| Jugend-Leichtathlet des Jahres 2022

Mika Sosna – Faire Konkurrenz verleiht der Scheibe Flügel

Ein Jahr der Superlative: Ein deutsches Diskus-Trio führte 2022 die Weltjahresbestenliste der U20 mit klarem Vorsprung an. Mika Sosna gelang mit 71,37 Metern gar ein U20-Weltrekord – der allerdings noch vom Weltverband ratifiziert werden muss. Für seine Erfolge hat ihn die Fachjury zu Deutschlands „Jugend-Leichtathleten des Jahres“ gekürt.
Svenja Sapper

„Ach was, das ist ja cool!“, freut sich Diskuswerfer Mika Sosna (TSG Bergedorf), als er am Telefon von der Ehrung erfährt. Trotz des U20-Weltrekordes* mit der 1,75-Kilo-Scheibe – die alte Marke des Ukrainers Mykyta Nesterenko von 2008 steigerte er um 1,24 Meter – bezeichnet der Hamburger 2022 im Rückblick als „durchwachsen“. Auf den Rekordwurf in Schönebeck wenige Tage vor seinem 19. Geburtstag im Juni folgte nämlich eine Adduktorenverletzung. Der Arzt verordnete eine Pause.

Leichter gesagt als getan, denn die nationale Konkurrenz war dem frischgebackenen Weltrekordhalter stets auf den Fersen. Allen voran Marius Karges aus Frankfurt, der sich mit 69,49 Metern auf Rang vier der ewigen U20-Weltbestenliste schob. Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) kam auf 67,27 Meter. Den 13 Jahre alten deutschen U20-Rekord von Gordon Wolf (66,45 m) übertraf das Trio im Kollektiv, Sosna und Karges gar mehrfach. Schon die Qualifikation für die U20-WM in Cali (Kolumbien), wo nur zwei deutsche Werfer starten durften, stellte eine Herausforderung dar.

Mitstreiter statt Rivalen

In Kolumbien behauptete sich letztlich Karges als U20-Weltmeister vor Sosna, der Silber gewann. „Das war ein kleines Tief“, meint der 19-Jährige. „Aber wenn man ein Tief hat und trotzdem Vize-Weltmeister wird, sagt das schon einiges aus.“ Gegönnt hat er den Titel seinem Teamkollegen, von dem er mit Hochachtung und Respekt spricht.

Sosna, Karges und Richter, die alle dem Jahrgang 2003 angehören, spornen sich gegenseitig zu Höchstleistungen an und verstehen sich dabei blendend. „Es profitiert jeder von jedem“, meint Sosna. Die Konkurrenz beflügelt. „Und das Schöne ist: Wir sind wirklich ein Team. Wir haben in jedem Trainingslager miteinander zu tun, haben extrem viel Spaß und supporten uns gegenseitig.“

Familiensache Wurf

Mika Sosnas Wurftalent kommt nicht von ungefähr. Seine Mutter, eine gebürtige Tschechin, war in ihrer Jugend selbst eine gute Werferin. Die Begabung reicht jedoch noch eine Generation weiter zurück: „Mein Opa Vaclav Sosna ist Senioren-Weltmeister im Diskuswurf“, erzählt der Enkel, der vor sieben Jahren mit dem Leichtathletiktraining begann.  

Seine zwei jüngeren Brüder stehen schon in den Startlöchern. Matti Sosna, 14 Jahre alt, weiß auch schon recht gut mit den Wurfgeräten umzugehen, Mika gestaltet sein Training mit. „Bei ihm wird es sich wohl zwischen Diskus und Speer entscheiden“, schätzt der ältere Bruder, der als Mentor fungiert, die Talente des jüngeren ein. Der Dritte im Bunde ist ebenfalls sportlich, ihn zieht es aber eher zum Rudern.

Sport mit all seinen Facetten

Als sich vor vier Jahren der Diskus als Lieblingsinstrument von Mika Sosna herauskristallisierte, verließ er den Hamburger SV und schloss sich der TSG Bergedorf im Süden Hamburgs an. Dort nahm den „einzigen Werfer Hamburgs“, wie Sosna sich selbst nennt, Juri Minor, ein früherer sowjetischer Zehnkämpfer, unter seine Fittiche. An seiner Disziplin liebt er besonders die Vielfalt im Training, das Sprünge, Sprints, Kraft und Würfe vereint. Über die Jahre hat er zahlreiche Videos einstiger Weltklasse-Werfer genau studiert, ihre Technik analysiert. Sein Vorbild: Robert Harting, Olympiasieger 2012.

Auch privat widmet sich Sosna zurzeit dem Sport: Der Hamburger startete nach seinem Abitur in einen Bundesfreiwilligendienst bei der TSG Bergedorf. Dort ist er vornehmlich an der Vermarktung des Klubs, etwa durch Plakat-Design, beteiligt. Anschließend möchte sich der Youngster der Sportfördergruppe der Bundeswehr anschließen und dies mit einem Studium verbinden.

In sportlicher Hinsicht steht der Übergang in die U23-Klasse bevor – und damit auch der Wechsel zum Zwei-Kilo-Diskus, mit dem der 19-Jährige letztes Jahr bereits knapp 62 Meter erzielt hat. Mika Sosna freut sich auf das Kräftemessen mit der Elite der Aktiven. Es mutet fast seltsam an, aus dem Mund eines U20-Weltrekordlers zu hören, dass ihm die 1,75-Kilo-Scheibe eigentlich gar nicht liegt. Sein Ziel für 2023 formuliert er bescheiden: „Erst einmal die Teilnahme an der U23-EM in Espoo. Dann sehen wir weiter.“ Drei Startplätze stehen in Finnland pro Nation zur Verfügung. Das Werfer-Trio kann also gemeinsam für Furore sorgen. 

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*vorbehaltlich Ratifizierung

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