| Hallen-EM 2023

Istanbul Tag 2 | Sara Gambetta packt den Silber-Stoß aus

Sie war schon oft nahe dran an der internationalen Spitze. Am Freitag durfte sie endlich ihre erste internationale Medaille in der Aktivenklasse bejubeln. Mit starken 18,83 Metern holte Sara Gambetta bei der Hallen-EM in Istanbul Silber im Kugelstoßen.
Silke Bernhart

Der achte Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) war der erste Fingerzeig, dass Sara Gambetta (SV Halle) auf dem richtigen Weg ist. Am Freitag konnte sie das nach mehreren internationalen Top-Acht-Platzierungen auch mit einer Medaille untermauern: Im fünften Versuch der Hallen-EM gelang der Befreiungsschlag und die 29-Jährige zog mit Saison-Bestleistung von 18,83 Metern vor von Platz fünf auf den Silberrang, den sie bis zum Ende des Wettbewerbs nicht mehr abgab. Gold ging an Hallen-Weltmeisterin Auriol Dongmo (Portugal; 19,76 m), Bronze an die Schwedin Fanny Roos (18,42 m).

Es war nicht die erste internationale Silbermedaille für Sara Gambetta. Aber jene, die für sie wohl die größte Bedeutung hat. Denn sie unterstrich, dass sie als Kugelstoßerin zu den Allerbesten gehört. Ihr Stern war einst im Siebenkampf aufgegangen, schon 13 Jahre zuvor mit Silber bei der U20-WM, gefolgt im Jahr drauf mit Silber bei der U20-EM. Nach einem Verletzungsjahr folgte Schritt für Schritt der Wechsel zum Kugelstoßen, der kurz darauf mit Bronze bei der U23-EM erste Früchte trug. Nun also, fast acht Jahre später, ist Sara Gambetta ganz oben angekommen im Kreis der Top-Kugelstoßerinnen.

Das Potenzial dafür hat auch Julia Ritter (TV Wattenscheid 01), als U18-Welt- und U20-Europameisterin konnte sie das schon früh zeigen. Nachdem sie die Qualifikation der Hallen-EM am Donnerstag noch mit Saison-Bestweite von 18,05 Metern freudestrahlend gemeistert hatte, war das Finale am Freitag nicht ganz nach ihrem Geschmack: 17,89 Meter, Platz acht. Noch ist ein wenig Geduld gefragt, bis auch in der Frauen-Konkurrenz der Schritt bis ganz nach vorne greifbar ist – Sara Gambetta hat gezeigt, wie sich diese Geduld auszahlen kann.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Sara Gambetta (SV Halle):
Ich kann das noch gar nicht so richtig fassen. Auch der Stoß, der so weit war, hat sich gar nicht so angefühlt, ehrlich gesagt. Aber ich habe mich heute schon richtig gut eingestoßen und habe mich echt geärgert, positiv geärgert, dass die anderen Stöße nicht so gut waren. Ich habe gemerkt: Da geht heute was. Ich bin die ganze Zeit hin und her gegeistert und habe gesagt: Sara, das ist heute dein Tag. Du nimmst dir das heute! Ich habe das gemacht, was ich mit Tanja Damaske [DLV-Teampsychologin] besprochen habe. Es sind immer so kleine Sachen, die ich mir vorsage: "Vorne tief und dann wegballern", das ist mein Spruch, bevor ich in den Ring steige. Im fünften Versuch hat es geklappt. Ich habe mir auch vorher gesagt: Sara, den holst du dir jetzt! Es ist immer ein Traum von einem Athleten, internationale Medaillen zu holen bei den Erwachsenen. Ich kenne das von den Jugendmeisterschaften und der U23. Und irgendwie habe ich das Gefühl, ich werde jetzt für diese Entscheidung belohnt, zum Kugelstoßen gegangen zu sein. Das macht mich froh und stolz. Wer Anteil an diesem Erfolg hat? Zu allererst natürlich meine Frau, die mir immer den Rücken freihält, meine Familie, die immer an mich glaubt. Meine Trainingsgruppe, Kathi [Maisch] hat auch großen Anteil daran, wir sind immer auf einem Zimmer zusammen und quatschen viel, und auch mein neuer Trainer [Sven Lang]. Alles, wofür mein alter Trainer [René Sack] den Weg geebnet hat, hat er jetzt aufgebaut, die technischen Feinheiten, an denen wir im Winter gearbeitet haben, haben gerade im letzten Versuch gefruchtet. Ich freue mich einfach auf den Sommer!

Julia Ritter (TV Wattenscheid 01):
Das waren wieder die alten Muster dieser Saison, leider. Ich habe mich schon beim Einstoßen ein bisschen verloren. Und irgendwie habe ich mir selber Druck gemacht, weil es ja in der Quali geklappt, und da dachte ich: Das klappt jetzt auch weiter. Aber da ich in dieser Saison nicht gut reinkam, habe ich richtig gemerkt, dass der Kampfgeist, den ich letzte Saison und auch in den Jahren zuvor hatte, noch nicht wieder da ist. 17,89 Meter sind nicht das, was ich haben wollte. Aber ich bin nach dieser nicht so guten Saison Achte geworden, und das ist mega. Ich freue mich wirklich für Sara, das ist wirklich unglaublich, da habe ich auch ein Tränchen verdrückt.

Hallen-EM 2023 Istanbul

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