| Todesfall

Der Macher im deutschen Straßenlauf: Christoph Kopp im Alter von 75 Jahren verstorben

Der internationale Laufsport muss Abschied nehmen von Christoph Kopp: Der Macher im deutschen Straßenlauf ist am Freitag im Alter von 75 Jahren verstorben.
Jörg Wenig

Mit Christoph Kopp ist am Freitag in Berlin nach kurzer, schwerer Krankheit der im internationalen Elite-Straßenlauf wohl einflussreichste, erfahrenste und anerkannteste Funktionär und Manager im deutschsprachigen Raum verstorben. Er wurde 75 Jahre alt. In Erinnerung bleiben wird er auch als freundlicher, hilfsbereiter und zuverlässiger Partner für so viele Athleten, Veranstalter, Verbände, Journalisten und Leichtathletik-Freunde.

Christoph Kopp führte den Berlin-Marathon als Koordinator des Elitefeldes ebenso zu den hochklassigsten Rennen der Welt wie später den Mainova Frankfurt-Marathon oder auch das Berliner 25-Kilometer-Rennen. Zudem betreute er etliche der deutschen Top-Marathon- und Straßenläufer als Manager mit seinem Team vom International Sport Service (ISS), das nun von seinem Sohn Philipp und Sandra Wolter weitergeführt wird.

Leben der Leichtathletik gewidmet

Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sagte: "Christoph Kopp widmete sein Leben der Leichtathletik. Nach seiner Zeit als Trainer des SCC Berlin und Präsident des Berliner Verbandes war er eine feste Größe im Management von Straßenlauf-Großveranstaltungen wie dem Berlin- oder dem Frankfurt-Marathon. Der DLV mit seinen 20 Landesverbänden wird ihn immer in besonderer Erinnerung behalten." 

Der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska ergänzte: "Mit Christoph Kopp verbinden mich viele gemeinsame Jahre in Berlin. Er war nicht nur ein äußerst engagierter Trainer und Funktionär, sondern ein Freund und besonderer Mensch. Die Leichtathletik hat ihm sehr viel zu verdanken. Meine Gedanken sind bei seiner Familie." 

Als BLV-Präsident engagiert für Berliner WM-Bewerbung

In Berlin geboren, wuchs Christoph Kopp in Schwenningen auf und kam dort zur Leichtathletik. Als Sprinter, im seltenen Fall sogar Zehnkämpfer war er in der Jugend aktiv für die Turngemeinde Schwenningen und machte dann 1965 seinen Übungsleiter-Schein. Drei Jahre später kam er nach Berlin zurück, wurde Cheftrainer der Leichtathleten bei der Berliner Turnerschaft und wechselte 1974 in dieser Funktion zum SCC Berlin.

Der Industriekaufmann, der bis zuletzt in der Hauptstadt auch weiterhin seine Kabelfirma leitete, wurde dann 1979 Sportwart und Abteilungsvorsitzender beim SC Charlottenburg – eine Position, die er bis 1997 inne hatte. Zwischen 1999 und 2004 war Christoph Kopp Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) und dabei stark involviert in die letztlich erfolgreichen Berliner Bewerbungen um die Leichtathletik-Weltmeisterschaften.

Kopf hinter dem Erfolg des Berlin-Marathons

Als Anfang der 80er Jahre die ersten Marathonrennen in die europäischen Innenstädte zogen, wurde Christoph Kopp ehrenamtlicher Sportlicher Leiter des Berlin-Marathons sowie auch Geschäftsführer. Er entwickelte den Lauf zu einem der hochklassigsten weltweit und baute nicht nur im Elite-Bereich Verbindungen auf, von denen das Rennen heute noch profitiert.

Christoph Kopp war praktisch rund um die Uhr immer erreichbar in Sachen Laufsport. Er besaß schon Mitte der 80er Jahre ein Mobiltelefon, das mit dem damals nötigen Zubehör noch die Dimensionen eines Aktenkoffers hatte. Mit seiner stets verbindlichen Art und seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit erreichte er viel für den Berlin-Marathon und sorgte zudem für ein ausgezeichnetes Arbeitsklima. Das ging sogar so weit, dass der Elite-Koordinator Mitte der 90er Jahre am Vorabend des Rennens bis weit in die Nacht hinein eine Party auf dem Dachboden seines Berliner Hauses feierte.

Auf Berlin folgen Frankfurt, Hannover und München

1997 nahm die „Party“ ein jähes Ende. Der Grund: Christoph Kopp war beim Berlin-Marathon zu erfolgreich! Mit neun Läufern unter 2:10 Stunden hatte das Rennen für damalige Verhältnisse unglaubliche Ergebnisse produziert. Zudem stellte die irische Debütantin Catherina McKiernan einen Streckenrekord und inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Die damit verbundenen Prämienzahlungen brachten den Veranstalter-Klub SC Charlottenburg aber in wirtschaftliche Bedrängnis.

Der SCC Berlin trennte sich nach dem Marathon 1997 von Christoph Kopp, was zum Glücksfall für andere Veranstalter wurde. Denn der Berliner übernahm nach und nach bei immer mehr bedeutenden deutschen, aber auch ausländischen Rennen die Rolle des Elite-Koordinators. Enorme Erfolge hatte er vor allem beim Mainova Frankfurt-Marathon, wo der Kenianer Wilson Kipsang 2011 den Weltrekord nur um vier Sekunden verpasste.

Neben Frankfurt war Christoph Kopp mit seinem ISS-Team zuletzt unter anderem bei den Marathonläufen in Hannover und München sowie weiteren Straßenrennen im Einsatz. Zusammen mit dem früheren ISTAF-Chef Gerhard Janetzky veranstaltete er einige Jahre auch den Berliner 25-Kilometer-Lauf. Auch während des Corona-Lockdowns erwies sich Christoph Kopp als mutiger Trendsetter in der Aufrechterhaltung des Rennbetriebs.

Manager von rund 50 Athletinnen und Athleten

Trotz der Trennung vor gut 25 Jahren kooperierte Christoph Kopp weiterhin mit dem Berlin-Marathon und mit dem heutigen Race-Direktor Mark Milde. Wenn es zum Beispiel um mitunter komplizierte Einladungen von Athleten ging, war der Berliner, der auch exzellente Verbindungen nach Ost-Europa hatte, ein gefragter Partner.

Der Aufstieg des deutschen Elite-Marathons, an dem er einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat, war Christoph Kopp eine Freude und Verpflichtung zugleich: Als Manager war er mit seinem ISS-Team für rund 50 Athleten tätig, darunter Deutschlands Marathon-Rekordler Amanal Petros (SCC Berlin).

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