Im Winter sorgte Jolanda Kallabis als 800-Meter-Siegerin für eine Sensation bei der Hallen-DM in Dortmund. Danach wurde die 18-Jährige von Fußproblemen ausgebremst und verpasste die Freiluftsaison. Mittlerweile zählt sie zum Profi-Team ihres Ausrüsters und ist wieder im Training. Das soll sie 2024 nach Rom und Lima führen.
Die Fäuste geballt, die Arme zum Jubel nach oben gereckt. Gleichzeitig hallt ein lauter Jubelschrei durch die Helmut-Körnig-Halle. So feierte Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) am 19. Februar ihren Sieg bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund. Der Triumph der Schülerin, die einen Tag zuvor 18 Jahre alt geworden war, zählte zu den größten Überraschungen der Hallen-DM. Schließlich setzte sich die Freiburgerin über 800 Meter mit einem tollen Schlussspurt in 2:03,71 Minuten gegen die favorisierte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) durch.
Nach einer famosen Saison 2022 mit der neuen U18-Weltbestleistung über 2.000 Meter Hindernis (6:07,72 min) schien sich ihr Lauf von Bestzeit zu Bestzeit auch 2023 fortzusetzen. Doch was man damals noch nicht wissen konnte: Es sollte das letzte Rennen des Jahres für Jolanda Kallabis bleiben. Ein Ermüdungsbruch im rechten Fuß machte alle sportlichen Pläne der 18-Jährigen für 2023 zunichte. „Die Verletzung hat sich hingezogen. Zumal auch ein Ödem festgestellt wurde“, blickt Jolanda Kallabis auf die langen Wochen zurück, in denen sie einen Spezialschuh zur Entlastung tragen musste.
Von der Schulbank ins Profi-Team
Mittlerweile trainiert die 18-Jährige wieder und bereitet sich auf die Hallensaison 2024 vor. Und das in einem komplett neuen Umfeld. Nach erfolgreich absolviertem Abitur schloss sich Jolanda Kallabis im Sommer dem Pro-Team ihres Schweizer Ausrüsters an. Damit startete ein neues sportliches Kapitel für das Lauf-Talent. „Ich bin jetzt tatsächlich Profi“, sagt Jolanda Kallabis. Die ersten Trainingswochen zusammen mit dem Team hat sie bereits in St. Moritz absolviert. Aktuell steht das erste von drei Trainingslagern in Südafrika auf dem Programm. Zwei weitere folgen in den kommenden Monaten. „Ich werde die nächsten Monate aus dem Koffer leben“, so die Läuferin.
Dabei legt Jolanda Kallabis zusammen mit ihrem neuen Trainer Thomas Dreißigacker viel Wert auf alternatives Training. Die Laufbelastung soll vorsichtig gesteigert werden. Schließlich musste die U18-Eurpameisterin über 2.000 Meter Hindernis in ihrer jungen Karriere bereits erfahren, wie viele Monate eine Verletzung kosten kann. Schon ihre Mutter Nina, die ihre Tochter über Jahre trainierte, legte viel Wert auf alternatives Training. Mehr als 30 Laufkilometer pro Woche kamen selten zusammen. Ein extrem niedriger Umfang für eine Athletin, die auf den Mittelstrecken und der Hindernisdistanz zu Hause ist.
Mittelstrecken 2024 im Fokus
„Jolanda wurde von ihrer Mutter sehr breit ausgebildet und hat bereits sehr gute Leistungen auf einem breiten Leistungsspektrum von 400 Metern bis 2.000 Meter Hindernis gezeigt. Das ist eine sehr gute Grundlage, um den nächsten Schritt zu schaffen, sich auch in der Frauenklasse zu behaupten“, sagt der ehemalige Leitende Bundestrainer Thomas Dreißigacker. Er glaubt, dass das Lauf-Talent vom Training in Pro-Team profitieren wird: „Sie kann von den älteren, erfahrenen Athleten lernen. Aber auch das Setup mit Trainern, Physiotherapeuten und Mentaltrainern wird sie in ihrer Karriere weiter nach vorn bringen.“
Dass Jolanda Kallabis schon jetzt national in der Frauenklasse mithalten kann, hat sie mit ihrem Sieg bei der Hallen-DM bewiesen. Mit dem Blick auf 2024 hat sie sogar internationale Ambitionen. Die Olympischen Spiele stehen dabei (noch) nicht im Fokus. „Aber die EM in Rom ist schon ein Thema“, so Jolanda Kallabis. Dabei gilt ihre Konzentration den Mittelstrecken. Die direkten EM-Normen stehen bei glatten 2:00,00 Minuten für 800 Meter und 4:05,00 Minuten für 1.500 Meter. Nach der EM, die vom 7. bis 12. Juni stattfindet, soll Ende August mit der U20-WM in Lima (Peru) der zweite Saisonhöhepunkt folgen. Denn auch 2024 zählt die hochgewachsene Läuferin noch zur U20-Klasse.
Leistungssprung für EM-Start nötig
Um bei der EM in Italiens Hauptstadt dabei zu sein, müsste die Freiburgerin ihre Bestzeiten von 2:03,71 und 4:14,08 Minuten deutlich verbessern. Ein immenser Leistungsschritt. Doch darf man nicht vergessen, dass die „Jugend-Leichtathletin 2022“ in den meisten Rennen in den Jugendklassen nicht ihr Maximum abrufen musste. Anders bei der U18-Weltbestleistung über 2.000 Meter Hindernis im September 2022 in Trier mit 6:07,72 Minuten. Gleichzeitig deutscher U20-Rekord.
Auch diese Distanz könnte für Jolanda Kallabis im kommenden Jahr wieder eine Rolle spielen. Denn 2024 möchte sie ihr Können noch einmal über diese Distanz beweisen. Bevor bei den Frauen dann die längeren 3.000 Meter Hindernis auf dem Programm stehen. Ob in Rom, Lima oder der Arena Leipzig bei den Deutschen Hallenmeisterschaften: Man darf gespannt sein, wann und wo der nächste Jubelschrei von Jolanda Kallabis über die Rundbahn hallt.