8. WM-Tag: Usain Bolt siegt im Hexenkessel
Ausverkauftes Haus war für das Wochenende bei der WM in Moskau (Russland) versprochen worden und so war es am Samstag auch. Das Publikum war vom lockeren 200-Meter-Sieg von Usain Bolt (Jamaika; 19,66 sec) aus dem Häuschen und feierte die russischen Siege im Hochsprung und in der 4x400-Meter-Staffel der Frauen ausgelassen. Trotz anfänglicher Verspätung holte Brianna Rollins (USA; 12,44 sec) Gold über 100 Meter Hürden.
Bolt-Show Teil II hat funktioniert. Zum Tagesabschluss ging ein gelöster Usain Bolt im Finale über 200 Meter in den Startblock, vom Publikum schon zu diesem Zeitpunkt gefeiert. Von der Strecke legte er dann ernsthaft nur 180 Meter zurück um in 19,66 Sekunden zum 7. Weltmeistertitel und seinem zweiten von Moskau zu sprinten.Gemeinsam mit Landsmann und Silbermedaillen-Gewinner Warren Weir (19,79 sec) legte der Superstar ein Tänzchen auf die Bahn und nahm sich Zeit, um sich feiern zu lassen. Bronze gewann Curtis Mitchell (USA; 20,04 sec), obwohl er im Rennen lange deutlich weiter hinten gelegen hatte.
Brianna Rollins macht verpatzten Start wett
Das Finale über 100 Meter Hürden der Frauen wurde zum erwarteten Duell und der wohl größten Aufholjagd, die auf der kurzen Strecke möglich ist. Weil das Publikum keine Ruhe geben wollte, hatte der Starter sehr lange gewartet, das Feld dann aber doch auf die Reise geschickt. Brianna Rollins ging erst 0.263 Sekunden nach dem Startschuss aus den Blöcken, mehr als eine Zehntel nach Titelverteidigerin Sally Pearson.
Die US-Amerikanerin behielt die Lockerheit, um das Feld von hinten aufzurollen und sich auf den letzten Metern in 12,44 Sekunden auf den Goldrang zu schieben. An ihre Bestzeit (12,26 sec) war bei dem Start aber nicht zu denken.
In einer wegen einer Oberschenkelverletzung zwischenzeitlich auf der Kippe stehenden Saison holte Olympiasiegerin Sally Pearson Silber (12,50 sec). Mit Landesrekord (12,55 sec) ging Bronze an Tiffany Porter (Großbritannien).
Nadine Hildebrand wurde in ihrem Halbfinale Sechste (13,04 sec) und nahm Motivation Richtung EM im nächsten Jahr mit.
Goldene Minuten für Russland
Doppeltes Gold gab es für den Gastgeber: Parallel rangen die Russinnen über 4x400 Meter die USA nieder. Zum ersten Mal seit 2005 gab es damit einen neuen Weltmeister auf dieser Strecke. Das Stadion wurde zum Hexenkessel, als Russland in 3:20,19 Minuten Gold holte und den Angriff der USA (3:20,41 min) abwehrte. Großbritannien sicherte sich Bronze (3:22,61 min).
Ein schönes Bild im Ziel: Minutenlang lagen die Läuferinnen der Gastgeber und aus den USA platt wie die Flundern auf der Bahn. Sie hatten alles gegeben
Zeitgleich wuchs eine russische Hochspringerin über sich hinaus: Svetlana Shkolina steigerte ihre Bestleistung auf 2,03 Meter und trat damit die Nachfolge von Landsfrau Anna Chicherova an, die diesmal gemeinsam mit der Spanierin Ruth Beitia (1,97 m) Dritte wurde.
Marie-Laurence Jungfleisch sammelt Erfahrung
Einmal mehr auffällig: Alles Brigetta Barrett (USA) zum letzten Mal an 2,03 Meter scheiterte, brach großer Jubel aus. Wie schon bei Olympia landete die 22-Jährige auf dem Silberrang (2,00 m).
Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen) gelang es in ihrem ersten WM-Finale nicht, die Anfangshöhe von 1,89 Meter zu überspringen. So hoch hatte die 22-Jährige noch nie vorher einsteigen müssen.
Meseret Defar auch bei WM zurück
Nach 2007 hat sich Meseret Defar wieder den WM-Titel über 5.000 Meter geholt. In 14:50,19 Minuten konnte der 29-Jährigen auf den letzten Metern keine Gegnerin folgen.
Dass sich die Kräfte im Kampf der beiden besten Läufernationen wieder etwas verschoben haben, zeigt auch der dritte Platz von Almaz Ayana (Äthiopien; 14:51,22 min). Silber ging an Mercy Cherono (Kenia; 14:51,22 min). Schon über 10.000 Meter waren Gold und Bronze an Äthiopien und Silber nach Kenia gegangen.
Olympiasieger holt auch WM-Gold
Olympiasieger Stephen Kiprotich aus Uganda hat sich auch den Weltmeister-Titel im Marathon geholt. Der 24-Jährige siegte nach 2:09:51 Stunden vor den beiden Äthiopiern Lelisa Desisa (2:10:12 h) und Tadese Tola (2:10:23 h). Die große Läufernation Kenia, die zuletzt in Luke Kibet (2007) und Abel Kirui (2009, 2011) dreimal nacheinander den Weltmeister gestellt hatte, ging auf dem Kurs entlang der Moskwa leer aus.
Vítezslav Vesely holte die erste Speerwurf-Medaille für die Tschechische Republik seit Jan Zelezny 2001 und dann gleich Gold (87,17 m). Silber ging an den Weltmeister von 2007 Tero Pitkamaki (Finnland; 87,07 m) vor Dmitri Tarabin (Russland; 86,23 m). Mit Julius Yego landete ein Kenianer mit Landesrekord (85,40 m) auf Rang vier.
Titelverteidiger Matthias de Zordo (SC Magdeburg) musste seinen Titel wegen eines Achillessehnenrisses kampflos hergeben.
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