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Mit Dubai kehrt auch der letzte Weltklasse-Marathon nach der Corona-Krise zurück

Neue Strecke, neuer Renntag, neuer Hauptsponsor: Beim Dubai-Marathon am Sonntag ist nach langer Corona-Pause vieles anders. Was bleibt: ein hohes Preisgeld für die Sieger und die aus Äthiopien stammenden Favoriten.
Jörg Wenig

Mit Dubai meldet sich am Sonntag auch der letzte Weltklasse-Marathon nach der Corona-Krise zurück. Gut drei Jahre hat es gedauert, bis nun in dem Wüsten-Emirat wieder gelaufen wird. Für das Comeback mussten die Veranstalter einige Hindernisse überwinden, denn während der Pandemie ging unter anderem der Titelsponsor verloren und ganz kurzfristig musste auch eine komplett neue Strecke ausgearbeitet werden. Start und Ziel befinden sich jetzt auf dem Gelände der Weltausstellung (Dubai Expo 2020). Schließlich findet der 22. Dubai-Marathon auch noch an einem anderen Wochentag statt. Aufgrund der Anpassung an den westlichen Wochenrhythmus ist inzwischen auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht mehr der Freitag sondern der Sonntag der Ruhetag in der Woche.  

„Wie viele andere bedeutende Rennen hatten auch wir große Herausforderungen, bevor wir nun wieder starten können. Das ist für uns jetzt ein Neu-Anfang“, sagt der aus Irland stammende Race-Direktor Peter Connerton, der das Preisgeld aber nur relativ moderat reduzierte. Statt wie zuletzt 100.000 erhalten die beiden Sieger am Sonntag nun 80.000 US-Dollar. Das ist weiterhin sehr hoch im internationalen Vergleich, obwohl es in früheren Zeiten auch schon bis zu 250.000 US-Dollar waren. Das Rennen beginnt am Sonntag um 6 Uhr Ortszeit (3 Uhr deutscher Zeit) und ist live im Internet zu sehen. Ein Link zum Live-Stream wird auf der Website integriert.

Tsegaye Mekonnen kehrt zurück nach Dubai

Während einiges anders ist in Dubai gilt dies nicht für die Zusammensetzung des Spitzenfeldes. Zwar stehen weniger Eliteläufer auf der Startliste, doch auch die 22. Auflage am Sonntag wird von Äthiopiern dominiert sein. Der Dubai-Marathon könnte ohne weiteres als äthiopische Meisterschaft gelten. Im Favoritenfeld findet sich bei Männern und Frauen nach der Absage eines Kenianers nur noch ein Athlet, der nicht für Äthiopien startet: Es ist der Norweger Weldu Negash Gebretsadik. Aber auch er stammt ursprünglich aus Äthiopien.

Angeführt wird die Startliste von einem Läufer, der in Dubai bei seinem Debüt 2014 für Furore sorgte: Der damals 18-jährige Tsegaye Mekonnen gewann sensationell das Rennen und lief mit 2:04:32 Stunden einen inoffiziellen Junioren-Weltrekord, der bis heute nicht unterboten wurde (der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics führt für Junioren keine offiziellen Marathon-Rekorde). Zwei Jahre später wurde Tsegaye Mekonnen in Dubai Dritter mit 2:04:36 Stunden, und 2017 gewann er den Hamburg-Marathon in 2:07:26 Stunden. Doch immer wieder stoppten den inzwischen 27-Jährigen Verletzungen. Auch bei seinem letzten Marathon im Oktober in München kam er nicht ins Ziel.

Kein klarer Favorit

Mit Abera Kuma (Bestzeit: 2:05:50 h) und Gebru Redahgne (2:05:58 h) stehen zwei Äthiopier auf der Startliste, die bereits unter 2:06 Stunden gelaufen sind. Doch auch sie zeigten in ihren letzten Rennen keine Bestform. Anders ist dies bei Gebretsadik Abraha und Fikre Bekele, die ihre Herbst-Marathonrennen 2022 jeweils mit Bestzeiten gewannen. Abraha siegte in Lubljana mit 2:06:09 Stunden und Bekele in Linz mit einem Streckenrekord von 2:06:13 Stunden. Fikre Bekele hatte im vergangenen Jahr auch den Rom-Marathon mit einem Kursrekord von 2:06:48 Stunden gewonnen und war 2019 der Sieger des Mainova Frankfurt-Marathons (2:07:08 h).

Es ist durchaus möglich, dass die Frauen am Sonntag in Dubai die vergleichsweise besseren Leistungen erzielen. Denn acht Läuferinnen gehen mit Bestzeiten von unter 2:23 Stunden an den Start. Angeführt wird das Feld von Ruti Aga. Die Äthiopierin lief in Berlin 2018 als Zweite die Weltklassezeit von 2:18:34 Stunden. Im vergangen Oktober war sie Vierte in Chicago mit 2:21:41 Stunden. Mit Gutemi Shone Imana kommt eine Läuferin nach Dubai zurück, die bei der letzten Auflage des Rennens Zweite war. Sie lief damals ihren nach wie vor gültigen persönlichen Rekord von 2:20:11 Stunden.

Siranesh Yirga mit bislang weißer Marathon-Weste

Während Gelete Burka (Bestzeit: 2:20:45 h) eine Läuferin mit sehr viel Erfahrung ist, gehört Siranesh Yirga zu den bereits erfolgreichen Youngstern. Die 22-jährige Äthiopierin lief 2022 ihre ersten drei Marathonrennen und ist ungeschlagen über die 42,195 Kilometer. Nach Siegen in Lagos (Nigeria) und Madrid steigerte sie sich in Ljubljana im Herbst bereits auf 2:21:08 Stunden. Es sind einige Läuferinnen am Start, die am Sonntag versuchen werden, die 2:20-Stunden-Barriere zu unterbieten.

„Es gab in Dubai immer wieder Überraschung von Debütanten und so gut wie unbekannten Athleten. Es ist durchaus möglich, dass dies am Sonntag wieder passiert. Wir wollen ein Rennen produzieren an das man sich erinnert“, sagt Peter Connerton.

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