| Cross-EM

DLV-Erfolgsquintett: „Die Goldmedaille war ganz klar unser Ziel"

Das deutsche Frauen-Team hat sich am Sonntag bei der Cross-EM in Italien mit einem überragenden Rennen Mannschafts-Gold gesichert. Dazu kamen Silber und Bronze in der Einzelwertung für Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh. Mit Hanna Klein und Miriam Dattke schafften es zwei weitere Deutsche in die Top Sechs und auch Caterina Granz gehört nach ihrem 20. Platz zu den Top 20 des europäischen Crosslaufs. Wir haben mit dem DLV-Quintett über das historische starke Abschneiden gesprochen.
Wolfram Marx

Herzlichen Glückwunsch an Sie alle zu diesem starken Rennen und der überragenden Goldmedaille. Wie schätzen Sie Ihre einzelnen Läufe ein?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich bin froh über den Lauf und natürlich über die Medaillen. Ich bin hierhergekommen, um zu gewinnen. Ich bin dann direkt beim Start gestürzt, aber das hat mich nicht weiter behindert. Letztlich hätte ich im Rennen ein bisschen länger warten sollen, bis ich nach vorne gehe. Karoline Grovdal ist immer drangeblieben.

Alina Reh:
Es war hart, ich konnte meine Beine am Ende kaum noch heben. Aber ich bin total zufrieden, Bronze ist klasse. Den Berg hoch war es völlig okay, bergab bin ich mehr in Trippelschritten gelaufen. Auf den Flachstücken wollte ich Druck machen, was gut geklappt hat.

Hanna Klein:
Es war ein starkes Rennen für mich, ich bin zufrieden, auch wenn es so knapp nicht zu Bronze gereicht hat.

Miriam Dattke:
Ich bin positiv überrascht, ich habe mehr erreicht als ich erhofft hatte. Ich habe im Laufe des Rennens aufschließen können, das hat geholfen. Das hohe Tempo am Anfang bin ich nicht mehr gewohnt.

Caterina Granz:
Ich wollte gerne unter die ersten 15, aber die Top 20 sind jetzt okay. Insgesamt bin ich zufrieden. Die ersten zwei Kilometer waren gut, aber vielleicht bin ich zu schnell losgelaufen, ich bin halt eine Mittelstrecklerin. Aber ich bin stolz, dass ich es durchgezogen habe.

Die Strecke hatte ein anspruchsvolles Profil mit der Bergstrecke, der Passage durch das Schloss und dem Bergabschnitt durch den Wald, es gab matschigen Untergrund und einige scharfe Kurven. Wie sind Sie damit zurechtgekommen?

Caterina Granz:
Es war nicht mein Streckenprofil. Auf dem Berganstieg bildet sich Laktat, das nicht so schnell wieder absinkt. Der Berg war der Knackpunkt. Ich bin an sich gut am Berg und ich dachte, es könnte mir liegen, aber es war eine sehr lange Passage. Bergab lief es dann gut. Aber es war rutschiger als in den vorherigen Rennen und an einigen Stellen kam dann noch Gegenlicht dazu.

Miriam Dattke:
Die Strecke war die anspruchsvollste, die ich jemals gelaufen bin. Ich hatte Respekt vor dem Kurs und habe versucht, ihn vom Kopf auszuschalten. Bergab habe ich es rollen lassen, es hat aber weh getan und ich musste aufpassen wegen meines Rückens. Ich habe 2018 bei der EM in Tilburg den Schuh verloren, ohne Schuh hätte ich heute keine Chance gehabt.

Hanna Klein:

Der Berg war hart, bergab ist meine Stärke, da ging es dann gut, auch wenn die Beine insgesamt schon schwer waren. Auf den flachen Strecken konnte ich mich dann ein bisschen erholen.

Konstanze Klosterhalfen:
Es war eine harte Strecke. Als wir am Tag vorher zur Streckenbesichtigung hier waren, dachte ich nur, was ist das für ein anspruchsvoller Kurs. Als wir den Kurs abgegangen sind, habe ich geheult (lacht). Ich habe mich gefragt, wie komme ich denn da wieder raus. Aber dann habe ich mit meinem Trainer gesprochen und er hat mich beruhigt. Er meinte, ich solle es mir vorstellen und angehen wie einen Halbmarathon.

Alina Reh, Sie haben sich mit Hanna Klein diese unglaublich spannende und knappe Spurtentscheidung um den dritten Platz mit einem Foto-Finish geliefert. Dachten Sie, Sie könnten Platz drei halten?

Alina Reh:
Ich dachte nicht, dass ich schneller werde und es schaffen würde. Selbst im Ziel dachte ich, Hanna ist Dritte. Wir haben erst nicht gewusst, wer vorne war. Es tut mir leid, dass sie so knapp Vierte geworden ist, sie hätte es sich verdient. Es wäre so schön, wenn wir zwei Bronzemedaillen verliehen bekommen hätten.

Hanna Klein:
Es ist natürlich schade, dass es nicht gereicht hat. Einen Tick länger und ich hätte sie überholt, aber ich gönne es Alina ohne Einschränkungen. Wir sind so gute Freundinnen und zusammen eine starke Trainingsgruppe.

Sie waren in der Mannschaft die Favoritinnen. Was war Ihr Ziel und mit was haben Sie selbst gerechnet?

Alina Reh:
Die Goldmedaille war ganz klar unser Ziel. Wir haben alle internationale Erfahrung und sind cross-erfahren. Für mich selbst ging es um eine Position in den Top Ten. Ich wusste aber nicht, was möglich ist. Die Deutschen Meisterschaften waren gut, aber ich dachte, es war eine Eintagsfliege. Aber ich bin nun in Tübingen in dieser extrem starken Trainingsgruppe mit Hanna bei Isabelle Baumann. Der Schritt dorthin hat mir so viel gebracht. Wir ergänzen uns klasse von unseren Stärken, zeigen uns die Grenzen auf, helfen uns dadurch aber auch und ziehen uns gegenseitig.

Miriam Dattke:
Für die Mannschaft war es ein super Rennen. Es war so wichtig für die Mannschaft durchzulaufen. Wir waren alle im Sprint am Schluss so stark. Es ist wirklich krass. Als Sechste in einem solchen Feld bist du viertbeste Deutsche.

Miriam Dattke, wie war es für Sie als Marathonläuferin, nach dem starken Ergebnis bei der EM in München, wieder in den Cross zurückzukommen?

Miriam Dattke:
Es ist schon eine Umstellung, schon allein wegen der anderen Frequenz im Lauf. Eigentlich wollte ich dieses Jahr gar keinen Cross laufen, bin dann aber vor allem wegen der Mannschaft bei den Deutschen Meisterschaften gestartet. Dann lief es dort aber gut, ich war positiv überrascht und war zwiegespalten, ob ich bei der EM laufen soll. Naja, und es war richtig. Aber der Marathon liegt mir grundsätzlich am besten. Das Ergebnis von München motiviert mich sehr. Von den Drei, die vor mir waren, kann man sich schlagen lassen (lacht).

Welche Planungen gibt es denn nach diesem mehr als positiven Saisonabschluss für 2023? Steht die WM im Mittelpunkt oder werden Training und Saisonplanung auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris aufgebaut?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich habe es noch nicht durchgehend geplant. Ich laufe jetzt erst einmal einen Silvesterlauf über fünf Kilometer in Barcelona. Er ist aber nur eine Zwischenstation. Dann sehen wir weiter.

Miriam Dattke:
So ähnlich sieht es bei mir für die nächsten Wochen auch aus. Ich laufe den Silvesterlauf in Bozen. Das wird aber nichts Besonderes, ich laufe ihn aus dem Training heraus. Mein Hauptziel nächstes Jahr ist ein Herbstmarathon. Ich werde dann auch mal einen 10.000er laufen. Ich laufe gerne auf der Bahn, es macht Spaß. Das Ziel ist Paris 2024, die WM in Budapest nächstes Jahr ist für mich kein Thema.

Caterina Granz:
Ich werde den Fokus jetzt auf die Halle legen. Insgesamt bleiben die 1.500 Meter meine Hauptstrecke, aber ich werde auch mal 3.000 oder 5.000 Meter laufen. Für den Einstieg in die Saison möchte ich gerne ein Rennen über 5.000 Meter laufen. Zusätzlich zum Training kommt dann auch mal ein Straßenlauf über zehn Kilometer dazu.

Hanna Klein:
Mein Ziel nächstes Jahr ist die WM in Budapest. Sie ist für mich ganz wichtig, ich nehme 2023 sehr ernst. Ich lege mich aber noch nicht fest, ob es 1.500 oder 5.000 Meter werden. Ich laufe beide Strecken und trainiere und laufe zweigleisig. Ich habe dieses Jahr gemerkt, dass die lange Saison sehr gut ist, denn sie hat mir gezeigt, dass ich viel ertragen kann. Es ist eine große Lust, die ich fürs Laufen verspüre.

Vier Deutsche in den Top Sechs – Klosterhalfen und Reh feiern dreifachen DLV-Medaillenerfolg

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