Die 90-Meter-Werfer rüsten sich für München
"Die Europameisterschaft in München hat für mich die selbe Bedeutung wie eine Weltmeisterschaft", unterstreicht Deutschlands Top-Speerwerfer Boris Henry. Er führt die deutsche Jahresbestenliste mit 86,67 Metern an und liegt damit in Europa und in der Welt in diesem Sommer auf Lauerposition sechs. Belauert wird von ihm und so manch anderem ambitionierten europäischen Weitenjäger, die das Nonplusultra in ihrer Disziplin sind, nicht mehr nur Weltrekordhalter Jan Zelezny, sondern vor allem der Russe Sergej Makarov, der als einziger bislang in diesem Jahr die 90 Meter übertraf.
Sergej Makarov führt derzeit überlegen die Jahresbestenliste an (Foto: Chai)
Gerade auf deutschem Boden fühlte sich der 29-jährige in den letzten Wochen schon pudelwohl. In Dessau warf er am 29. Mai mit 90,86 Metern seinen ersten Landesrekord, in Hamburg packte er zwei Wochen später noch einen Zentimeter drauf. So richtig holte er aber Ende Juni in Sheffield seinen "Hammer" hervor. Im direkten Aufeinandertreffen schockte er mit einer Weite von 92,61 Metern Weltmeister Jan Zelezny (87,77 m) und Europameister Steve Backley (84,93 m), die sicherlich entsprechend darauf reagieren werden und das Warnsignal verstanden haben.Aus dem erlesenen Club der 90-Meter-Werfer sind bislang der Finne Aki Parviainen und der Grieche Kostas Gatsioudis noch nicht in Erscheinung getreten. Dafür haben sich neue Namen in den Vordergrund geschoben. Der erst zwanzigjährige Russe Alexandr Ivanov warf seinen Speer bereits auf 87,62 Meter und der erfahrene Pole Dariusz Trafas entwickelte sich mit einem neuen Landesrekord von 86,77 Metern ebenfalls zu einem Geheimtipp für die Europameisterschaft in München.
Deutsche Asse peilen EM-Form an
Raymond Hecht und Boris Henry sind die beiden einzigen deutschen Speerwerfer, die in ihrer Laufbahn die neunzig Meter bereits übertroffen haben. Gerade sie rüsten sich für die EM im eigenen Land. Der Magdeburger Hecht kehrte nach einer Ellenbogen-Operation im Frühjahr beim Golden-League-Meeting in Oslo in das Wettkampfgeschehen zurück. Der WM-Fünfte des letzten Jahres bekommt vom DLV bis zum 27. Juli Zeit, um sich in EM-Form und den entsprechenden Leistungsnachweis zu bringen.
"Man muss in München für die Medaillen um die neuzig Meter werfen", ist sich Boris Henry sicher. Der Saarbrückener weiss auch, was Jan Zelezny, der momentan nur wenige Wettkämpfe bestreitet, zu leisten vermag: "Er wird sich komplett auf die EM konzentrieren." Aus einem guten Grund. Der Tscheche ist aktueller Weltrekordhalter, Olympiasieger und Weltmeister. Der Europameistertitel fehlt ihm jedoch noch in seiner Sammlung. Dagegen hat der Brite Steve Backley die letzten drei EM-Siege errungen und kommt als Titelverteidiger nach München. Diese Konstellation ist sehr brisant und verspricht eine ganze Menge Spannung, wenn am 9. August das Speerwurf-Finale mit den besten Athleten der Welt im Münchner Olympiastadion ansteht.