| Abschied

Zur Trauerfeier: Erinnerungen an Lidia Zentner

Mit ihrem Namen untrennbar verbunden ist der Masters-Sport, die stadionnahe Laufbewegung und ein besonderes Engagement als Trainerin und ehrenamtliche Athletenfürsprecherin auf Bundesebene. Ihren letzten Wettkampf gegen den heimtückischen Krebs hat sie verloren. Lidia Zentner ist verstorben. Am Rande einer ergreifenden Trauerfeier Ende vergangener Woche sprach www.leichtathletik.de mit ihren Kindern, Vereinskollegen und Leichtathletik-Verantwortlichen. Wegbegleiter erinnern sich.
David Deister

Raphael Zentner
Sohn

Meine Mutter hatte in den letzten viereinhalb Wochen gelitten, in den zwei Wochen davor gab es ein Auf und Ab. Sechseinhalb Wochen vor ihrem Tod, als eine Operation nach Feststellen des zweiten Rezidivs geplant war, habe ich auf ihren Wunsch hin noch Treppen-Intervalle mit ihr gemacht. Das war in der Nähe ihrer Wohnung am Hang zwischen zwei parallelen Straßen mit etwa 10 bis 15 Höhenmetern. Sie wollte so gezielt ihre Muskeln trainieren, um dem zu erwartenden Muskelabbau durch die Operation entgegenzuwirken. Fünf Tage vor ihrem Tod hatte ich sie ins Krankenhaus gebracht, weil man dort ihre Beschwerden lindern konnte. Sie war bereits körperlich ziemlich mitgenommen, aber wollte noch immer die zwei Stockwerke zur Station die Treppen nehmen statt mit dem Aufzug zu fahren.

Kevin Tepe
Mittelstreckenläufer bei der Gazelle Pforzheim/Königsbach

Der Tod von Lidia macht mich sehr traurig. Doch sie hat jedem Menschen gelehrt, dass man immer in Bewegung bleiben soll und dass man, auch wenn es mal nicht so gut läuft oder etwas ganz und gar nicht gut ist, weiter machen und sein Bestes geben soll. Über 6 Jahre habe ich bei ihr trainiert, ihr ganzes Können und viele Tipps und Tricks hat sie mir mitgegeben. Ich werde auf jeden Fall weiterlaufen, ich will gute Zeiten laufen und auch sie glücklich machen. Von Lidia habe ich viel gelernt, nicht nur was das Laufen angeht, auch darüber hinaus.

Anita Bayha-Zaiser
Vereinsmitglied Gazelle Pforzheim/Königsbach und Seniorenwartin im LV Württemberg

Lidia hat alles angeschoben und hat sich um alles gekümmert, nicht nur bei uns in der Gazelle Pforzheim. Vehement hat sie sich etwa für die 5.000 Meter als Deutsche Meisterschaftsdisziplin eingesetzt, in diesem Jahr leider erfolglos. Sie war eine liebe Freundin und eine interessante Gesprächspartnerin, mit ihr konnte ich eigentlich über alles diskutieren. Die Zuwendung Deutschlands zum Osten, auch das war ihr Thema. Sie war sehr geschichtsinteressiert, hat sich für die schrecklichen Ereignissen im Nationalsozialismus interessiert, mit dem Blick auf das Hier und Jetzt. Wer welchen Reisepass hat – das war ihr nie wichtig. Lidia ging es vor allem um den Zusammenhalt und die Europäische Völker-Gemeinschaft.

Sławomir Gajda
Stellvertretender Leiter der Abteilung für Kultur, Förderung und Sport des Rathauses von Częstochowa

Wir mussten zur Trauerfeier kommen – das waren wir ihr schuldig. So waren wir bei der letzten Reise unserer lieben Lidia dabei. Sie war wundervoll und unsere Freundschaft dauerte über 20 Jahre.

Margit Jungmann
ehemals Vorsitzende des Bundesausschuss Senioren und derzeit Präsidentin der WMA (World Masters Athletics)

Lidia Zentner hat mich in meinen Jahren als Vorsitzende im DLV Bundesausschuss Senioren begleitet, als herausragende Athletin, als persönliche Unterstützerin und als engagierte Sprecherin der Athleten. Auf meinen Wunsch hin hat sie sich damals bereit erklärt zu kandidieren und als Sprecherin die Interessen aller Athletinnen und Athleten zu vertreten. Wir waren uns in dieser Zeit menschlich, insbesondere von Frau zu Frau, sehr nahe und habe gute, intensive Gespräche geführt. Lidia hinterlässt in der Seniorenfamilie eine große Lücke, sie war eine außergewöhnliche Frau und eine herausragende Athletin, die immerhin noch zwei Weltrekorde innehat. Sie wird mir in ehrenvoller Erinnerung bleiben.

Sarah Zentner
Tochter

Ich bin deutlich jünger als meine beiden Brüder. Nach meiner Geburt hat Mama wieder verstärkt mit dem Laufen angefangen. Und irgendwie wurde das Stadion in Königsbach-Stein für mich zum Spielplatz. Die Sandgrube wurde zum Spielkasten und meine Mama konnte ihre Runden laufen und hat mich dabei immer im Blick gehabt. Meine Mama war einfach sehr empathisch, sehr mitfühlend, sehr liebevoll. Täglich haben wir miteinander telefoniert, auch ohne konkreten Anlass, und wenn es nur darum ging meine Stimme zu hören. Ich habe mich dadurch nie eingeengt gefühlt - der ständige Kontakt und Austausch mit meiner Mama haben für mich einfach dazugehört. Bei uns zuhause war es Jahr für Jahr polnische Tradition, dass zu Weihnachten auf dem abendlichen Essenstisch ein Gedeck für einen womöglich spontan anklopfenden Gast vorgesehen war. Dieses Ritual werden wir fortsetzen. Auch am kommenden Heiligabend werden wir wieder einen Platz am Tisch bereithalten, für unsere Mama.

Über Lidia Zentner: Laufend den Krebs bekämpfen

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