| Berliner Halbmarathon

Samuel Fitwi triumphiert im deutschen Dreikampf – Landesrekord für Eilish McColgan

Auf den Straßen Berlins war am Sonntag zum Generali Berliner Halbmarathon erneut die Weltelite des Laufsports zu Gast. In ebenso hochklassigen wie spannenden Rennen gingen die Siege nach Kenia und Großbritannien. Aus deutscher Sicht überragte Samuel Fitwi, der einen deutschen Dreikampf für sich entschied.
Silke Bernhart

Video-Beitrag zum Rennen auf YouTube

Die Siegerin des Generali Berliner Halbmarathons 2023 heißt Eilish McColgan. Die Britin, die in der deutschen Hauptstadt 2018 mit EM-Silber über 5.000 Meter ihren ersten großen Erfolg gefeiert hatte, konnte am Sonntag die nächste Spitzenzeit auf die Straßen bringen: Mit einer cleveren Renn-Einteilung, bei der sie zunächst die Äthiopierin Tsigie Gebreselama ziehen ließ, brachte sie ein gleichmäßig hohes Tempo nach 1:05:43 Stunden bis über die Ziellinie. Ihrer stärksten Konkurrentin nahm sie auf dem letzten Renndrittel noch satte 30 Sekunden ab. Es war neuer britischer Rekord und die viertbeste Halbmarathon-Zeit einer Europäerin in der Geschichte.

Die beste Zeit einer deutschen Läuferin ging auf das Konto der EM-Zehnten im Marathon Deborah Schöneborn (SCC Berlin). Aufgrund von Hüftproblemen in der Vorbereitung mit einem Fragezeichen über ihrer Form gestartet, kam sie nach 1:12:12 Stunden auf Rang 13 ins Ziel. „Es war heute ein Learning, mit sehr wenigen Trainingskilometern zu laufen“, erklärte sie. „Wir hatten etwas Angst vor dem Wind, der blies auch ein bisschen, aber es war okay – da war die Vorbereitung leistungslimitierender.“ Das Heimspiel trug sie dabei über die Straßen: „Es hat super Spaß gemacht, an jeder Ecke habe ich meinen Namen gehört!“ erklärte die Berlinerin am Veranstalter-Mikrofon.

Drei Deutsche unter 62 Minuten

Im Rennen der Männer rückte aus deutscher Sicht ein spannender Dreikampf in den Fokus, mit den EM-Teilnehmern über 10.000 und 5.000 Meter Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) und Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) sowie dem Deutschen Meister im Marathon Sebastian Hendel (LG Braunschweig). Nachdem erst Fitwi für Tempo gesorgt hatte und dabei immer wieder auch die Unterstützung seiner Mitstreiter suchte, setzte sich anschließend Bienenfeld an die Spitze der internationalen Gruppe. Das letzte Wort aber hatte Samuel Fitwi, der sich auf den letzten Kilometern noch etwas absetzen und nach 61:44 Minuten als Neunter die Ziellinie überqueren konnte.

Der 27-Jährige steigerte dabei seine Bestmarke um zwölf Sekunden. Aaron Bienenfeld konnte sich direkt dahinter in seinem dritten Halbmarathon um 42 Sekunden auf in 61:51 Minuten verbessern. Auch Sebastian Hendel (11. ; 61:52 min) jubelte über eine neue Bestmarke. „Eine Zeit unter 61 Minuten wäre drin gewesen, wenn wir am Anfang schneller gelaufen wären“, sagte Samuel Fitwi anschließend, „das war eigentlich mein Ziel. Aber dass ich mit der besten deutschen Zeit nach Hause gehe, damit bin ich zufrieden!“

An der Spitze konnte der Kenianer Sebastian Sawe seinem Landsmann und Vorjahressieger Alex Kibet auf dem letzten Kilometer noch um elf Sekunden enteilen. In 59:00 Minuten machte der Siebte der diesjährigen Cross-WM sein Siegversprechen wahr. Bemerkenswert der Mann auf Platz drei: Als Tempomacher gestartet, konnte Bravin Kiprop das rasante Tempo selbst bis ins Ziel bringen und sorgte in 59:22 Minuten für einen kenianischen Dreifach-Triumph.

Abschied von Philipp Pflieger

Mehrere deutsche Läuferinnen konnten auch abseits der Top-Platzierungen die Bestzeiten-Jagd erfolgreich beenden. So unterstrich Tabea Themann (TB Eilbeck) mit Platz 17 in 1:12:49 Stunden, dass die Form für den Hamburg Marathon (23. April) passt. Eine Steigerung um satte drei Minuten gelang direkt dahinter Esther Jacobitz (TK zu Hannover; 1:12:53 h). Auch die 20 Jahre junge Deutsche Vizemeisterin im Halbmarathon Blanka Dörfel (SCC Berlin; 1:13:13 h) blieb unter 1:14 Stunden. Am schnellsten gestartet war auf den ersten zehn Kilometern Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel), sie kam jedoch nicht ins Ziel.

Für Philipp Pflieger spielten Zeiten und Platzierungen am Sonntag keine Rolle mehr: Als Tempomacher brachte er zunächst Eilish McColgan auf Rekordkurs. Dann wurden die Kilometer durch die Hauptstadt zur längsten Ehrenrunde seiner Karriere: Der fünffache Deutsche Meister auf der Bahn, im Crosslauf und auf der Straße sowie Olympiateilnehmer 2016 im Marathon setzte mit dem Berliner Halbmarathon einen Schlussstrich unter seine Zeit im Leistungssport (wir berichteten).

Sein Weg zum Laufen hatte einst im Jugendalter beim VfL Sindelfingen begonnen und bei der LG Telis Finanz Regensburg richtig Fahrt aufgenommen, anschließend führte er ihn weiter über das Laufteam des Haspa Marathon Hamburg bis zum SCC Berlin – seit dieser Saison auch Heimatverein des Deutschen Rekordhalters im Marathon Amanal Petros. Der begleitete das Rennen als Gesprächsgast im Livestream und war der Erste, der Philipp Pflieger nach dem Zieleinlauf in die Arme fiel.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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