
Lea-Jasmin Riecke: Fünf Jahre nach U20-WM-Gold zurück in Bestform
Lea-Jasmin Riecke galt 2018 als eines der größten deutschen Nachwuchstalente im Weitsprung. Doch nach ihrem U20-Weltmeistertitel und der Auszeichnung „Juniorsportlerin des Jahres 2018“ wurde es um sie und um ihre Karriere erst einmal ruhig. Fünf Jahre später meldet sich die 23-jährige Magdeburgerin zurück und springt in dieser Saison so weit wie nie zuvor. Was dazwischen passiert ist? Wir haben nachgefragt!
Fünf Jahre sind seit dem U20-Weltmeistertitel von Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC) vergangen. Fünf Jahre, in denen, wie sie selbst sagt, „sehr viele Tränen geflossen sind“. Tränen, weil das Springen nicht mehr so funktioniert hatte wie bisher. Dabei sah doch alles im Jahr 2018 so perfekt aus.
Lea-Jasmin Riecke erreicht 2018 als Letzte mit 6,01 Metern das Finale der U20-WM in Tampere (Finnland) und zeigt anschließend im Endkampf, was in ihr steckt: Im zweiten Versuch stellt sie mit 6,51 Metern eine neue Bestleistung auf und holt sich damit den Titel. Belohnt wird sie im selben Jahr mit der Auszeichnung „Juniorsportlerin des Jahres 2018“. Ein erfolgreiches Jahr, das erst der Anfang sein sollte.
Doch es kommt alles ganz anders. Anders, weil die junge Weitspringerin ihre Leistungen nicht abrufen kann und die Erfolge ausbleiben. Es folgen Jahre, die Lea-Jasmin Riecke nicht kommen sah. „Ich dachte immer, ich bin Weltmeisterin in der Jugend geworden und das wird so weitergehen, im Erwachsenenbereich wird es auch klappen. Aber so zu denken war der Fehler“, sagt sie rückblickend.
Rückzug vom Weitsprung
Zwar stellte die Magdeburgerin 2020 mit 6,58 Metern noch einmal eine neue Bestleitung auf, in ihren Worten ein „Zwischenhöhepunkt“. Doch was darauf folgte, war alles andere als ein Spaziergang. „Das Jahr 2021 war von mir aus gesehen mein schwarzes Jahr, in dem ich mental gar nicht in der Lage war zu springen.“
Lea-Jasmin Riecke spürte Druck von außen. Druck, dass sie bestimmte Weiten springen und Normen erfüllen muss. Aber dieser Druck wurde auf Dauer zu viel. „Ich habe lange verdrängt, dass etwas mit mir nicht stimmt, bis es gar nicht mehr ging und ich für kurze Zeit von der Bildfläche verschwunden bin“, beschreibt Riecke rückblickend diese Zeit. „Ich habe mich zurückgezogen, viel geweint, mich gesammelt und überlegt, was man machen könnte.“
Aufgeben und dem Sport den Rücken zukehren, kam für sie nie in Frage. Sie holte sich Hilfe von einer Psychologin, die sie dabei unterstützte, sich Stück für Stück zurückzukämpfen. An ihrem Trainingsumfeld und Training habe sich dabei gar nicht viel verändert, sagt sie. Lediglich am Anlauf wurde getüftelt und an der Flugphase am Absprung. „Es hat zwar zwei Jahre gedauert, aber ich kann jetzt sagen, dass ich zurück bin.“
Knoten ist geplatzt
Und wie sie zurück ist! Ende Mai bleibt Lea-Jasmin-Riecke beim Garbsener Springermeeting nur einen Zentimeter unter ihrer Bestleistung aus dem Jahr 2020, eine Woche später legt sie bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim noch einen drauf: 6,60 Meter stehen für sie am Ende auf der Ergebnisliste, und die Magdeburgerin meldet sich endgültig in Bestform zurück. In Osterode bestätigt sie dieses Niveau am zurückliegenden Wochenende erneut mit der Einstellung des Stadionrekords und 6,57 Metern.
„Ich habe lieben gelernt, was ich mache, und Selbstvertrauen bis zum Geht-nicht-mehr getankt“, sagt Lea-Jasmin Riecke und erklärt ihren Weg zurück auf die Tartanbahn: „Ich habe daran geglaubt, dass ich es schaffen kann. Ich habe mehr Kraft bekommen. Ich bin im Anlauf schneller geworden, sodass er stabiler wurde. Und dann hat es zusammengepasst.“
Von Wettkampf zu Wettkampf
Aktuell hofft die Weitspringerin, die an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal Gesundheitsförderung und -Management studiert, auf eine Nominierung für die Studenten-Weltmeisterschaft in Chengdu (China; 28. Juli bis 8. August). In Weiten zu denken hat sie sich dagegen abgewöhnt: „Ich lasse es auf mich zukommen. Ich schaue von Wettkampf zu Wettkampf, was noch geht, hab Spaß – und dann mal schauen, was am Ende dabei rauskommt.“ Zwar mit den Normen im Blick, aber ohne Druck, dass sie diese jetzt springen muss.
Ihre derzeitig geplanten Starts für die nächsten Wochen sind das Anhalt-Meeting in Dessau (17. Juni) sowie die Mitteldeutschen Meisterschaften in Haldensleben (24. Juni) und die Deutschen Meisterschaften in Kassel (8./9. Juli). Fünf Jahre nach ihrem WM-Coup und vier Jahre nach ihrer ersten DM-Medaille bei den Aktiven hat sich Lea-Jasmin Riecke dort wieder in den Kreis der Medaillenkandidatinnen geschoben: „Ich habe gekämpft und wollte zurückkommen. Weil ich einfach das tue, was ich liebe.“