48	13,30
2008	–	13,72	13,57	13,39
2009	1	14,02	13,87	13,68
2010	1	13,94	13,75	13,50
2011	1	13,97	13,72	13,33
2012	1	14,07	13,75	13,41
2013	1	13,82	13,62	13,40
2014	3	14,25	13,99	13,65
2015	2	14,03	13,75	13,42
2016	2	14,17	13,92	13,60
2017	2	14,15	13,88	13,46
2018	2	14,24	13,97	13,53
2019	2	14,23	13,89	13,49
2020	–	13,66	13,51	13,15
2021	3	14,16	13,99	13,65
2022	1	14,18	14,04	13,72

Entwicklung Jahresbestleistungen

Jahr	Deutschland	Europa	Diff	Welt	Diff
2005	13,93 (Otto)	15,11 (Lebedeva/RUS)	1,18	15,11 (Lebedeva/RUS)	1,18
2006	13,96 (Demut)	15,23 (Lebedeva/RUS)	1,27	15,23 (Lebedeva/RUS)	1,27
2007	14,09 (Demut)	15,14 (Lebedeva/RUS)	1,05	15,28 (Savigne/CUB)	1,19
2008	14,00 (Demut)	15,32 (Lebedeva/RUS)	1,32	15,39 (Mbango Etone/CMR)	1,39
2009	14,20 (Demut)	15,14 (Alekhina/RUS)	0,94	15,14 (Alekhina/RUS)	0,94
2010	14,31 (Demut)	15,25 (Rypakova/KAZ)	0,94	15,25 (Rypakova/KAZ)	0,94
2011	14,57 (Demut)	14,98 (Saladuha/UKR)	0,41	14,99 (Savigne/CUB; Ibargüen/COL)	0,42
2012	14,21 (Demut)	14,99 (Saladuha/UKR)	0,78	14,99 (Saladuha/UKR)	0,78
2013	14,12 (Elbe)	14,85 (Saladuha/UKR)	0,73	14,85 (Saladuha/UKR)	0,73
2014	14,31 (Gierisch)	14,89 (Koneva/RUS)	0,58	15,31 (Ibargüen/COL)	1,00
2015	14,38 (Gierisch)	15,04 (Koneva/RUS)	0,66	15,04 (Koneva/RUS)	0,66
2016	14,31 (Gierisch)	14,74 (Rypakova/KAZ)	0,43	15,17 (Ibargüen/COL)	0,86
2017	14,40 (Gierisch)	14,42 (Mamona/POR)	0,02	14,96 (Rojas/VEN)	0,56
2018	14,45 (Gierisch)	14,60 (Papahrístou/GRE)	0,15	14,96 (Ibargüen/COL)	0,51
2019	14,61 (Gierisch)	14,64 (Nidbaykina/RUS)	0,03	15,41 (Rojas/VEN)	0,80
2020	13,73 (Eckhardt)	14,38 (Petrova/BUL)	0,65	14,71 (Rojas/VEN)	0,98
2021	14,26 (Eckhardt-Noack)	15,01 (Mamona/POR)	0,75	15,67 (Rojas/VEN)	1,41
2022	14,53 (Eckhardt-Noack)	15,02 (Bekh-Romanchuk/UKR)	0,49	15,47 (Rojas/VEN)	1,96

Das fällt auf:

In der Breite ist das Niveau in Deutschland so hoch wie noch nie.
Silbermedaillengewinnerin Kristiina Mäkelä (Finnland; 14,64 m) und Bronzemedaillengewinnerin Hanna Minenko (Israel; 14,45 m) hatten im EM-Finale jeweils einen Versuch im Bereich ihrer Tagesbestweite, die viertplatzierte Neele Eckhardt-Noack landete gleich dreimal in einem ähnlichen Bereich (14,43 m; 14,40 m; 14,39 m).
Am Tag des EM-Finals sprang die bisher vor allem im Weitsprung erfolgreiche Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine; 15,02 m) in ihrer eigenen Liga, zumindest auf kontinentaler Ebene. Jeder ihrer vier gültigen Sprünge hätte Gold bedeutet.
Weltweit ist weiterhin Yulimar Rojas (Venezuela) eine Klasse für sich, die ihren eigenen Hallenweltrekord auf 15,74 Meter steigerte.