| Straßenlauf

Filimon Abraham feiert in Barcelona phänomenales Marathon-Debüt

Kein DLV-Athlet war bei seinem ersten vollendeten Marathon je schneller: Filimon Abraham ist am Sonntag in Barcelona mit einer Zeit von 2:08:22 Stunden auf Anhieb in die europäische Spitze gestürmt.
Silke Bernhart

Seine ersten Erfolge feierte er im Berg- und Trail-Lauf. Es folgten Nationalmannschafts-Einsätze bei Cross-Europameisterschaften sowie über 10.000 Meter auf der Bahn im Jahr 2022 bei der Heim-EM in München. Jetzt hat Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) seine ganze Klasse auch auf der Straße unter Beweis gestellt: Beim Barcelona-Marathon (Spanien) gelang ihm am Sonntag in 2:08:22 Stunden ein herausragendes Marathon-Debüt, das in einem Weltklasse-Feld auf Platz zehn endete.

Der 30-Jährige hatte von Beginn an ein schnelles Tempo angeschlagen, mit einem Kilometer-Schnitt unter 3:00 Minuten auf den ersten zehn Kilometern, sodass schon die Durchgangszeit beim Halbmarathon auf ein pfeilschnelles Endresultat hindeutete: In 63:16 Minuten fehlten ihm da nur 36 Sekunden zu seiner Halbmarathon-Bestzeit. Zwar wurde die zweite Rennhälfte in 65:06 Minuten etwas langsamer, dennoch hatte er sich das Rennen sehr gut eingeteilt und konnte sich noch von Platz 24 bis auf einen Top-Ten-Platz nach vorne arbeiten. Einziger Wermustropfen: Die Norm für die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich), die World Athletics bei 2:08:10 Stunden angesetzt hat, verfehlte er knapp.

Nur Amanal Petros vor ihm

Filimon Abraham war 2014 aus Eritrea über das Mittelmeer nach Deutschland geflohen und besitzt seit 2020 die deutsche Staatsbürgerschaft. Neben einer Ausbildung zum Schreiner und einer anschließenden Teilzeit-Stelle investierte er in seiner neuen Heimat mehr und mehr Zeit ins Laufen – eine Leidenschaft, die für ihn in Eritrea noch nicht ganz an erster Stelle stand. Nun also hat sie ihn im Marathon auf Anhieb hinter dem Deutschen Rekordler Amanal Petros (2:06:27 h) auf Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste katapultiert, elf Sekunden vor dem vorherigen Rekordler Arne Gabius und 27 Sekunden vor Europameister Richard Ringer. Mehr zur Geschichte von Filimon Abraham lesen Sie hier.

"Ich bin absolut zufrieden, und ich freue mich, dass es endlich geklappt hat", erklärte Filimon Abraham. Denn bei seinen voherigen Marathon-Starts in Hamburg und Frankfurt war er 2022 nicht ins Ziel gekommen. "Da hat es gesundheitlich nicht gepasst. Jetzt bin ich froh, dass ich ins Ziel gekommen bin. Aber überrascht bin ich von der Zeit nicht. Ich trainiere seit zwei Jahren sehr hart dafür und habe mich zuletzt etwa acht Wochen im Höhentrainingslager in Eritrea vorbereitet."

Training bei Thomas Dreißigacker

Die Pläne für das starke Marathon-Debüt stammen vom einstigen Leitenden Bundestrainer Lauf Thomas Dreißigacker, der zuletzt zum Beispiel auch Mittelstreckler Robert Farken (SC DHfK Leipzig) zu Spitzenzeiten gecoacht hat. "Nach Kilometer 30 ist der Pacemaker raus, da waren wir noch zu dritt. Bis Kilometer 34 ging es sogar noch in Richtung deutscher Rekord", blickte Filimon Abraham auf das Rennen zurück. "Dann musste ich ein bisschen bremsen und wollte nichts riskieren. Aber ich weiß, dass ich noch schneller hätte sein können."

"Filimon ist unfassbar talentiert, er hat ja erst in Deutschland richtig mit dem Laufen angefangen", erklärt Thomas Dreißigacker. "Anfangs hat er viel am Berg trainiert und auch dadurch ein sehr starkes Grundlagen-Level. Seit zwei Jahren betreue ich ihn, da ging es dann darum, das Training sinnvoll zu steuern. Im Crosslauf und über 10.000 Meter ist das schon gut gelungen, im Marathon bisher noch nicht, auch aus gesundheitlichen Gründen. Aber jetzt hat er sehr gut trainiert und alle Hinweise gut aufgenommen. Ich denke, das war heute noch nicht das Ende der Fahnenstange."

Der Sieg ging in Barcelona in 2:05:06 Stunden an den gebürtigen Kenianer Marius Kimutai, der für Bahrain startet. Mit seiner Zeit setzte er sich vorerst auf Platz zwei der Weltjahres-Bestenliste. Die schnellste Frau blieb am Sonntag unter der 2:20-Stunden-Marke: Zeineba Yimer Worku triumphierte in 2:19:44 Stunden und führte dabei eine Gruppe von sechs Äthiopierinnen an, die in die Top Acht liefen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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