| Comeback

Melat Kejeta stellt sich neuen Herausforderungen

Mit ihrem dritten Platz beim Ottawa-Marathon hat sich Melat Kejeta am vergangenen Sonntag eindrucksvoll aus der Babypause zurückgemeldet. Als alleinerziehende Mutter stellt sich die Olympia-Sechste derzeit neuen Herausforderungen. Ihr sportlicher Ehrgeiz ist jedoch geblieben.
Jörg Wenig

Melat Kejeta ist sich nach ihrem Marathon-Comeback in Ottawa (Kanada) am vergangenen Sonntag noch nicht sicher, ob sie nun als nächstes bei den Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) startet oder doch eher einen schnellen Herbst-Marathon vorzieht. Die 30-jährige Athletin des Laufteams Kassel hatte in Kanada nach einer fast zweijährigen Babypause Platz drei erreicht und blieb mit 2:27:50 Stunden ganz knapp unter der angepeilten Norm für die Weltmeisterschaften.

„Ich habe gesehen, dass es knapp wird mit der WM-Norm in Ottawa. Daher habe ich am Ende noch einmal alles versucht und dann hat es gereicht“, sagte Melat Kejeta nach ihrem ersten Rennen seit dem sechsten Platz beim Olympia-Marathon in Sapporo (Japan) 2021. In der ersten Hälfte des Ottawa-Marathons lief es noch gut für Melat Kejeta und mit einer Zwischenzeit von 70:23 Minuten war sie auf Kurs für eine persönliche Bestzeit (2:23:57 h).

„Doch nach ungefähr 22 Kilometern bekam ich Magenprobleme und in der Folge musste ich mich fünfmal übergeben. Dann lief ich sehr langsam“, erzählte die aus Äthiopien stammende Läuferin. „Ich hatte das auch schon beim Olympia-Marathon, aber dort musste ich mich nur einmal übergeben. So schlimm wie jetzt war es noch nie.“ Etliche Eliteathleten vertragen offenbar die neueren Energie-Drinks nicht, doch Melat Kejeta ist sich noch nicht sicher, woher die Magenprobleme kamen. 

Olympische Spiele als Fernziel

„Ich weiß noch nicht, ob ich die WM laufen werde. Ich gehe davon aus, dass es in Budapest ein Hitzerennen geben wird“, sagt Melat Kejeta, die natürlich vor allem die Olympia-Qualifikation im Blick hat. „Die Spiele in Paris sind das nächste ganz große Ziel.“ Um in gut einem Jahr in Paris starten zu können, ist rechtzeitig eine schnellere Zeit nötig. Ein Ergebnis im Bereich ihres persönlichen Rekordes sollte reichen, um einen der maximal drei deutschen Startplätze zu erhalten. Doch eine derartige Zeit ist natürlich einfacher bei einem Herbst-Marathon zu erreichen als im Sommer bei der WM.

Nach dreieinhalb Monaten in Kenia und dem Marathon in Ottawa ging es für Melat Kejeta jetzt erst einmal nach Hause nach Ahnatal bei Kassel. Ihre inzwischen einjährige Tochter hatte Melat Kejeta immer dabei, auch im Höhentrainingslager in Iten. Denn die Läuferin ist alleinerziehend. „Das ist schon manchmal schwierig. In Iten habe ich ein Apartment gemietet. Dort bekam ich Hilfe und habe zudem auch ein Kindermädchen engagiert. Aber das kann ich mir in Deutschland nicht leisten“, erzählt Melat Kejeta, die eventuell im Sommer wieder nach Iten ins Trainingslager reisen wird. 

Training unter eigener Regie

Große Unterstützung erhält sie aber auch in Ahnatal, wo ihr langjähriger Trainer Winfried Aufenanger bis zu seinem Tod im Oktober 2021 lebte. In erster Linie ist es die Frau des verstorbenen Coaches, Brigitte Aufenanger, die Melat Kejeta hilft.

„Wann immer ich laufe, kümmert sie sich um meine Tochter. Brigitte ist wie eine Mutter für mich und eine Oma für mein Kind. Und sie wohnt nur 500 Meter von mir entfernt“, sagt Melat Kejeta, die zurzeit keinen Trainer hat. Die Läuferin stellt ihre Trainingspläne stattdessen selber zusammen. „Ab und zu habe ich mich in Iten einer Gruppe angeschlossen. Aber ich habe meinen eigenen Tempomacher für das Training. Er war auch in Ottawa als Pacemaker für mich dabei.“

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024