8.522 Punkte - Michael Schrader gewinnt!
Zehnkämpfer Michael Schrader hat am Sonntag beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) für eine Sensation gesorgt. Mit 8.522 Punkten übertraf er als erster DLV-Mehrkämpfer seit Frank Busemann 2000 die 8.500-Punkte-Marke. Seit Christian Schenk 1990 war er zudem der erste deutsche Sieger des Traditions-Meetings.
8.531 Punkte hatte Frank Busemann 2000 in Götzis gesammelt. Keinem deutschen Mehrkämpfer war es seitdem mehr gelungen, 8.500 Punkte zu überbieten. In der ewigen deutschen Bestenliste sortiert sich Michael Schrader zudem jetzt auf Position neun ein.Grundlage für das herausragende Ergebnis waren sieben Bestleistungen, die er an den zwei Mehrkampftagen aufstellte. Lediglich im Hochsprung, 400-Meter-Lauf und über 1.500 Meter blieb es teilweise aufgrund von Wadenkrämpfen, die Michael Schrader plagten, bei den alten Bestmarken.
Nicht über sich hinaus gewachsen
„Der Sieg ist atemberaubend. In Götzis zu gewinnen, ist ein Ziel im Leben eines Zehnkämpfers“, sagte der Athlet von der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen in seiner ersten Reaktion. Zum ersten Mal war er in Götzis an den Start gegangen - gleich gelang ihm der begehrte Erfolg. Als überirdische Leistung bezeichnete er sein Ergebnis allerdings nicht. „Über mich hinausgewachsen bin ich nicht“, meinte er. „Das waren alles Leistungen im Bereich des Möglichen. Nur Weitsprung war eine kleine Überraschung.“
Dabei hatte er am Sonntagmorgen noch überlegt, überhaupt an den Start zu gehen. Die Wadenkrämpfe, die ihn bereits am Samstag behindert hatten, ließen am nächsten Morgen kaum einen Schritt zu. „Beim ersten Start aus dem Startblock habe ich dann gemerkt, dass es geht“, blickte er zurück.
Wie ein Surfer auf der Welle
Was danach folgte, war eine Bestleistung nach der anderen. „Er war wie ein Surfer auf eine Welle“, sagte sein Trainer Torsten Voss. „Das war einfach nur faszinierend, was er hier gezeigt hat.“ 14,21 Sekunden über 110 Meter Hürden, 43,09 Meter mit dem Diskus, 5,00 Meter im Stabhochsprung und 64,04 Meter im Speerwurf bedeuteten neue Bestleistungen. Mit einem Rückstand von 133 Punkten, was rund 20 Sekunden entsprach, auf den zu diesem Zeitpunkt führenden US-Amerikaner Trey Hardee ging Michael Schrader auf die abschließenden 1.500 Meter.
Dort übernahm er schnell die Initiative und lief ein beherztes Rennen. In 4:22,26 Minuten verfehlte er die fünfte Bestleistung des Tages nur knapp, konnte den US-Amerikaner aber entscheidend distanzieren und gewann mit sechs Punkten Vorsprung. „Mit 8.400 Punkten hatte ich vorher insgeheim geliebäugelt, ohne es Michael aber zu sagen“, gab Torsten Voss, mit 8.680 Punkten selbst ehemals ein Weltklasse-Zehnkämpfer, zu.
Dass sein Schützling irgendwann diese Marke übertrifft, wünscht er sich. „Dieses Jahr bereits wäre vielleicht etwas zuviel des Guten. Aber man weiß ja nie“, sagte er schmunzelnd.
Auch Pascal Behrenbruch überzeugt
Ein weiteres sehr gutes Ergebnis erzielte der Frankfurter Pascal Behrenbruch, der mit der neuen persönlichen Bestleistung von 8.374 Zählern Dritter wurde und noch Weltrekordler Roman Sebrle (Tschechische Republik; 8.348 Punkte) auf den vierten Platz verwies. Mit 14,02 Sekunden über die Hürden, 4,70 Metern im Stabhochsprung und 70,24 Metern im Speerwurf gelangen auch ihm am zweiten Tag drei Bestmarken.
„Gestern Abend dachte ich schon, 8.300 Punkte gehen nicht mehr“, gab er zu. Besonders freute er sich über seine Stabhochsprungleistung. „Die stand vorher sieben Jahre lang. Jetzt ist hoffentlich der Knoten geplatzt.“ Insgesamt sieht aber auch er noch Verbesserungspotential. „Irgendwie muss ich ja noch an Michael rankommen“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Norman Müller kratzt an 8.300 Punkten
Auch Norman Müller aus Halle konnte sich als Sechster mit 8.272 Punkten über eine neue Bestleistung freuen. „Ein bisschen durchwachsen waren die Ergebnisse noch“, sagte er. „Das ist noch ausbaufähig - spätestens in Ratingen“, kündigte er an. Besonders sein Hochsprung-Ergebnis von 2,00 Metern und 63,26 Meter im Speerwurf waren für ihn in Götzis Grund zur Freude.
Ärgerliche neun Punkte fehlten Jacob Minah (LC Paderborn) letztlich zum zweiten 8.000-Punkte-Mehrkampf seines Lebens und damit auch zur vom DLV für die WM in Berlin (15. bis 23. August) geforderten Norm. Ihm bietet sich wie dem derzeit verletzten Berliner André Niklaus und Arthur Abele vom VfL Sindelfingen in drei Wochen beim ERDGAS Mehrkampf-Meeting in Ratingen (20./21. Juni) die nächste und finale Möglichkeit, sich für den Saisonhöhepunkt in der deutschen Hauptstadt zu qualifizieren.
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