Finnische Speerwerfer scheitern an ihren Nerven
Alle Gebete des Verbandspräsidenten Ilkka Kanerva haben bislang nichts genutzt. Für das Gastgeberland Finnland könnte die WM in Helsinki medaillenlos enden. Die große Goldhoffnung Tero Pitkämäki hat am Mittwochabend im bei den Finnen traditionell sehr beliebten Speerwurf-Wettkampf mit 81,27 Metern nur Platz vier belegt und damit die großen Erwartungen nicht erfüllen können.
Tero Pitkämäki wurde mit dem Druck nicht fertig (Foto: Kiefner)
Zur Halbzeit lag der erst 22-Jährige noch auf einem Medaillenplatz, aber im vierten Durchgang, der es mit mehreren Wechseln auf den vorderen Plätzen in sich hatte, verbannte ihn der spätere Sieger Andrus Värnik (Estland) mit seinem Wurf auf 87,17 Meter auf den undankbaren Rang. Danach konnte der diesjährige 91-Meter-Werfer nicht mehr kontern.Der deutsche Finalist Mark Frank meinte nach dem Wettkampf zum Auftritt des Finnen: "Ich denke, der ganze Druck hat ihn ein bisschen blockiert, aber er hat eine große Zukunft vor sich."
Aki Parviainen warf nicht
Ihn selbst hätte ein anderer Finne noch vom Endkampfplatz verdrängen können. Doch Ex-Weltmeister Aki Parviainen versagten beim dritten Versuch ebenfalls die Nerven. Er lief an, aber er warf nicht, sondern trudelte aus, um dann den Speer fallen zu lassen und untröstlich das Gesicht in den Händen zu begraben.
Die große Bühne im Speerwurf-Land Finnland gehörte also anderen. Allen voran dem Esten Andrus Värnik, der einen Wurf perfekt erwischte und sich damit den Sieg holte, wofür er von seinen Landsleuten unter den Zuschauern frenetisch gefeiert wurde. Der 27-Jährige machte von allen Startern auch den entschlossensten Eindruck.
Verdienter Sieger
Nur der norwegische Olympiasieger Andreas Thorkildsen, der sich vom ersten bis zum fünften Versuch auf letztlich 86,18 Meter steigerte, kam ihm noch nahe. Titelverteidiger Sergej Makarov (Russland) konnte diesen beiden Konkurrenten nicht Paroli bieten, sondern musste sich mit 83,54 Metern und Bronze zufrieden geben.
Mark Frank sagte zum Ausgang: "Andrus Värnik ist als verdienter Sieger vom Platz gegangen."
Der Rostocker, der nach der Qualifikation noch mit seiner Leistung haderte (wir berichteten), war mit seinem achten Platz nun zufrieden. Nur von der Weite (77,56 m) hatte er sich noch mehr versprochen: "Das Einwerfen war ein Traum. Doch für mich ist das noch ein Lernprozess, es sind bei einer WM bis zum Wettkampf dreißig Minuten zu überbrücken. Das zieht sich unheimlich in die Länge."
Mark Frank hofft auf ISTAF-Startplatz
Angetan war der Europacup-Sieger, der am morgigen Donnerstagmorgen schon wieder den Heimflug antritt, von der Speerwurf-Begeisterung der Finnen: "Hier würde ich jedes Jahr beim Meeting werfen, wenn ich darf."
Überhaupt hofft er, dass er sich nun auch bei den internationalen Meetings für Gastspiele empfehlen konnte und auch eine Chance bei den Golden-League-Veranstaltungen bekommt. "Ich würde mich auch auf das ISTAF freuen", sagte er. Aber die Startzusage hat er noch nicht in der Tasche.
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