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Monika Zapalska – Im 19. DM-Finale endlich Gold

Zehn Athletinnen und Athleten, die noch nie einen Titel bei Deutschen Hallenmeisterschaften gewonnen haben, standen Ende Februar in Dortmund ganz oben auf dem nationalen Podium. Einige von ihnen sind schon länger Teil der DLV-Spitze, die meisten dagegen neue Gesichter. Wir stellen sie vor. Heute: Hürdensprinterin Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01).
Jan-Henner Reitze

Monika Zapalska
TV Wattenscheid 01

Bestleistungen: 

60 Meter Hürden: 8,10 sec (2023)
100 Meter Hürden: 13,13 sec (2022)

Erfolge:

Silber Europäische Jugendspiele 2011
Vierte Europäische Jugendspiele 2011 (Staffel)
Siebte U20-EM 2013
Deutsche Hallen-Meisterin 2023

Bis zum Jahr 2016 entwickelte sich die Karriere von Hürdensprinterin Monika Zapalska stetig weiter. Nach ersten Erfolgen in der Jugend hatte die damals 22-Jährige beim TV Wattenscheid 01 und Trainer Slawomir Filipowski ein professionelles Umfeld gesucht. Dort steigerte sie ihre Bestzeit über 100 Meter Hürden bis auf 13,21 Sekunden. Auch erste internationale Erfolge auf Nachwuchsebene inklusive Silber bei den Europäischen Jugendspielen versprachen früh den möglichen Anschluss an die Spitze.

Doch dann geriet die Entwicklung ins Stocken. Die Trainingsleistungen waren vielversprechend. Aber sobald im Wettkampf der Startschuss fiel, war die Hürdensprinterin wie blockiert. Die Saisonbestzeiten stagnierten. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten kamen auf. Doch auch dank der Unterstützung ihrer Eltern gab die Wattenscheiderin, die seit dem Jahr 2014 kein DM-Finale verpasst hat, nicht auf und suchte mit dem Trainerwechsel zu Thomas Prange neue Impulse.

Stück für Stück kam die  Bestform wieder näher, bis 2022 nach sechs Jahren endlich wieder die Freiluft-Bestzeit fiel. In der zurückliegenden Hallensaison dann der nächste Lohn für jahrelangen Durchhaltewillen: In ihrem 19. DM-Finale nacheinander stürmte die 28-Jährige in Dortmund zu ihrem ersten Einzel-Gold auf nationaler Ebene. Der Titel ist vor allem durch dazugewonnenes Selbstbewusstsein zu erklären. „Ich bin mental stärker geworden und schaffe es, meine Rennen mit Tunnelblick zu absolvieren“, erzählt die 28-Jährige. Das lang gehegte Ziel ist wieder in greifbare Nähe gerückt: Die 100 Meter Hürden unter 13 Sekunden zu sprinten.

Frühe Erfolge bis hin zu Silber beim Europäischen Olympischen Jugendfestival

Schon in ihrer Kindheit in Polen hat Monika Zapalska Leichtathletik betrieben. Nachdem sie im Alter von elf Jahren mit ihren Eltern nach Ratingen zog, stand sportlich allerdings erst einmal Tennis im Mittelpunkt. Ein eher kostenintensiver Sport – deshalb probierte es die damalige Schülerin beim TuS Lintorf wieder mit der Leichtathletik, zuerst unter Trainer Klaus Wolter, dann bei Silvio Zein.

Die junge Athletin gehörte mit ihren ersten Wettkampf-Starts zur nationalen Spitze ihres Jahrgangs. Das größte Talent lag in den Sprint- und Sprungdisziplinen. Im Jahr 2008 war sie zum Beispiel über 100 Meter Fünfte (12,42 sec) in der DLV-Bestenliste der Altersklasse W14. Ein Jahr später folgten Silber bei den Deutschen Schülermeisterschaften im Blockmehrkampf Sprint/Sprung in Bad Oeynhausen und starke Bestleistungen über 80 Meter Hürden (11,51 sec) oder im Weitsprung (5,73 m).

„Es hat mir Spaß gemacht, und klar: Die Erfolge waren auch eine Motivation weiterzumachen“, erinnert sich die heutige Leistungssportlerin. Der überraschende Titelgewinn bei der Jugend-DM 2010 in Ulm über 100 Meter Hürden (13,61 sec) der U18 weckte endgültig die Perspektive, dass der Sport mehr werden könnte als ein Hobby. Bestärkt wurde dieses Gefühl durch den ersten Einsatz im Nationaltrikot ein Jahr später. Beim Europäischen Olympischen Jugendfestival in Trabzon (Türkei) holte die damalige U18-Athletin die Silbermedaille (13,52 sec).

Auch die U20-Jahre brachten weitere Medaillen bei Deutschen Jugendmeisterschaften sowie mit Rang sieben (13,85 sec) bei der U20-EM in Rieti (Italien) den nächsten internationalen Finaleinzug. Ohne dass sich an ihrem Trainingsumfeld bei Silvio Zein in Ratingen etwas änderte, startete die Nachwuchsathletin in den Jahren 2013 und 2014 für den ART Düsseldorf. In ihrem ersten U23-Jahr steigerte sie ihre Bestzeit bis auf 13,49 Sekunden und erreichte in der Halle und im Freien jeweils das DM-Finale in der Frauenklasse. Seitdem hat kein Endlauf im Hürdensprint der Frauen bei Deutschen Meisterschaften ohne Monika Zapalska stattgefunden – eine bemerkenswerte Serie, die nunmehr neuneinhalb Jahre lang andauert.

Erst weitere Fortschritte, dann Stillstand

Um den Durchbruch in die internationale Klasse zu schaffen, wechselte die Hürdensprinterin im Herbst 2014 zum TV Wattenscheid 01 und zog nach Bochum. Das professionelle Umfeld inklusive umfangreicher Trainingsanlagen und medizinischer Betreuung sowie der Expertise von Hürdentrainer Slawomir Filipowski sollte den Weg zu einer Zeit unter 13 Sekunden ebnen. Und die Zusammenarbeit startete erfolgreich. Die Bestzeit fiel weiterhin regelmäßig. 2015 gelang die Qualifikation für die U23-EM in Tallinn (Estland). Am Ende des Jahres 2016 standen die Bestzeiten über 60 Meter Hürden bei 8,11 Sekunden und über 100 Meter Hürden bei 13,21 Sekunden.

Doch dort sollten sie erst einmal über Jahre stehen bleiben, denn plötzlich ging es nicht mehr vorwärts. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Vielleicht war das Training zu viel. Hauptsächlich war es aber wohl der Kopf, es war wie eine Blockade“, erzählt die 28-Jährige. „Auch anderen Trainern ist aufgefallen, dass ich zum Beispiel beim Aufwärmen für einen Wettkampf besser gelaufen bin als später im Rennen.“ Wenn es ernst wurde, machten sich Zweifel und Unsicherheit breit. „Ich habe zu viel nachgedacht, statt einfach zu machen.“ So kam es nicht zur Verbesserung um die entscheidenden Zehntel für den Anschluss an die internationale Spitze. Im Gegenteil, über Jahre wurden die Zeiten eher ein paar Zehntel langsamer.

„Ich habe gespürt, dass mehr in mir steckt, konnte das aber nicht zeigen. Das war eine schwierige Zeit, in der ich auch daran gedacht habe, mit der Leichtathletik aufzuhören. Es hat keinen Spaß mehr gemacht“, berichtet die Athletin. „Vor allem meine Eltern haben mich bestärkt, es weiter zu versuchen und an mich zu glauben. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“ Gleichzeitig wuchs immer mehr das Bewusstsein: Mit dem bisherigen Trainingssystem würde sie nicht weiterkommen.  

Wechsel zu Thomas Prange

Um wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden, entschloss sich Monika Zapalska im Herbst 2019 zu einem sportlichen Neuanfang. Sie wechselte zum LC Paderborn und Trainer Thomas Prange, der bis heute für die Trainingsplanung zuständig ist. Ihrem Wohnort Bochum blieb die Studienabsolventin im Fach Sport und Fitness treu. Vor allem um an der Sprinttechnik zu arbeiten, fährt sie regelmäßig zum Training nach Paderborn.

Es dauerte etwas, bis die Umstellung Früchte trug. Neben Einheiten auf der Bahn und im Kraftraum beschäftigte sich die Athletin zunehmend mit den Anforderungen, die ein Wettkampf auf mentaler Ebene mit sich bringt. „Ich habe Bücher gelesen und ausprobiert, was für mich funktioniert. Ich bin jetzt mehr auf mich fokussiert und im Wettkampf zuversichtlicher, dass ich meine Leistung abrufen kann.“ Langsam bewegte sich wieder etwas in die richtige Richtung, Spaß und Zufriedenheit kehrten zurück, genauso die Überzeugung, im Training auf dem richtigen Weg zu sein.

2022 fiel dann endlich wieder die Bestzeit über 100 Meter Hürden. In La Chaux-de-Fonds (Schweiz) und später in Ninove (Belgien) blieb die Uhr jeweils bei 13,13 Sekunden stehen. In fünf weiteren Rennen stand am Ende eine Zeit von 13,30 Sekunden oder schneller. Eine Saison auf neuem Niveau, die auch mit der Qualifikation für die Hallen-WM in Belgrad (Serbien) und die Heim-EM in München belohnt wurde. Mit zweimal DM-Silber wollte es allerdings noch immer nicht mit dem ersten nationalen Titel klappen.

19. DM-Finale nacheinander bringt endlich Gold

Das Trainingskonzept von Thomas Prange hat sich inzwischen eingespielt. Um die Hürdenüberquerung zu verfeinern, absolviert Monika Zapalska Technik-Einheiten inzwischen auch wieder bei Slawomir Filipowski und startet auch wieder für den TV Wattenscheid 01. Und so war es im Februar in Dortmund endlich so weit: Zum 19. Mal nacheinander stand die 28-Jährige im DM-Endlauf, und diesmal war keine Konkurrentin schneller. In 8,10 Sekunden fiel auch endlich die knapp sieben Jahre alte Bestzeit über 60 Meter Hürden.

Dieser Erfolg stärkt noch einmal das dazugewonnene Selbstbewusstsein und motiviert, die kontinuierliche Arbeit fortzusetzen. „Im Sommer warten zehn Hürden, das ist etwas anderes als fünf“, blickt die Deutsche Hallenmeisterin voraus. „Um endlich die 13 Sekunden zu knacken, arbeiten wir vor allem an der Hürdentechnik, aber auch an der Kraft und Schnelligkeit. Diese Marke zu unterbieten ist schon lange mein Ziel. Ich habe noch immer das Gefühl, dass ich mehr kann und hoffe, dass der Knoten endlich platzt.“

Video-Interview: Monika Zapalska: "Mein Ziel war es, die erste Goldmedaille endlich zu knacken"
Video: Monika Zapalska endlich Deutsche Meisterin über 60 Meter Hürden

Das sagt Bundestrainer Sebastian Bayer:

Ich habe mich für Monika sehr gefreut, dass sie bei der Hallen-DM nach so langer Zeit ganz oben aufs Treppchen gelaufen ist. Sie beweist, dass auch nach einer Durststrecke wieder Steigerungen möglich sind und sich Geduld und hartes Training lohnen. Mit ihren Teilnahmen bei der Hallen-WM in Belgrad, der EM in München und der Hallen-EM in Istanbul hat Monika dafür gesorgt, dass die deutschen Farben im Hürdensprint nach sehr starken Jahren weiter vertreten waren. Wenn sie ihre konzentrierte Arbeit weiterführt, ist im Sommer eine Bestzeit möglich. Ich traue ihr Zeiten um 13 Sekunden und darunter zu.

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